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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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kleines, unwilliges Lächeln in die Züge des Hauptmanns. Er lachte schallend. »Wenn Orholam den Grips verteilt, müssen die Leute ganz vorn sich in der Schlange, wo der gesunde Menschenverstand verteilt wird, hinten anstellen, hm?«
    »Was?«, fragte Kip. »Oh.«
    Er wartete geduldig ab und dachte, sein Scherz würde ihm eine Antwort in Bezug auf das gelbe Luxin eintragen, aber Eisenfaust ignorierte ihn. Das perverse kleine Grinsen auf seinem Gesicht verriet Kip, dass er wusste, dass Kip auf eine Antwort wartete und nur deshalb den Mund hielt, weil er kein anderes Thema anschneiden wollte. Aber Eisenfaust würde ihm nicht die Freude machen, eine Antwort zu geben. Pummelige Streitmacht trifft auf unbewegliche Masse.
    Doch binnen weniger Minuten hatte ihr Weg sie auf den Lilienstiel – oder vielmehr in den Lilienstiel hinein – geführt, und Kip vergaß, was immer es war, das er gefragt hatte. Die Brücke war ganz geschlossen mit blauem Luxin, das so dünn war, dass es beinahe wie farbloses Glas wirkte. Aber unter ihren Füßen leuchtete die Brücke. Kip warf Eisenfaust einen Blick zu.
    »Egal wie oft du mich ansiehst, ich werde trotzdem kein Magister sein«, sagte der massige Mann.
    »Wie wäre es mit einem Führer?«
    »Nein.«
    »Und wie wäre es mit einem höflichen Gastgeber?«
    »Von wegen.«
    Ein Esel? Kip öffnete tatsächlich den Mund, um es auszusprechen, als er abermals bemerkte, wie muskelbepackt Eisenfausts Arme waren. Er schloss den offenen Mund und runzelte finster die Stirn.
    »Du wolltest etwas sagen?«, fragte Eisenfaust.
    »Euer Name«, erwiderte Kip. »Ist das normal bei den Parianern?«
    »Eisenfaust? Soweit ich weiß, bin ich der Einzige, der so heißt.«
    »Das ist es nicht, was ich …« Oh, er zog ihn auf.
    Eisenfaust feixte. »Du meinst, ob es üblich ist, einen Namen anzunehmen, der uns beschreibt? Es ist sehr weit verbreitet. Manche Leute benutzen dafür unsere alte Sprache, aber die Küstenbewohner – meine Leute – benutzen Worte, die Außenstehende begreifen können. Die Ilytaner tun das jedoch auch. In einem geringeren Ausmaß tut es die ganze Chromeria. Deshalb wird Gavin Guile so gut wie nie Herrscher Guile oder Prisma Guile genannt. Er ist einfach das Prisma. Orea Pullawr ist einfach die Weiße. Vielen Leuten sind nämlich die bedeutungslosen Namen zu rätselhaft.«
    »Bedeutungslose Namen. Ihr meint, so etwas wie Kip?«
    Eisenfaust zog eine Augenbraue hoch. Zuckte die Achseln.
    Herzlichen Dank.
    Die Menschen, die jetzt schon auf dem Weg nach Kleinjasper waren, schienen das Wunder unter ihren Füßen nicht einmal zu bemerken. Die Brücke war vielleicht zwanzig Schritt breit und dreihundert Schritt lang von einem Ufer bis zum anderen. Die Oberfläche ließ eine gewisse Struktur erkennen, ohne ihre Durchsichtigkeit merklich zu beeinträchtigen, abgesehen von ein wenig Schmutz. Kip konnte das Wasser direkt unter seinen Füßen sehen, keine dreißig Zentimeter entfernt, wie es sich mit jeder Welle hob und zwischen zwei Wellen wieder sank. Sie gingen auf der rechten Seite der Brücke – anscheinend gehorchte der Verkehr hier anderen Regeln als in Tyrea –, wo die See bewegt war, so dass die Wellen gleich neben Kip gegen das Luxin krachten. Nachdem eben diese Wellen ihn ins Meer gezogen und auf ihn eingedroschen hatten, machten sie ihn eindeutig nervös. Niemand sonst schien es auch nur zu bemerken.
    Dann, ungefähr als Kip und Eisenfaust die Mitte der Brücke erreicht hatten, sah Kip eine Monsterwelle herankommen. Genau vor der Brücke lief sie auf die vorhergehende Welle auf, türmte sich zu doppelter Höhe und überragte die Brücke bei weitem. Kip wappnete sich gegen den Aufprall und holte tief Luft.
    Dass er die Augen zupresste, bemerkte er erst, als er Eisenfausts leises Kichern hörte. Er öffnete die Augen, als der letzte Rest des Wassers die andere Seite der Brücke hinablief, ohne Schaden angerichtet zu haben. Die Brücke hatte nicht geächzt, war nicht erbebt, hatte die Macht der Welle, die gerade eben voll darüber hinweggeschwappt war, nicht einmal zur Kenntnis genommen.
    Einige Passanten grinsten wissend. Anscheinend war dies die Art von Scherz, derer man nie müde wurde.
    »Ist das der Grund, warum …« Kip verhaspelte sich und erinnerte sich daran, den richtigen Ausdruck zu benutzen. »Ist das der Grund, warum mein Onkel wollte, dass ich auf diesem Weg zur Chromeria gelange?«
    »Ein Teil des Grundes, da bin ich mir sicher. Wann immer wir es mit einem

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