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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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das Luxin ausging.
    Karris brach ihren Angriff im gleichen Moment ab wie er. Sie machte eine Finte nach rechts und erwartete, auf weiteres rotes Luxin zu treffen. Sie bereitete einen tödlichen Schlag vor. Aber ihr Schwert traf klirrend auf etwas Hartes, doch sie sah kein anderes Schwert. Er konnte auch keine Waffe gezogen haben, ohne dass sie es bemerkt hätte, nicht einmal in dieser Dunkelheit.
    Ohne zu zögern, hob sie den Ataghan und ließ ihn auf seinen Kopf herabsausen. Der Ataghan klirrte und hielt inne, als der Mann die Hände in einem V erhob.
    Er stieß sie heftig zurück und folgte ihr. Der Lichtstrahl, der die Dunkelheit des Raums durchdrang, erhellte seine Hände und das, was er darin festhielt, während er rief: »Genug! Verdammtes Frauenzimmer, haltet für eine Sekunde ein.«
    Der Wandler hielt in jeder Hand eine Pistole, gekreuzt, zwischen deren Läufen Karris’ Ataghan festsaß. Die Mündung seiner rechten Pistole starrte in ihr rechtes Auge, die der linken in ihr linkes Auge. Karris hatte natürlich noch ihre anderen Messer und das Bich’hwa, aber sie konnte keine Waffe so schnell ziehen, wie er abdrücken konnte.
    Die Pistolen, die auf sie zielten, waren von ilytanischer Bauart. Da die Ilytaner Magie verschmähten, waren ihre nichtmagischen Werkzeuge im Allgemeinen die besten, die es gab. Bei Pistolen hieß das aber nicht unbedingt viel. Dies waren Radschlosspistolen. Bei ihnen brauchte man keine brennende Lunte, dafür zündete aber das Steinschloss das Pulver ein von vier Malen nicht.
    Unglücklicherweise waren beide Pistolen doppelläufig, und alle vier Hähne waren gespannt. Karris versuchte zu rechnen – standen die Chancen, dass keiner der vier Schüsse losgehen würde, eins zu sechzehn oder eins zu zweihundertsechsundfünfzig? Sie verzweifelte daran. Sie würde nicht auf diese Chancen wetten, nicht einmal auf die eins zu sechzehn.
    Also … reden.
    »Was wandelt Ihr?«, fragte der Mann mit angespannter Stimme.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht …«
    »Was. Wandelt. Ihr?!«, schrie er. Er schleuderte ihren Ataghan beiseite und setzte ihr eine Pistole direkt auf die Stirn. Es war zu dunkel, als dass er ihre Iris hätte sehen können, aber er würde ohnehin schnell dahinterkommen, also sagte Karris: »Grün. Grün und Rot.«
    »Dann wandelt eine Leiter und verschwindet. Sofort!«
    Bei einer anderen Gelegenheit hätte es Karris vielleicht geärgert, dass sie so prompt gehorchte, aber binnen eines Herzschlags hatte sie die Brille auf der Nase und wandte sich dem Licht zu. Alles in diesem Raum war entweder mit offenem rotem Luxin bedeckt oder mit geschwärztem, versengtem, geschlossenem rotem Luxin. Schließlich fand sie oben im Tempel einen Eisenholzbalken, der ein hinreichend reines weißes Licht widerspiegelte, um es ihr zu ermöglichen, gutes, solides Grün zu wandeln.
    Noch während ihr Körper sich mit Grün füllte, sah sie, warum der Wandler so gedrängt hatte. Dieser Raum war gefüllt mit rotem Luxin. Sie hätte es eher begreifen müssen. Es gab zwei Eingänge in den Raum, und die toten Soldaten waren versengt, aber nicht zu Tode geröstet – und das rote Luxin war zurückgeblieben und bedeckte alles, statt zu brennen, wie es das hätte tun sollen.
    Und es war immer noch da. Dieser Raum war erfüllt von rotem Luxin, altem und neuem. Sie befanden sich in einem Pulverfass.
    Oben kippte eine brennende Bank um, und schwelende sowie brennende Holzstücke rollten auf das Loch im Boden zu. Karris rannte los und warf grünes Luxin zu Boden, das dick genug war, um darauf zu stehen. Sie wandelte etwas, das im Prinzip eine unmöglich schmale Treppe war, die Stufen gerade breit genug für ihre Füße, gerade stark genug, um ihr Gewicht zu tragen, wenn sie sich mit aller Macht konzentrierte. Aber die Treppe brauchte nur zwei Sekunden lang zu halten, während sie sie hinaufrannte – und sie hielt tatsächlich. Sie machte einen Schritt, noch einen und noch einen; flinkfüßig wie eine Hirschkuh sprang sie und landete auf dem Boden des Kirchenraums. Sie spürte, dass ein weiterer Teil des Bodens einstürzen würde, rollte sich ab und hielt auf das offene Portal zu. Die große Menge roten Luxins im Keller bedeutete, dass der ganze Bau jetzt jeden Augenblick …
    Wummh!
    Die Explosion ließ den Boden unter Karris’ Füßen emporschnellen. Sie traf sie, gerade als sie sich von einer Stufe abstieß, und katapultierte sie in die Luft. Das Portal öffnete sich noch weiter, während sie

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