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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hängend zappelte der Mann und versuchte, einen Arm zu befreien, wodurch er sachte hin und her schwang. Die Spinne bemerkte es nicht, da sie sich um ein anderes Bündel zehn Schritte entfernt kümmerte.
    Liv sah nicht weit von dem Mann entfernt ein Schwert im Boden stecken. Er riss den rechten Arm los und begann am Rest der Netze zu zerren, die ihn festhielten, konnte sie aber nicht aufreißen. Dann bemerkte er das Schwert. Er schwang hin und her und griff danach. Kam nicht ganz heran.
    »Orholam rette ihn!«, hauchte jemand in der Menge.
    »Seht euch die Spinne an!«
    Die Spinne war erstarrt, als habe sie etwas gehört. Dann drehte sie sich um, gerade als der Mann weiter ausschwang. Sie drehte sich abermals, und ihre Augen leuchteten in einem übelkeiterregenden Grün.
    Die Hände des Mannes schlossen sich gerade in dem Moment um den Schwertgriff, als die Spinne zustieß. Er schwang hin und her, und die Kiefer der Spinne schlossen sich um seinen Hals. Einen schrecklichen Augenblick lang verkrampfte sich der ganze Körper des Mannes, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Dann schlossen sich diese schrecklichen Kiefer vollends, und sein Kopf fiel zu Boden und rollte durch den Schmutz. Sein freier Arm – der noch immer das Schwert hielt – zuckte mehrere lange Sekunden, während Blut aus seinem Hals auf den Boden spritzte. Dann ließ er das Schwert fallen. Es bohrte sich in den Boden, genau an der Stelle, an der es gesteckt hatte.
    Die Spinne stürzte sich auf seinen blutenden Hals und begann zu fressen.
    Liv hörte jemanden würgen. Andere murmelten Gebete und Flüche.
    Sie war wie gebannt, wie alle anderen auch. Schließlich drückte die Spinne den Arm des Mannes wieder an seine Brust und wickelte ihn abermals in die Netze. Dann hob sie seinen Kopf und setzte ihn zurück auf seinen Körper.
    Während die Spinne die Netze reparierte und den Kopf des Mannes wieder festband, begann sich eins der anderen Bündel zu bewegen.
    »Ich schaue jetzt seit zwei Stunden zu«, sagte ein Mann neben Liv. »Keiner von ihnen entkommt. Dieser Bursche kommt ungefähr dreißig Schritte weit, bevor sie ihm die Eingeweide herausreißt. Diese zwei versuchen, zusammen gegen sie zu kämpfen. Es ist jedes Mal das Gleiche. Ich weiß es, aber ich kann nicht aufhören hinzuschauen.«
    Jedes Mal das Gleiche? Liv blickte noch einmal zu dem ersten Mann hinüber und betrachtete die Position des Schwertes unter ihm. Sie war genauso wie zuvor – ganz genauso. Das Blut, das sich unter seinem abgetrennten Kopf gesammelt hatte, löste sich langsam in nichts auf. Dies war kein Mord; es war ein Mummenschanz. Was es nicht weniger beeindruckend machte.
    »Was tust du da?«, rief jemand hinter Liv.
    Ihr war nicht einmal bewusst gewesen, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatte, aber sie blieb nicht stehen. Als sie näher kam, wurde immer offensichtlicher, dass sie recht hatte. Sie ging noch weiter heran, als – tatsächlich – der zweite Mann sich losriss und davonrannte. Aber die Spinne hielt in ihrer Verfolgung inne, erstarrte und drehte sich um. Die Menge hinter Liv keuchte auf. Die Spinne kam mit großer Geschwindigkeit zurück, direkt auf Liv zu.
    Liv erstarrte, und das Herz sprang ihr in die Kehle. Die Spinne hielt inne, direkt vor ihr, die großen Kieferklauen klackten aufeinander, und sie hob die Vorderbeine, um Liv zu packen. Zu verängstigt, um sich zu bewegen, beobachtete Liv, wie diese Kiefer aufeinanderklackten, keine zehn Schritte entfernt. Klack-klack …
    Lautlos?
    Liv stieß einen Atemzug aus, von dem ihr gar nicht bewusst gewesen war, dass sie ihn angehalten hatte. Sie kniff die Augen zusammen und sah, dass der Boden unter ihr überzogen war von ultravioletten Fäden. Genial. Sie trat nach links, und die Spinne bewegte sich nicht, bis sie in die nächste Zone trat, und dann war sie da, schnell. Und jetzt, da sie so nahe war, konnte sie sehen, dass die Höhle hinter der Spinne vollkommen falsch aussah. Sie war nicht annähernd so tief, wie sie es aus einer Entfernung von fünfzig Schritten zu sein schien. Es war wie ein Gemälde, bei dem Licht und Schatten benutzt wurden, um es so erscheinen zu lassen, als befände sich eine ganze Höhle, wo überhaupt keine war. Und die Spinne selbst war zur Gänze aus primären, stabilen Luxin-Farben geschaffen, mit Schichten bedeckt, so dass es nicht offensichtlich wurde, dass sie eine Luxin-Schöpfung war.
    Als Liv an den Fäden vorbeiging, die die Spinne auslöste, sprang die Spinne

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