Schwarzes Verlangen
hin und her geworfen. Doch sie hatte es geschafft, ihn zu beruhigen.
Sie. Nicht Synda.
Einen langen Augenblick hatte er sie festgehalten, die Arme fest um sie geschlossen, als könnte er es nicht ertragen, sie loszulassen, und dann hatte er sie auf ihre Seite des Betts hinübergerollt. Offensichtlich hatte er seine Abneigung gegenüber Berührungen zumindest ein wenig überwunden – und doch hatte er nicht versucht, sie zu küssen oder anzufassen.
Diese Art von Kontakt hob er sich wohl für die Prinzessin auf.
Warum nur zerriss sie das innerlich so sehr?
Ein verlobter Mann sollte mit keiner anderen als seiner Zukünftigen das Bett teilen, und jeden, der sich nicht daran hielt, sollte man … sollte man … kastrieren!
Dabei könnte ich ihm zur Hand gehen, dachte sie. Ich kenn mich zwar nicht mit Messern aus, aber so ein bisschen Schnippeln dürfte doch kein Problem sein.
Jetzt denkst du schon ernsthaft über Verstümmelung nach? Wer bist du?
Ich bin du , Dummerchen.
Was, wenn Kane schon längst in Synda verliebt war?
Was interessiert dich das?
Tut es nicht. Okay, gut. Tut es doch.
Stundenlang hatte sie wachgelegen, hatte versucht, ihre erste Kostprobe des Luxus nicht zu sehr zu genießen, während sie sich darauf vorbereitete, aus dem Zimmer zu schleichen, sobald Kane eingeschlafen war. Doch auch er war stundenlang wachgeblieben, und irgendwann waren ihre Augenlider einfach zu schwer geworden, um sie noch länger offen zu halten. Dann war sie von seiner Unruhe aufgewacht und hatte ihn in den Arm genommen, und es hatte ihr bessergefallen, als es sollte. Sie war sogar versucht gewesen, um mehr zu bitten.
Wenn Synda das je herausfinden sollte …
Sie hob das Kinn und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Vier kleine Kronleuchter aus Hunderten von Opalen schwebten über einem langen, rechteckigen Tisch aus massivem Gold, besetzt mit Diamanten und Saphiren. Die geschnitzten Stühle stellten Drachen dar, die Sitzflächen waren mit kobaltblauem Samt bezogen. Farbenfrohe Fresken von nackten, Possen treibenden Fae zierten die Wände, und auf dem Boden lag ein dicker weißer Teppich.
Es gab drei Fenster, die auf den Blumengarten hinter dem Palast hinausgingen. Diesen Garten liebte sie und warf jetzt einen Blick nach draußen – Augenblick. Bewaffnete Wachen rannten auf das Tor zu.
Irgendetwas war los. Was …
Endlich kam König Tiberius in den Raum spaziert, in Begleitung seiner jüngsten Mätresse. Sofort machte Josephina sich bereit. Die Mätresse war liebreizend, das schon, aber erst siebzehn Jahre alt. Bevor sie das Interesse des Königs geweckt hatte, war ihr eine leuchtende Zukunft vorherbestimmt gewesen. Wahrscheinlich hätte sie den Reichsten der Opulen geheiratet; sie hätte eine Familie gegründet, und es hätte ihr an nichts gefehlt.
Außer vielleicht an Liebe und Treue.
Doch jetzt würde sie kein Mann mehr nehmen, nicht einmal der niederste Diener. Wenn der König ihrer überdrüssig wurde, und das würde er irgendwann, würde niemand seinen Zorn riskieren wollen, indem er nach etwas strebte, was Tiberius als „unwürdig“ empfand.
Die Miene des Königs wirkte besorgt, als er seinen Platz am Kopfende des Tischs einnahm. Der spärlich bekleideten jungen Frau bedeutete er, sich auf den Stuhl zu seiner Linken zu setzen – den Platz der Königin. Leise stöhnte Josephina. Königin Penelope wusste von den Affären des Königs, natürlich wusste sie das, jeder wusste davon; in der Öffentlichkeit tat sie, als wäre es ihr egal. Doch hinter verschlossenen Türen, wenn nur Josephina in der Nähe war, ereiferte sie sich lauthals keifend darüber.
„… nicht sicher, warum uns eine Armee von Phönixkriegern angreift“, sagte der König gerade. „Wollen die wirklich einen neuen Krieg beginnen? Sie mögen brutal sein, aber sie sind auch in der Unterzahl.“
Oh nein, oh nein, oh nein. Wenn die Phönixe hier waren, dann wegen Josephina. Und wenn ihr Vater herausfand, dass es ihre Schuld war, würde er all seinen Zorn an ihr auslassen.
Sie erzitterte, und der Saft schwappte über den Rand des Krugs.
Tadelnd blickte Tiberius zu ihr herüber.
„Du hast nichts zu befürchten, meine Liebe“, fuhr er fort und tätschelte seiner Geliebten die zarte Hand. „Bevor der Tag vorbei ist, sind diese Soldaten tot, und wir schicken ihrem Volk deren Köpfe zurück.“
„Danke, Majestät“, erklang die leise Antwort. Das Mädchen hielt den Blick gesenkt. „Ihr seid so stark. Vollkommen
Weitere Kostenlose Bücher