Schwarzes Verlangen
Moment hatte er sich auf einen Kurs festgelegt, im nächsten war er nur noch verwirrt. Sie brauchte jemand Solides. Verlässliches. Wie Torin.
Sie hatte in niemanden Vertrauen, hatte sie gesagt, und das war einfach nur traurig. Ob Kane sie nun verdiente oder nicht, er würde sie nicht im Stich lassen.
Töte sie , forderte Katastrophe . Das will sie doch.
Was sie wollte, war nicht das, was sie brauchte.
Tinks Lippen entschlüpfte ein leises Seufzen, und es schnürte ihm die Brust zu. Wie unschuldig sie war.
Töte sie!
Kane wandte sich um und verließ das Zimmer, während der Dämon ihn mit jedem Schritt verfluchte.
Josephina hatte viele Pflichten, und der königlichen Familie das Frühstück zu servieren war eine davon. Ein Erlass von Königin Penelope persönlich, dazu erdacht, um sie bereits am Morgen zu erniedrigen – jeden Tag.
Während sie darauf wartete, anfangen zu können, drückte Josephina sich an die hintere Wand des Esszimmers. In der Hand hielt sie einen Krug frisch gepressten Granatapfelsaft. Sie hätte schon längst fertig sein sollen, sollte mittlerweile mit ihren Haushaltspflichten beschäftigt sein, doch es war noch niemand aufgetaucht. Vermutlich waren sie alle damit beschäftigt, Kane und Synda zu ihrer bevorstehenden Hochzeit zu beglückwünschen, während das glückliche Paar die Komplimente in sich aufsog.
Oh, Kane. Sie haben ja alle so recht. Wir sind so wunderschön zusammen , sagte Synda wahrscheinlich gerade. So perfekt füreinander.
Ich bin für jede perfekt , antwortete Kane bestimmt. Aber ich bin froh, dass ich bei dir gelandet bin.
Der Krug zerbrach in Josephinas Händen.
Als kalter Saft durch den Stoff ihrer Handschuhe sickerte, schnappte sie nach Luft. Hastig lief sie in die Küche und suchte sich ein paar Lappen zusammen, wobei sie dem Blick des Kochs sorgsam auswich. Dem war jede Gelegenheit willkommen, ihr eins auszuwischen.
Einmal hatten sie Josephina als Strafe für eines von Syndas Vergehen eine Woche lang hungern lassen. Nach drei Tagen war der Hunger so schlimm geworden, dass sie sich in die Küche geschlichen und ein Stück Brot gestohlen hatte.
Der Koch hatte sie erwischt, jedoch geschworen, den Mund zu halten, wenn sie die Nacht mit ihm in seinem Bett verbrachte. Stattdessen hatte sie sich selbst schuldig gemeldet, und das hatte er ihr nie verziehen.
Nun gut, vielleicht war sie Kane gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen. Vielleicht sahen einige Männer – abgesehen von ihrem Bruder – doch mehr als eine Blutsklavin in ihr.
Der Koch räusperte sich, und sie warf einen Blick in seine Richtung.
„Was hast du jetzt wieder angestellt? Welche Probleme hast du mir jetzt wieder bereitet?“ Wütend stapfte er auf sie zu und packte sie am Handgelenk, nur um sie schnaufend wieder loszulassen. „Du bist ja ganz nass.“
„Und dein Essen schmeckt scheiße. Und?“
„Wie kannst du es wagen! Mir egal, wer du bist, du wirst nicht meine exquisiten Kochkünste beleidigen.“
„Hab ich doch gerade.“
„Das machst du nicht noch mal. Ich warne dich.“
Okay. „Deine Pasteten schmecken nach gar nichts, und deine Kuchen sind steinhart.“
Er holte aus und scheuerte ihr eine. Flammend spürte sie seinen Handabdruck auf ihrer Wange. Josephina schlug zurück, und während er noch entrüstet nach Worten klaubte, warf sie ihm einen Luftkuss zu und stolzierte davon.
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, wischte sie das Chaos im Esszimmer auf und zog sich ein frisches Paar Handschuhe über. Erst als sie einen weiteren Krug Saft gepresst hatte, nahm sie ihren Platz wieder ein.
Die königliche Familie hatte sich jedoch immer noch nicht blicken lassen.
Rücksichtslose Kröten!
Der für sie untypische Ausbruch ließ sie zusammenzucken. Es musste das Brennen ihrer Wange sein, das sie so gereizt werden ließ. Und, na ja, Kane hatte kein Recht, Synda zu heiraten, nachdem er Josephina gezwungen hatte, die Nacht in seinem Zimmer zu verbringen. Direkt bei Sonnenaufgang hätte er die Hochzeit abblasen müssen!
Und ich hätte gar nicht erst zu ihm gehen sollen. Hätte gar nicht erst in Erwägung ziehen sollen, sein Angebot anzunehmen, in der Hoffnung, ihn von Synda wegzubekommen.
Verärgert war Josephina über diese Verlobung sowieso schon gewesen, aber während sie dort stand und über die vergangene Nacht nachdachte, geriet sie regelrecht in Rage. Wahrscheinlich erinnerte Kane sich nicht daran, aber letzte Nacht hatte er furchtbare Albträume gehabt. Hatte gestöhnt und sich
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