Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
lässt es mich hören, und ich sage dir alles über den Dolch.«
    Den Dolch? Sein Bruder hatte ihm diesen Leckerbissen absichtlich hingeworfen. Verdammt. Gavin musste etwas übersehen haben. Seine Brust zog sich zusammen, seine Kehle war wie zugeschnürt. Es fiel ihm schwer zu atmen und noch schwerer, seinen gleichmütigen Gesichtsausdruck beizubehalten.
    Es war niemand hier außer ihnen. Niemand würde mit anhören, wenn er es sagte. Es war keine Neuigkeit. Wenn er etwas Neues für etwas Altes bekam, war das keine Niederlage. Es fühlte sich nur wie eine an.
    Gavin befeuchtete sich die Lippen. »Ich heiße Dazen Guile, und ich habe dir dein Leben gestohlen.«
    »Wie hast du es gemacht, Dazen? Wie kommt es, dass niemand es bemerkt hat?«
    Ich habe dir deine Kleider genommen und bin bei den Getrennten Felsen aus den rauchenden Ruinen getreten. Mein Gesicht war geschwollen von unserem Kampf. Ich hatte mir bereits deine Narbe beigebracht und mir das Haar genauso geschnitten wie du. Ich habe einfach angefangen, Befehle zu erteilen, und deine Leute wurden meine. »Ich habe mich einfach aufgeführt wie ein selbstsüchtiges Arschloch, und alle sind davon ausgegangen, dass du es wärst«, sagte er betont lässig.
    Der Gefangene lachte und ignorierte den letzten Teil. »Nun, das ist immerhin ein Anfang. Das fühlt sich gut an, oder? Es heißt doch immer, dass ein Geständnis gut für die Seele sei.«
    Dazen – Gavin! – knurrte: »Also … jetzt zu dem Dolch.«
    »Er ist meine Rache, kleiner Bruder«, sagte der Gefangene. »Er ist das süße Lied des Sieges«, fuhr der Gefangene fort. »Er ist der Stachel in der Nacht. Dürre in deinen Knochen. Schlaflosigkeit und Furcht. Er ist dein Tod und meine Freiheit, Dazen. Er ist das Ende all deiner Lügen.«
    »Und offensichtlich habe ich erst den Anfang deiner Lügen gehört«, sagte Gavin höhnisch. Sein Bruder log. Musste lügen. Er versuchte bloß, Gavin Grund zur Sorge zu geben. Er war gefangen, aber bei Verstand. Eingeschlossen, aber nicht zahnlos.
    Der echte Gavin lachte. »Nein, versteh doch, das Schöne daran ist ja, dass ich gar nicht zu lügen brauche. Was wirst du tun, kleiner Bruder? Du bist nicht in der Lage, mich verhungern zu lassen. Nein, du wirst einfach dastehen und zusehen, wie es auf dich zukommt. Der Tod wird sein Schwert ziehen, und du wirst dastehen und nichts tun. So bist du immer gewesen.« Er lachte erneut. »Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Fort mit dir.«
    Dazen zitterte. Jedes Wort, das sein Bruder sprach, berührte eine tiefere Schicht in ihm. Beschwor Erinnerungen herauf. Daran, wie Karris’ älterer Bruder, Rodin, geschworen hatte, Dazen zu verprügeln, und Dazen hatte nur dagestanden, gewartet und nicht wirklich geglaubt, dass Rodin es tun würde, bis es zu spät war. An die furchtbaren Träume, die Dazen als Kind heimgesucht hatten und derentwegen der ältere Gavin ihn verspottet hatte. Und dann weggeschickt zu werden, was Dazen immer gehasst hatte … Orholam möge ihn verdammen, Gavin hatte stets die Risse in seiner Rüstung gekannt. Dazen schüttelte den Kopf.
    Nein, jetzt war er Gavin. Die Maske musste allgegenwärtig sein, selbst in seinen Gedanken. Immer. Dazen war ein anderes Leben gewesen. »Dazen« war jetzt das Wrack auf der anderen Seite des blauen Luxins. Dazen war der schwache Bastard, der versuchte, ihn so weit zu reizen, dass er ihn tötete. Das war es. Der Gefangene war verängstigt und schwach. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er versuchte Gavin zu provozieren, damit er ihn tötete, weil er den Mut zum Selbstmord nicht aufbrachte. Das war alles.
    Der Mann, der Gavin einst gewesen war, hätte den Gefangenen einfach getötet und wäre das Problem los gewesen. Im Krieg war Dazen rücksichtslos geworden. Dazen hatte es geliebt, wenn Waffe auf Waffe schlug, wenn Blut spritzte. Dazen hatte es geliebt, über andere Männer zu herrschen. Dazen hatte jeden zerschmettert, der sich gegen ihn erhob. Jetzt, als Gavin, würde er nicht mehr in diese Rolle zurückfallen. Diese Befriedigung würde er seinem Bruder nicht gönnen. »Nun«, sagte Gavin, »es war mir wie immer ein Vergnügen, aber es wird spät« – es war zwar kaum Mittag, aber es gefiel ihm, dem echten Gavin Grund zu geben, darüber nachzudenken, wie desorientiert er hier unten war – »und Karris hat sich für heute Abend viel vorgenommen. Sie hat mir das Versprechen abgenommen, sie nicht warten zu lassen.« Das ist dafür, dass du sie betrogen hast und ich

Weitere Kostenlose Bücher