Schwarzes Verlangen
Haarsträhne um den Finger. „Ich muss dir eine Frage stellen.“
„Was immer du wissen willst.“
„Wirst du Synda wirklich heiraten?“ Eigentlich hatte sie die Frage genauso nüchtern stellen wollen wie alle anderen zuvor, doch das hatte nicht ganz geklappt. Stattdessen hatte sie geflüstert, und all ihre Hoffnungen waren aus ihrem Tonfall hervorgesickert.
Und statt zu antworten, begann er zu pfeifen.
Tja, das war wohl Antwort genug, nicht wahr?
Enttäuschung, Frustration und Wut sammelten sich in ihr an. Sie hatte recht gehabt. Seine Gefühle würden nichts an seinem Kurs ändern.
„An Tagen wie diesem wünsche ich mir jedes Mal, ich hätte den Hausfrauen-Bund in meiner Kurzwahlliste. Mein Mädchen hat Blut auf dem Kleid“, murmelte er. „Was soll ich nehmen, Mineralwasser oder Essig?“
Mein Mädchen hatte er gesagt. Josephina.
Argh! Du kannst nur eine haben, Kane , hätte sie ihn am liebsten angeschrien.
Die Dusche wurde abgestellt. „Reich mir mal ein Handtuch.“
Josephina nahm ein weißes Handtuch aus dem Schrank und warf es über die Vorhangstange.
„Danke.“
„Gern geschehen“, antwortete sie schnippischer, als sie vorgehabt hatte.
Dann glitt der Vorhang beiseite, und kurz wunderte sie sich, dass keine Dampfwolke entwich – warum? –, bevor ihre Gedanken … völlig … entgleisten. Kane war noch immer nackt, natürlich war er das, aber jetzt glänzte er. Nass war sein Haar dunkler, und einzelne Tropfen hingen darin und fielen ihm auf die Wangen. Der eingebrannte Drache auf seiner Brust war nicht mehr rot, sondern bereits verschorft und schwarz. Um seine Hüften hing das Handtuch und verbarg das Schmetterlingstattoo – und andere Dinge.
Ihr stockte der Atem, als er ihr Kleid über die Vorhangstange warf. Mit einem Klatschen trafen die Ärmel und der Rocksaum aufeinander.
„Ich brauche was zum Anziehen“, brachte sie irgendwie heraus. „Ich hab Sachen zu erledigen.“ Und ich muss weg von dir. Bevor ich vergesse, dass ich nicht gern teile.
„Um deine Pflichten kümmere ich mich. Du bleibst hier drinnen und ruhst dich aus.“
Erstaunt riss sie die Augen auf. „Das geht nicht. Das kann ich nicht machen.“
„Ich würde nur zu gern sehen, wie du versuchst, mich aufzuhalten. Oder diese Suite zu verlassen. Und jetzt mach mir eine Liste mit allem, was du zu tun hast.“
Wenn er unbedingt ihre Haushaltspflichten erledigen wollte, sollte er doch. Jeder Opulen, der ihn dabei sah, würde ihn auslachen. Selbst die Bediensteten würden kichern. Dafür hätte Josephina endlich Zeit für sich, ohne ihn – ein bisschen Frieden. Diese Gefühle, die er in ihr weckte … So langsam begann sie sie zu hassen. Diese Intensität war nichts für sie.
Zuckersüß grinsend marschierte sie ins Schlafzimmer und holte einen Notizblock und einen Stift aus dem Nachttisch hervor. Dann begann sie zu schreiben. Und schrieb. Und schrieb. In diesen Minuten des Schweigens schnallte er sich wieder seine Waffen an den Körper, durchforstete den Inhalt des Kleiderschranks und zog sich die Sachen an, die der König ihm zur Verfügung gestellt hatte. Noch bevor sie mit der Liste fertig war, begann ihr Handgelenk zu schmerzen.
Er kam auf sie zu, bekleidet mit einem schwarzen Hemd und der dazu passenden Hose, und sah einfach zum Anbeißen aus – ungeachtet der Tatsache, dass er seinen herrlichen Körper bedeckt hatte. Stumm reichte sie ihm das Blatt Papier.
Je länger er darauf blickte, desto mehr verfinsterte sich seine Miene. „Das alles musst du machen?“
„So gut wie jeden Tag.“
Er las die Liste zum zweiten Mal. „Ich sollte deinen Vater und deinen Bruder einfach auf der Stelle umbringen.“
„Damit du für den Rest deines Lebens von den Fae gejagt wirst?“
„Darüber mache ich mir keine Sorgen“, erwiderte er und schien es vollkommen ernst zu meinen.
„Das solltest du aber. Ich weiß, Tiberius hat dir viele Freiheiten gewährt, und wahrscheinlich hältst du mein gesamtes Volk für einen Witz – sonst wärst du nicht so nonchalant –, aber du hast noch nicht erlebt, wie es ist, wenn sie alle gemeinsam Blutrache fordern. Ich schon.“
„Ich mache mir trotzdem keine Sorgen.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn die Fae deinen Tod wollen und dich nicht finden können, werden sie deine engsten Freunde aufspüren und foltern, um dich aus deinem Versteck zu locken. Selbst die ruhmreichen Herren der Unterwelt.“
„Und wenn ich schon tot bin?“
„Dann tun sie’s
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