Schwarzes Verlangen
unbesiegbar.“
Dann kam Kane hereinspaziert, und bei der Erinnerung an seine Umarmung erbebte Josephina. Nie war seine wilde Schönheit deutlicher gewesen als in diesem Augenblick, als sich das Morgenlicht über ihn ergoss. Hinter ihm waren immer noch die zwei Wachen. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, und Josephina war sich sicher, dass er es irgendwie geschafft hatte, jedes einzelne Detail in sich aufzunehmen – musste jedoch eine Woge der Enttäuschung niederkämpfen, als er sie einfach übersah.
Dir auch einen guten Morgen, dachte sie und versuchte, auch die jüngsteVerletzung und Verbitterung zu ignorieren.
„Lord Kane. Schön, dass Ihr uns Gesellschaft leistet.“ Mit einer Geste lud er Kane ein, sich auf den Stuhl zu seiner Rechten zu setzen. Syndas Platz.
Kane setzte sich, wodurch er Josephina den Rücken zuwandte. Er hob den Arm und krümmte zwei Finger. Sollte das … eine Aufforderung sein?
Wieder bewegte er die Finger, diesmal hartnäckiger.
Er meinte es wirklich ernst. Ich schlag ihm die Fresse ein!
Zähneknirschend trat sie vor und goss drei Tropfen Saft in seinen Kelch.
Als sie sich entfernen wollte, packte Kane sie am Handgelenk. Erschrocken hätte sie fast den Krug fallen lassen. Sein Griff war fest, seine Haut glühend heiß.
„Da ist ein Abdruck auf deiner Wange“, stellte er mit dieser speziellen Ruhe fest, die sie mittlerweile als Zeichen der Gefahr deutete. Er sah zu ihr auf, doch seine dichten Wimpern verbargen jegliche Emotion, die in seinen Augen schimmern mochte. Die Lippen hatte er zu einer harten, dünnen Linie zusammengepresst.
„Ja, offensichtlich“, antwortete sie.
„Von?“
„Einer Hand.“
„Das ist mir schon klar. Wessen Hand?“
Sie befeuchtete sich die Lippen, und er verfolgte die Bewegung mit den Augen. „Völlig uninteressant. Ich hab mich drum gekümmert.“
Er packte ihr Handgelenk fester. „Wessen Hand?“
„Warum?“
„Damit ich denjenigen – oder diejenige – umbringen kann.“
Mit dem Koch verband sie keinerlei Loyalität, doch sie würde nicht zulassen, dass der Mann für ein so lächerliches Vergehen zum Tode verurteilt würde. Also schwieg sie.
Kane ließ sie los und blickte den König finster an. „Wenn ihr noch einmal jemand wehtut, werde ich dafür sorgen, dass jeder Einzelne in diesem Palast es bereut.“
Eine solche Respektlosigkeit war der König nicht gewohnt, und er brauste sofort auf. „Meine Bewunderung für Euch wird Euch nicht vor meinem Zorn bewahren, Lord Kane. Nehmt Euch in Acht.“
„Versucht Ihr, Euch einen Feind zu machen, den Ihr Euch nicht leisten könnt? Denn Ihr bewegt Euch gerade auf einem sehr schmalen Grat“, herrschte Kane ihn an. „Ihr habt da draußen Phönixe rumlaufen, die völlig außer Kontrolle sind, und Eure Männer werden es niemals schaffen, sie zu besiegen. Ihr habt Eure Armee faul werden lassen, habt Euch auf den Triumphen vergangener Eroberungen ausgeruht.“
„Wie könnt Ihr es wagen! Meine Männer sind so stark wie eh und je.“
Kane lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Wenn ich jetzt da rausgehen würde, könnte ich jeden einzelnen Mann unter Eurem Kommando abschlachten, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen. Soll ich es beweisen?“
Was tat er da? Am liebsten hätte sie sich vor ihn geworfen, um die Flüche und Strafen abzuwehren, die gleich auf ihn einprasseln würden, doch es stand ihr nicht mehr zu, ihn zu beschützen. Sie kehrte auf ihren Platz an der Wand zurück.
Tiberius sprang auf, schlug mit den Händen auf die Tischplatte und funkelte zornerfüllt auf ihn hinab. „Ein toter Mann kann nichts beweisen.“
Auch Kane stand auf, nicht willens, sich dem mächtigen König der Fae geschlagen zu geben – etwas, das nur sehr wenige versucht hatten und niemand überlebt hatte. Sein Stuhl kippte um, und eins der Stuhlbeine traf ihn in der Kniekehle. Er schien es gar nicht zu bemerken.
„Ich habe einige Erfahrung mit dem Volk der Phönixe, und ich weiß, dass sie in den nächsten Wochen mit Euren Männern spielen und ihre Fähigkeiten austestenwerden. Dann wird es für ein paar Wochen so aussehen, als wären die Phönixe verschwunden, und Ihr werdet Euch entspannen. Dann werden die Krieger brutaler als je zuvor über Euch hereinbrechen und den Palast und jeden darin bis auf die Grundmauern niederbrennen.“
Die kristallenen Augen des Königs verengten sich. „Wenn dem so sein sollte, ist dieses Problem genauso sehr das Eure wie das meine. In acht Tagen
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