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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hinter dem Mann her, der »entkommen« war, der die letzten dreißig Sekunden jedoch nicht genutzt hatte, um tatsächlich wegzurennen. Die Spinne riss ihm die Eingeweide heraus, genau wie der Mann es gesagt hatte.
    Liv berührte das Luxin der Mauer und vergaß sofort die Genialität des Spinnenmummenschanzes. Das gelbe Luxin war makellos. Es war die Vollkommenheit selbst.
    Sie vergaß, wo sie war, und wandelte direkt von dem gelben Schein der Mauer. Das Wandeln vom Licht des gelben Luxins war einst als die Nutzung der perfekten Lichtquelle propagiert worden – zumindest für Gelbe –, hatte sich aber nicht durchgesetzt. Irgendetwas ging immer verloren, es funktionierte nie richtig. Doch bei einer mehrere Wegstrecken langen Mauer spielte es keine Rolle, ob es hundertprozentig funktionierte. Liv zog eine kleine Fackel aus solidem Luxin in ihre Hand, um die Mauer besser sehen zu können. Manchmal versteckten Wandler Dinge in ihrer Konstruktion, die …
    »He, Ihr! Was tut Ihr hier draußen? Alle Wandler sollen bereits innerhalb der Mauern sein.«
    Erschrocken sah Liv einen ergrauten alten Soldaten auf sich zukommen; er trug die Uniform eines tyreanischen Sergeanten, einen Gürtel mit hübschen Radschlosspistolen um die Hüfte und eine leere Scheide. Sein Gesicht war fleckig von Schießpulver oder Rauch, und er hatte dünne Verbände um beide Hände. Als er näher kam, betrachtete er Livs Unterarme.
    »Ich, ähm …« Sie versuchte verzweifelt, sich an die Lüge zu erinnern, die sie sich zurechtgelegt hatte, falls jemand sie wegen ihrer fehlenden farbigen Armschienen fragte.
    »Ihr seid von der Leuchtwassermauer geblendet. Ich weiß, das geht allen Wandlern so. Wo sind Eure Arme?«
    Arme? Liv vermutete, dass er die farbigen Armschienen meinte, die alle anderen Wandler trugen. »Ich, äh, war gestern Nacht zur Feier der Farblords eingeladen und habe ein wenig zu viel getrunken, fürchte ich. Ich bin hinter einem Busch eingeschlafen, und meine Einheit hat mich entweder nicht gefunden oder sie dachte, es wäre lustig, mich dort zurückzulassen. Ich war nämlich größtenteils, ähm …«
    »Nackt?«
    Liv errötete, aber nicht nur wegen der Verwegenheit ihrer Lüge. »Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich noch meine Brille habe«, sagte sie und zeigte ihm ihre gelbe Brille, die in einer Tasche steckte.
    »Ich hätte wahrscheinlich selbst eine Menge getrunken, wenn ich zu dem Fest eingeladen gewesen wäre. Setzt Eure Brille auf und geht zum Tor. Sie werden Euch durchlassen. Dann geht zu Quartiermeister Zid. Er ist ein echter Bastard und wird Euch die Hölle heißmachen, aber … ah, verdammt. Kommt mit mir, ich bringe Euch hin. Das bin ich, Oberfeldwebel Galan Delelo, immer anfällig für einen Schmollmund und einen ahnungslosen Blick.«
    »He!«, sagte Liv.
    »War nur ein Scherz, nur ein Scherz«, erwiderte Galan. »Ihr erinnert mich übrigens an meine Tochter. Und wenn sie ahnungslos ist, hat sie das ganz allein von ihrem Vater. Kommt mit.« Er drehte sich um. »Und ihr da, all ihr verdammten Narren, es ist nicht real. Es ist nur eine Vorstellung. Hört auf, euch in die Hosen zu machen.« Er schlug gegen die Mauer, um seine Worte zu unterstreichen, und die Hälfte der Menge zog bei dem scharfen Geräusch den Kopf ein.
    Vor sich hin murmelnd führte er sie zum Tor. Selbst die Soldaten marschierten weiter hindurch. Sie hatten auf einer Seite zwei schmale Gassen gelassen, damit Boten, Edelleute und Wandler vorbeigehen konnten, und die Wachen dort kannten den Oberfeldwebel und ließen ihn sofort durch.
    Innerhalb der Mauer schlängelte er sich schnell zwischen Zelten hindurch und ging dann zur Spitze einer Schlange rangniederer Soldaten, um mit dem Quartiermeister zu sprechen. »Ich brauche gelbe Lappen für dieses Mädchen hier«, erklärte Galan dem Rücken des Quartiermeisters, während der massige, bucklige Mann ein halbes Dutzend Schwerter einsammelte, um sie einem jungen Soldaten zu geben.
    Quartiermeister Zid drehte sich um. »Ich kenne sie nicht. Sie gehört nicht zu den Einheiten, die ich mit Vorräten versorge. Vergiss es.«
    »Du willst mir die Hölle heißmachen? Heute Nacht? Du verrückter alter Dummkopf, muss ich dir erst einen Fuß in den Arsch stecken?«
    »Dummkopf? Du fällst über mich her wie ein Zankteufel und erwartest Rosen und Wein? Ich sollte dir deine hässliche Nase platthauen«, entgegnete der Bucklige.
    Galan lachte und rieb sich eine Nase, die offensichtlich viele Male gebrochen

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