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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Liv.«
    »Ähmliv?«
    Sie errötete noch heftiger. »Aliviana. Liv. Liv Danavis.« Hatte sie den letzten Teil in der Hoffnung hinzugefügt, dass er es bemerken würde? Hätte sie anderenfalls nicht einfach Liv gesagt? Versuchte sie, sich bei ihm einzuschmeicheln, geradeso, wie ihre ruthgarischen Herren es wollten?
    »Gut gemacht«, flüsterte Schön aus der ersten Reihe. »Du hast bloß drei Versuche gebraucht.«
    »Verwandt mit General Danavis?«
    Liv schluckte. »Ja, Herr. Er ist mein Vater.« Jetzt war es heraus. Gut gemacht, Liv.
    »Er war ein guter Mann.« Er sagte es, als hege er aufrichtigen Respekt vor dem Mann, der für den Tod so vieler seiner eigenen Männer verantwortlich gewesen war.
    »Er war ein Rebell.« Sie konnte die Verbitterung nicht aus ihrer Stimme heraushalten. Verbitterung, weil ihr Vater im Krieg alles verloren hatte, ihre Mutter eingeschlossen. Verbitterung, weil sie immer anders sein würde. Verbitterung, weil ihr Vater niemals vom Krieg des Falschen Prismas sprach, niemals auch nur versuchte, sich dafür zu rechtfertigen, dass er für die falsche Seite gekämpft hatte.
    »Und nicht viele der Rebellen waren gute Männer, was deinen Vater noch bemerkenswerter macht. Hast du eine Frage, Aliviana?«
    Alle Schüler sollten Fragen haben, aber Schön, Reich und Gute Beziehungen in der ersten Reihe dominierten, wann immer die Klasse Unterricht bei wichtigen Wandlern hatte, also hatte Liv nicht damit gerechnet, eine Chance zu bekommen, ihre Frage zu stellen. Sie zögerte.
    »Ich habe eine Frage«, meldete sich Schön zu Wort. Ihr richtiger Name war Ana, und sie beugte sich voller Eifer vor und verschränkte die Arme unter den Brüsten. Auf dem Dach der Chromeria war es einigermaßen warm, aber Ana musste frieren, wenn man bedachte, wie wenig Haut ihr Kleid bedeckte. Die Mischung aus Anas frustrierend müheloser natürlicher Schönheit, ihren kurzen Röcken und dem tiefen Ausschnitt war an männliche Lehrer nur selten verschwendet.
    »Wartet, ich habe doch eine Frage«, sagte Liv. Sie hatte bereits zur Sprache gebracht, dass sie Corvan Danavis’ Tochter war. Die einzige Möglichkeit, wie sie für ihn interessanter erscheinen konnte – und ihn dazu bringen konnte zu argwöhnen, dass sie eine Spionin war –, bestand darin, freiwillig zuzugeben, dass sie aus Rekton stammte und Kip kannte.
    Und der einzige Ausweg bestand darin, noch viel, viel weiter zu gehen. Lieber Orholam, bitte …
    »Ja, Liv«, sagte Gavin. Aber er sah sie nicht an. Mit ausdrucksloser Miene starrte er zu Ana. Er blickte auf ihren hochgedrückten Ausschnitt hinab, dann wieder zu ihren Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Ja, ich sehe es. Nein, ich finde es nicht erheiternd.
    Ana erbleichte. Sie senkte den Blick, richtete sich auf und rutschte auf ihrem Stuhl herum, um ihren Rock herunterzuziehen. Orholam sei gedankt, dass Liv in der hinteren Reihe saß, denn trotz allem konnte sie ihr Grinsen nicht unterdrücken.
    »Liv?«, fragte Gavin und richtete den Blick dieser prismatischen Augen auf sie. Verzaubernd.
    Sie räusperte sich. »Ich habe mich gefragt, ob Ihr uns etwas über den Nutzen gelb-ultravioletter Bichromatie sagen könntet.«
    »Warum?«, fragte Gavin.
    Liv erstarrte. Ihr Gebet war erhört worden. Eine Chance.
    Magistra Golddorn griff ein. »Wie wäre es, wenn wir stattdessen über ultraviolett-blaue Bichromatie sprechen würden? Sie ist viel weiter verbreitet. Drei meiner Schülerinnen sind Bichromatinnen. Ana hier ist beinahe eine Polychromatin.«
    Gavin ignorierte sie.
    Liv hatte nicht geglaubt, dass dieser Augenblick jemals kommen würde. Sie war so lange in dieser Klasse, mit diesen Mädchen gefangen gewesen. In nur einem weiteren Jahr würde sie fertig sein. Tatsächlich hatte sie das Wandeln hinreichend gemeistert, um auf der Stelle die Abschlussprüfung ablegen und mühelos bestehen zu können. Sie hatte es nicht getan, weil nach dem Abschluss nichts Gutes auf sie wartete. Eine schreckliche Position, in der sie offizielle, nicht geheime Botschaften für den ruthgarischen Adligen entschlüsselte, der ihren Kontrakt hielt. Man würde ihr nicht einmal geheime Botschaften anvertrauen. Es spielte keine Rolle, dass sie während des Krieges ein Säugling gewesen war und keinerlei Loyalität für die Rebellen empfand, sie war Tyreanerin. Es war genug, um sie in den Augen der Chromeria zu verdammen.
    Jede der Sieben Satrapien war verantwortlich für die Unterweisung ihrer eigenen Schüler. Es war eine

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