Schwarzes Gold und rote Locken
das alles zu verzehren drohte.
Angelica schloss die Augen und wünschte, alles vergessen zu können. Ihre leidenschaftliche Reaktion auf seine Zärtlichkeiten war so verrückt, so untypisch für sie
...
Es musste an den Medikamenten gelegen haben, die sie genommen hatte.
Seufzend lehnte sie sich in die Kissen zurück. Es war sinnlos, sich et was vorzumachen. Die Tabletten waren an dieser Episode ebensowenig schuld wie an dem erotischen Traum, der sie atemlos vor Verlangen hatte erwachen lassen. Und während sie von Cade geträumt hatte, war er keine zwei Meter von ihr entfernt gewesen.
Cade Landon hatte sich nicht nur in ihr Privatleben gedrängt, sondern außerdem in ihre Träume geschlichen, und das gefiel ihr überhaupt nicht.
Genug davon, sagte sie sich energisch. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei, als sie aufstand. Mit der linken Hand wickelte sie sich das Laken wie eine Toga um den Körper. Dann ging sie zum Schaukelstuhl und betrachtete Cades friedliches Gesicht.
„Cade", rief sie leise. Er bewegte sich nicht. Angelica trat näher. „Verdammt, wach auf!"
Cade fuhr erschrocken auf. Wo, zum Teufel, war er? Vom Sonnenlicht geblendet, konnte er die weiß gekleidete Gestalt nicht gleich erkennen. Als er ihr flammendrotes Haar sah, stöhnte er auf. Angelica.
War er tatsächlich in diesem unbequemen Stuhl eingeschlafen? Jeder einzelne Muskel tat ihm weh. Und Angelicas Anblick, die wie ein Racheengel vor ihm stand, verriet ihm, dass der Tag keinen guten Anfang nehmen würde.
„Angelica", flüsterte er benommen.
„Cade." Ihre Stimme klang eisig.
Er versuchte es mit einem freundlichen Lächeln. „Wie spät ist es?"
„Zeit für dich, mein Schlafzimmer zu verlassen."
Seufzend stand Cade auf.
„Was machst du überhaupt hier, Cade? Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass Emily bei mir übernachten sollte."
„Richtig." Er nickte. „Wie geht es deiner Hand heute?"
„Meine Hand ist meine Angelegenheit. Beantworte bitte meine Frage. Was tust du in meinem Schlafzimmer?"
Cade musterte Angelica eingehend. Sie war nicht mehr ganz so blass wie gestern, aber der angespannte Zug um ihren Mund verriet, dass sie noch immer Schmerzen hatte.
„Sag doch einfach, wenn es weh tut", schlug er versöhnlich vor. „Ich könnte dir einen Eisbeutel holen oder ..."
„Wo ist Emily?"
„Ich hasse Frage-und-Antwort-Spiele, bevor ich mich gewaschen habe." Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig zu bleiben. „Gib mir bitte fünf Minuten, bevor du mit dem Verhör beginnst."
Angelica trat einen Schritt zurück. „Fünf Minuten und keine Sekunde länger."
Wortlos ging er an ihr vorbei ins Badezimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stützte er die Hände aufs Waschbecken und blickte in den Spiegel.
„Danke, dass du letzte Nacht bei mir geblieben bist, Cade", ahmte er Angelicas Tonfall nach. „Und danke, dass du auf dem unbequemen Stuhl geschlafen hast, damit ich nicht so allein bin."
Er schnitt eine Grimasse. Nur ein Narr würde erwarten, dass Angelica sich bedankte.
Abgesehen davon, hatte er gar nicht beabsichtigt, die Nacht hier zu verbringen. Er hatte sich nur kurz hingesetzt und ...
Offenbar hatte die Müdigkeit ihn übermannt. Na schön, dachte er, trotzdem hat sich nichts an meinem Entschluss geändert. Ich werde Angelicas Bluff auffliegen lassen. Und wenn sie schließlich zugeben musste, dass sie keinerlei Beweise in der Hand hatte, würde er ihr freundlich lächelnd mitteilen, dass seine Anwälte sich bei ihr melden würden.
Der Gedanke daran würde ihm helfen, ruhig zu bleiben, egal, wie sehr sie ihn auch provozierte.
Sie wollte ihn zum Verbrecher abstempeln, weil er die Nacht im Schaukelstuhl verbracht hatte? Gut. Das sollte sie nur versuchen.
Sie tat so, als wäre ihre Hand in Ordnung? Gut. Er würde dieses Spiel mitmachen.
Sie hatte recht. Was mit ihr geschah, ging ihn nichts an.
Cade wusch sich das Gesicht. Eine Zahnbürste und drei Aspirin und er wäre wieder der alte. Er spähte in den Medizinschrank. Vielleicht bewahrte die vorbildliche Angelica eine Reservezahnbürste dort auf, zumindest aber würde sie Kopfschmerztabletten haben.
Es gab sogar mehrere Zahnbürsten, die allesamt in Plastikfolie eingeschweißt waren.
Cade nahm eine heraus und putzte sich die Zähne.
Plötzlich hielt er stirnrunzelnd inne. Warum hatte sie so viele Zahnbürsten? War es aus rein praktischen Erwägungen, oder hatte sie häufiger Besucher, die über Nacht
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