Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
Vom Netzwerk:
verschossen hatte.
    Kelland blinzelte sich die brennenden Nachbilder aus den Augen. Sie hatten ein Drittel der Skelette vernichtet. Vielleicht die Hälfte. Aber die übrigen trampelten weiter durch den sich auflösenden Rauch ihrer dahingerafften Gefährten heran und waren jetzt zu nah, dass Kelland das Risiko eines zweiten Gebets in Kauf nehmen konnte. Knoten aus dunklem Rauch pulsierten in der Brust der Skelette; Glut loderte in ihren Augen. Und Bitharn hatte fast keine Pfeile mehr.
    Plötzlich begriff Kelland, dass der Marsch der Skelette und sein eigener Atem die einzigen Geräusche waren, die er hören konnte. Die augenlosen Skelette waren verstummt, die Zungen hingen ihnen verkrampft und blutig zwischen den Zähnen. Elfenbeinfarbener Nebel kletterte in geisterhaften Ranken an ihren Gliedern empor und zog Streifen von kräftigem Schwarzfeuer hinter sich her, wo immer sie vorbeikamen. Diese dunklen Streifen reagierten heftig auf das Eindringen von Malentirs Magie; die Zauberstränge wirbelten umeinander, und die eine riss an der anderen, ohne dass man erkennen konnte, welche vielleicht siegen würde.
    Der Dornenlord war genauso reglos wie seine Opfer. Schatten hüllten den Mann ein und verdeckten alles bis auf die Umrisse seines Gesichtes und seiner langen weißen Hände. Vollkommen versunken in seinen eigenen arkanen Kampf, bemerkte er die Gefahr nicht, die auf sie zukam.
    »Bleib zurück!«, befahl Kelland Bitharn. Er konnte über dem Klappern fleischloser Füße seine eigene Stimme kaum hören. Bitharn nickte und wich zur Treppe zurück, wobei sie versuchte, außer Reichweite der um sich schlagenden Fangarme zu bleiben.
    Hätte er genügend Zeit gehabt, hätte Kelland ein Fallenfeuer gewoben, um seinen Rücken zu decken und den anderen einen gewissen Schutz zu bieten … aber er hatte keine Zeit. Er hatte kaum seine Position gewählt und seinen Schild erhoben, als sie ihn auch schon erreichten.
    Die Skelette griffen mit fleischlosen Fingern über ihn hinweg und versuchten, seinen Panzer aufzustemmen; sie rülpsten Schwefel und Feuer und blendeten ihn mit einem Rauchnebel, der aus vielen Kehlen stieg. Kelland schlug sie mit seinem Schild zurück, wobei er alles daran setzte, dass sie Bitharn nicht erreichten oder ihn umgingen und ihn von hinten angriffen.
    Ein Skelett packte Kellands Klinge und wollte ihm die Waffe entwinden, noch während ihre heilige Aura der Kreatur die Finger wegsprengte. Sie starben in Scharen um ihn herum, weil sie dem Zorn seiner Göttin nicht die Stirn zu bieten vermochten, und doch kamen immer noch mehr. Er fragte sich, ob sie sterben wollten, wie die Maelgloth , oder ob sie einfach nicht mehr genügend Verstand hatten, um ihren Untergang zu begreifen.
    Oder, dachte er trostlos, während sich eine boshafte Macht überwältigend in seiner Seele erhob und seine eigene Magie auslöschte wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schob, ob sie nur ein Verzögerungsmanöver im Sinn hatten.
    Der Marsch der Toten geriet ins Stocken, und schließlich blieben sie stehen. Ein gewaltiger Schatten erhob sich über ihnen. Wo er hinfiel, floh das Licht aus den Augen der Skelette, die Rauchschwaden flossen durch ihre Rippen empor und schlossen sich ihm an, und ihre Knochen fielen klappernd zu Boden. Die Augenlosen widerstanden einen Moment länger, aber auch sie ergaben sich mit geisterhaftem Geheul, während ihr Inneres sich zu feinem schwarzem Sand auflöste und aus ihren Mündern quoll. Als der Sand sich über den Boden ergoss, schmolz er zu einem schwarzen Nebel und erhob sich in den Schatten. Malentir keuchte, von der plötzlichen Auflösung seines Zaubers aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Kelland ließ sein Schwert sinken und mühte sich, durch den Wald aus starr stehenden und fallenden Skeletten etwas zu erkennen. Schweiß und Tränen, vom Rauch verursacht, ließen die Umgebung vor seinen Augen verschwimmen. Aber er sah, wie eine Gestalt sich aus dem Schatten erhob, und er spürte, wie ihre Macht einer Flutwelle gleich über ihn hinwegrollte.
    Die Kreatur in der Dunkelheit trug Gethels zerlumpte Haut als Umhang. Einzig diese runzelige Hülle aus Haut und die glühende Hitze in ihren Augen verliehen ihr überhaupt eine Gestalt. Sie ragte über ihnen auf, dreimal so groß wie ein Mann, und ihr Atem war wie ein Schwall aus einem Hochofen. Der Umhang aus Haut brannte, wo er diesen infernalischen Leib berührte, und ließ Flecken aus leuchtender, mit Asche umrahmter Spitze zurück, die auf der Haut des

Weitere Kostenlose Bücher