Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
die Suppe auslöffeln muss, du Bastard. »Also wünsche ich dir einen guten Abend, Bruder.«
    Der Gefangene sagte: »Deine Lügen halten nicht mehr, Dazen. Du fragst dich ständig, wer es bereits weiß und was man gegen dich im Schilde führt. Süße Träume.«
    »Es gibt Schlimmeres, als aus einem Albtraum zu erwachen und sich in den Armen einer Frau wiederzufinden, die man liebt. Zum Beispiel, in einer Zelle aufzuwachen. Auch dir süße Träume, Bruder.« Gavin berührte das Luxin, es wurde dunkel, und die Zelle begann sich sehr, sehr langsam zu drehen und in der Erde zu versinken.
    Gavin lehnte sich gegen die kalte Wand und versuchte sich zu beruhigen. Es war keine Niederlage gewesen; er hatte einiges von seinem Bruder erfahren. Erstens, dass er Karris tatsächlich betrogen hatte. Kip war wirklich Gavins Bastard. Zweitens hatte Gavin Kips Mutter gekannt – und sie war nicht wirklich eine Prostituierte gewesen. Denn dann hätte er gesagt: »Karris würde niemals den Bastard einer Dirne annehmen.« »Den Bastard dieser Dirne« war eine bewusste Schmähung der Frau, keine Beschreibung. Und drittens – wenn sein Bruder nicht viel, viel klüger war, als Gavin es ihm zutraute, was aber durchaus möglich war – erhielt der echte Gavin noch immer keine Informationen von draußen.
    Das war der Grund, warum Gavin all seine Lügen in der Vergangenheitsform formuliert hatte: Kips Entdeckung. Ein Monat, in dem er nicht mit Karris das Bett geteilt hatte, Entscheidungen über Kips Aufnahme, die bereits getroffen worden waren. Hätte jemand ihm diese Neuigkeiten schon zuvor übermittelt, wäre dem Gefangenen aufgefallen, dass Gavins Darstellung zeitlich nicht dazupasste, und das hätte ihn verwirren müssen, denn ein Grund, warum er gelogen haben könnte, wäre nicht ersichtlich gewesen.
    Gavin hatte von seinem Bruder natürlich nicht erwartet, dass er seiner Verwirrung Ausdruck verlieh, aber er hätte darauf gehofft, sie in seinen Augen zu sehen. Da war keine gewesen.
    Also bekam der Gefangene keine Informationen von außen, was bedeutete, dass er keine Rebellion mit diesem »Farbprinzen« plante, wer zur Hölle das auch sein mochte. Also bezog der Farbprinz sich lediglich auf die Geschichte des Kriegs der Prismen, um Zwietracht zu sähen. Die ganze Welt glaubte, Gavin habe gesiegt, und dem Farbprinzen gefiel es nicht, wie die Dinge sich entwickelt hatten, also tat er so, als stecke er mit dem unterlegenen Bruder unter einer Decke – den er »eines Tages«, wie er seinen leichtgläubigen Anhängern zweifellos versprochen hatte, in die Welt zurückbringen würde. Dann war dieser Farbprinz also ein Lügner und Opportunist, aber kein Eiferer, der die Wahrheit kannte.
    Was bedeutete, dass es nur einen Ort gab, an dem er sich aufhalten konnte: Tyrea. Entweder war der Farbprinz König Garadul, oder die beiden standen miteinander in Verbindung. Vielen Dank, Bruder. Sehr hilfreich. Und dabei warst du früher im Lügen besser als ich.
    Er wartete, bis die Zelle ganz versenkt und zur Ruhe gekommen war, und überprüfte noch einmal all seine Magie, wie er es immer tat. Alles war an seinem Ort. Absolut alles. Und doch zitterte er am Ende, während er in dem Schacht emporstieg, hinaus aus der Immernacht, die er hier unten für seinen Bruder geschaffen hatte. Er saß genauso in der Falle, wie Gavin es tat.
    Ich könnte einfach aufhören, ihm zu essen zu geben. Ich würde nicht einmal etwas tun müssen. Ich könnte einfach Urlaub machen und Marissia sagen, sie solle nichts in den Schacht werfen, solange ich fort sei. Er würde einfach … sterben.
    Er erinnerte sich an einen Tag in ihrer Kindheit; Dazen war auf einen Limonenbaum gestiegen, um zu beweisen, dass er alles tun konnte, was sein älterer Bruder konnte – und er war heruntergefallen. Sie hatten gedacht, er habe sich den Knöchel gebrochen. Gavin hatte ihn den ganzen Weg bis nach Hause getragen. Eine Kleinigkeit für einen Erwachsenen, aber Gavin hatte am Ende vor Anstrengung geweint. Doch er hatte sich geweigert aufzugeben. Sein kleiner Bruder hatte es niemals vergessen.
    Und jetzt wird der kleine Bruder diesen Mann kaltblütig töten, ohne auch nur den Mut zu haben, ihm dabei ins Gesicht zu sehen?
    Genug. Die ganze Welt weiß, dass dein Bruder tot ist. Du bist alles, was sie kennen. Außerdem brauchst du einen klaren Kopf. Du musst dem Spektrum erklären, dass du einen Krieg begonnen hast. Und du musst es davon überzeugen, den Krieg auf deine Weise zu führen.
    Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher