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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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vergessen, niemals gewesen. Ich gebe dir Absolution. Ich gebe dir die Freiheit. Gut gemacht, wahre und getreue Dienerin.«
    Er stach sie ins Herz. Dann hielt er sie fest, kniete neben ihr und küsste ihr Gesicht, während sie starb. Es vergingen lange Minuten, bis er die Kraft hatte, aufzustehen und die Schwarzgardisten zu rufen.
    Als sie die Tür öffneten, sah er, dass hundert Wandler in der Halle auf ihn warteten. Sie lächelten nicht. Der gewaltige Usef Tep, der Purpurne Bär, trat vor. »Wir wollten nicht stören, während Ihr mit Eurer Mutter zusammen wart, aber Herr, wir müssen reden.«
    Herr. Nicht Lord Prisma. Nicht Gavin.
    So beginnt das Ende.

80
    »Kip, was immer auch geschieht, bleib in meiner Nähe«, flüsterte Karris und beugte sich dicht zu ihm hinüber.
    Sie sagte es mit einer Anspannung und einer Gewissheit, die Kip verriet, dass etwas geschehen würde. Bald. Obwohl er es wollte, fragte er sie nicht danach. Ihre Wächter waren nah, obwohl aller Aufmerksamkeit sich auf Lord Regenbogen auf seinem Podest und auf seine verbalen Fäkalien über Pflicht und Gerechtigkeit konzentrierte. Kip hatte lange aufgehört, ihm Beachtung zu schenken. Er starrte ein Mädchen an, das keine zehn Schritte entfernt stand. Liv.
    Er hätte schwören können, dass sie eine Weile versucht hatte, näher an ihn und Karris heranzukommen, aber während der letzten zehn Minuten hatte sie wie erstarrt dagestanden und Lord Regenbogen zugehört. Die Menge zwischen ihnen bewegte sich, und er sah, dass sie Armschienen aus gelbem Tuch trug. Liv war eine Gelbe. Sie musste es sein.
    Kip reckte den Hals und schaute zur Leuchtwassermauer hinüber.
    »Hör auf, dich so verdächtig zu benehmen«, sagte Karris mit zusammengebissenen Zähnen. Was dazu führte, dass Kip absolut nirgendwo mehr hinschauen konnte. Wenn er Liv anstarrte, würde das Aufmerksamkeit auf sie lenken, die Ansprache widerte ihn an, er konnte die Mauer nicht ansehen, und wenn er Karris anblickte, konnte er nicht umhin, ihr Kleid wahrzunehmen. Karris war zum Umfallen zauberhaft gewesen, als Kip sie eingehüllt in einen schweren schwarzen Umhang über ihrer Schwarzgardistenuniform gesehen hatte. In dem dünnen schwarzen Kleid, das sie jetzt trug, riss ihre Schönheit Kip den Atem aus der Brust, stampfte darauf herum und setzte ihn in Brand. Sie stand mit durchgedrücktem Rücken da, herrisch, königlich, Fleisch gewordene Eleganz. Trotz der Kälte der Nacht hatte niemand ihr einen Schal gegeben. In dem aufkommenden Licht konnte Kip die Gänsehaut auf ihren Armen sehen.
    »Kalt hier draußen, hm?«, bemerkte er.
    Einer ihrer Wächter schnaubte.
    »Ich werde dich zu Tode prügeln, wenn du es herausforderst«, sagte Karris, den Blick noch immer geradeaus gerichtet.
    Kip hatte keine Ahnung, wovon sie sprach oder warum die Wächter lachten. »Was hat …« Er schaute auf ihre Brust. Ihre Brustwarzen zeichneten sich unter der dünnen Seide deutlich ab. Kip fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, und genau in diesem Moment musste sie aufblicken und ihn ertappen.
    »Kip. Eine schwarze Brille ist keine Erlaubnis zum Anglotzen.«
    Würde die Erde sich bitte auftun und mich auf der Stelle verschlucken? Sie dachte, er hätte eine Bemerkung über ihre … oh, Orholam. Er war der dümmste Kerl in der Geschichte.
    Die Ansprache endete, ohne dass etwas Besonderes geschah. Kip sah Karris vorsichtig an. Sie schaute nach Osten, wo der Himmel heller wurde.
    »Er wartet, bis die Sonne fast aufgegangen ist«, flüsterte Karris, während ihre Wächter sie vorwärtsstießen. »Sei bereit.«
    »Er?«, fragte Kip.
    »Maul halten!«, sagte der Spiegelmann links von Kip. Er versetzte Kip mit dem Ende seiner Muskete einen Schlag.
    Zuerst konnte Kip nicht sehr gut sehen, wohin sie ihr Weg durch die gewaltige Menge führte. Allmählich jedoch bemerkte er, dass die Wandler sich einer viel größeren Gruppe anschlossen, an die König Garadul das Wort richtete.
    Kip verlor Liv schnell aus den Augen. Die dunkle Brille, die er trug, machte ihn fast blind. Wenn er sich anstrengte, konnte er ein wenig an den Seiten sehen, aber die Brille machte es unmöglich, die Menge abzusuchen. Und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen gab es auch keine Möglichkeit, das zu korrigieren.
    Zehntausende von Soldaten umringten König Garadul. Der Mann gestikulierte mit den Armen und rief etwas, aber Kip konnte nur Bruchstücke hören, während die Wandler sich in die hinterste Reihe dieser Gruppe stellten: »Reinigt diese

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