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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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an den Schock auf ihren Gesichtern, als er zu wandeln begann. Sie hatten gewusst, dass er ein Blau/Grüner war. Sie hatten gewusst, dass das, was er tat, unmöglich war. Es gab in jeder Generation nur ein einziges Prisma. Bilder von Feuerbällen, die aus seinen blutenden Händen strömten, von Kolos Weißeiches Schädel, der rauchte, obwohl er noch stand, von den Wachen der Weißeiches, die dutzendweise niedergemetzelt worden waren, von abgetrennten Gliedern, von Blut überall. »Ich habe die Brüder getötet und alle Wachen der Weißeiches. Die Feuer breiteten sich aus. Das vordere Tor stürzte ein, als ich entkam. Ich hörte Menschen schreien.« Er war taumelnd davongegangen, leer und benommen, um nach seinem Pferd zu suchen.
    »Am Seiteneingang stand eine Dienstmagd. Die Frau, die mich in die Falle gelockt hatte. Sie schaute durch die Gitterstäbe und flehte mich an, die Tür zu öffnen. Es war dieselbe Tür, die ich zu öffnen versucht hatte, als ich fliehen wollte. Sie war auf der Innenseite mit einer Kette verschlossen, aber die Frau hatte den Schlüssel nicht. Ich habe ihr gesagt, sie solle brennen, und ich bin gegangen. Mir war nicht bewusst – ich bin nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass alle anderen Türen ebenfalls verschlossen sein könnten. Ich wollte nur weg. Sie konnten wahrscheinlich nicht rechtzeitig die Schlüssel finden. Mit dieser beiläufigen Grausamkeit habe ich hundert Unschuldige zum Tode verurteilt.« Als sei es besser, wenn die Schuldigen starben, als wenn die Unschuldigen überlebten.
    Es war seltsam, er konnte den Umstand beweinen, dass er nicht mehr mit seinem Bruder gut Freund war, aber er fand kein Gefühl in sich für all diese toten Unschuldigen. Sklaven und Diener, die nicht durch freie Wahl an die Weißeiches gekettet gewesen waren. Kinder. Es war einfach zu monströs.
    Und die meisten der Männer, die sich Dazen später im Krieg angeschlossen hatten, hatten nicht einmal gefragt, was in jener Nacht geschehen war. Sie waren glücklich gewesen, für einen Mann zu kämpfen, von dem sie glaubten, er habe ein ganzes Herrenhaus voller Menschen getötet – weil das bedeutete, dass er unzerstörbar war. Wie er sie verachtete.
    Seine Mutter kam und nahm ihn in die Arme. Und jetzt weinte er, stumm. Vielleicht um jene, die gestorben waren. Vielleicht nur aus Selbstsucht, weil er sie verlor.
    »Dazen, es ist nicht an mir, dir die Absolution für die Ereignisse jener Nacht zu erteilen oder für alles, was in dem Krieg geschieht, den du noch immer führst. Aber ich verzeihe dir alles, was ich kann. Du bist kein Ungeheuer. Du bist ein wahres Prisma, und ich liebe dich.« Sie zitterte, und Tränen strömten ihr über die Wangen, aber sie strahlte. Sie küsste Gavin auf die Lippen, etwas, das sie seit seiner Knabenzeit nicht mehr getan hatte. »Ich bin stolz auf dich, Dazen. Stolz, deine Mutter zu sein«, sagte sie. »Sevastian wäre ebenfalls stolz auf dich gewesen.«
    Weinend hielt er sie umfangen. Es gab keine Absolution für ihn. Sevastian war immer noch tot, und ihr anderer Sohn verrottete in einer Hölle, die er für ihn geschaffen hatte. Das hätte sie ihm nicht verziehen. Aber er weinte, und sie hielt ihn in den Armen und besänftigte ihn, als sei er wieder ein Kind.
    Dann, allzu bald, schob sie ihn von sich. »Es ist Zeit«, sagte sie. Sie holte tief Luft. »Ist es … ist es akzeptabel, wenn ich ein letztes Mal wandle? Es ist Jahre her.«
    »Absolut«, antwortete Gavin und versuchte, sich zusammenzureißen. Er deutete auf die orangefarbene Wandvertäfelung.
    Sie zog orangefarbenes Luxin in sich hinein. Schauderte. Seufzte. »Es fühlt sich an wie Leben, nicht wahr?« Dann ließ sie sich anmutig auf die Knie nieder. »Erinnere dich an das, was ich gesagt habe«, bat sie.
    »An alles«, schwor er. Selbst wenn ich es nicht glaube.
    »Es ist schon gut«, sagte sie. »Eines Tages wirst du es glauben.«
    Er blinzelte.
    Felia Guile lachte leise. »Du hast nicht all deine Intelligenz von deinem Vater, weißt du.«
    »Ich habe es nie bezweifelt.«
    Sie zog sich das Haar wieder über die Schultern, damit er einen freien Weg zu ihrem Herzen hatte. Dann legte sie ihm eine Hand auf den Oberschenkel und blickte zu ihm auf. Sie ließ das orangefarbene Luxin los. »Ich bin bereit«, sagte sie.
    »Ich liebe dich«, erwiderte Gavin. Er holte tief Luft. »Felia Guile, du hast das volle Maß gegeben. Dein Dienst wird nicht vergessen werden, aber deine Fehler sind hiermit ausgelöscht,

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