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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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trat zur Seite und schlitzte dem Wicht, während dieser fiel, mit der Klinge der Pistole die Kehle auf. Er stolperte und stürzte beinahe.
    Die beiden Schwarzgardisten, die an ihm vorbeistrichen, nahm er kaum wahr. Als er sich erholt hatte und wieder sicher auf den Beinen stand, war ein Schwarzgardist von einem gewaltigen blauen Luxin-Schwert aufgespießt worden, das ein blauer Wicht anstelle seines rechten Arms gewandelt hatte. Noch im Sterben hatte der Schwarzgardist mit beiden Händen zugefasst, damit der Wicht nicht mehr freikam. Der andere Schwarzgardist – Gavin glaubte, dass sein Name Amestan war – hatte die Kreatur umkreist und hieb ihr sein Schwert in den Nacken. Einmal, zweimal – blaue Luxin-Scherben explodierten mit großer Wucht. Die Kreatur kämpfte, um sich zu befreien, schaffte es jedoch nicht. Beim dritten Hieb durchbrach Amestans Schwert das blaue Luxin und schnitt sich in den Hals. Der Wille dieses Wichts war gebrochen, und Amestans vierter Hieb trennte ihm den Kopf vom Leib.
    Einer von König Garaduls Spiegelmännern – was zur Hölle taten sie hier? – kam über die bis auf Brusthöhe übereinandergestapelten Leichen; er krabbelte und benutzte die Hände und hielt sein gezogenes Schwert mit unbeholfenem Griff. Er sah, dass Amestan ihm den Rücken zuwandte, und griff an.
    Instinktiv versuchte Gavin, mit Luxin zu parieren, aber selbst die Berührung von Magie weckte in ihm einen Brechreiz. Es war, als biete man einem verkaterten Mann ein Glas Wein an. Er schwankte, verlor beinahe das Bewusstsein, hob die Pistole und feuerte.
    Im letzten Moment wirbelte Amestan zu seinem Angreifer herum – und bewegte sich direkt in die Schusslinie. Gavins Schuss riss ihm den Hinterkopf weg. Eine Sekunde später durchbohrte der Spiegelmann Amestan, aber der war bereits tot.
    »Nein!«, brüllte Gavin. Eine ganze Linie von Spiegelmännern erschien über dem Leichenhaufen. König Garadul hatte das Gleiche begriffen, was Gavin begriffen hatte. Das Tor musste heute Abend genommen werden, oder die Mauer würde niemals genommen werden können. Also hatte der König seine Leibwache geschickt, um die Tat zu vollbringen. Es waren vielleicht nur noch dreißig Schwarzgardisten übrig, und das Erscheinen der blendenden Spiegelmänner würde genügen, um den Mut der Verteidiger zu brechen. Vor allem ohne die Schwarzgardisten.
    Es war nicht richtig, dass so viel Tapferkeit in Scheitern münden sollte. So viel Tod. Gavin konnte nicht klar denken. Er wusste es. Es kümmerte ihn nicht.
    Als die letzten Sonnenstrahlen die Erde küssten, wandelte Gavin. Es war, als trinke er Erbrochenes. Es war, als springe er mit dem Kopf voraus in eine Klärgrube. Es war zu viel für seinen Körper. Es scherte ihn nicht. Er warf alles, was er hatte, hinein. Dies war nicht für Gavin Guile. Zur Hölle mit Gavin Guile. Dies war für alle, die für ihn gekämpft hatten und gestorben waren. Sie waren für ihn eingetreten. Er konnte sie nicht im Stich lassen, nicht einmal, wenn es sein Leben kostete.
    Die Magie war wie eine zweite Sonne, die innerhalb des Torbogens geboren wurde. Binnen Sekunden war sie da, stand und sprang vorwärts. Die Spiegelmänner wurden strahlend, und ihre Spiegelrüstungen warfen das Licht in tausend Richtungen. Aber Spiegelrüstungen waren für Magie wie normale Rüstungen für Waffen: gut, um viele Schläge abzuwehren, aber nicht annähernd unbesiegbar. Ein rauschender Wind füllte Gavins Ohren einen Moment, bevor ein Kegel aus reiner Magie durch ihn hindurch in die Breite des gesamten Tores explodierte. Das Tor wurde wie der Lauf einer gewaltigen Kanone. Die Spiegelmänner begannen weiß zu glühen und blieben einen Moment länger stehen, als möglich schien; ihre Rüstungen glühten, glühten rot, dann weiß, und barsten dann wie alles andere.
    Ein Aufprall erschütterte die Erde bei der Wucht der Explosion, und nur Gavin fiel nicht zu Boden. Er ritt die Erde, Magie schoss hervor, als sei er nicht mehr als die Spitze eines Vulkans, der Laufe einer Muskete.
    Dann, keine fünf Sekunden nachdem es begonnen hatte, war es vorbei.
    Der Torbereich war leergefegt. Die Leichen waren verschwunden, und ein breites Gebiet rund um das Tor auf König Garaduls Seite war versengt und geschwärzt.
    Es herrschte benommenes Schweigen – entweder das, oder Gavin war taub geworden. Er stand da, hielt Ausschau, und eine Gestalt kam in Sicht gestolpert. Ein großer Mann, mager, bekleidet mit kostbaren, jetzt geschwärzten Gewändern.

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