Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Bestätigung. Aufeinander fixiert schien weder Gethel noch der Dorn sie gehört zu haben.
»Ich kann es nicht sagen«, stöhnte der Gelehrte abermals.
»Ihr könnt es und Ihr werdet es.« Malentir drehte einen seiner Armreifen und bohrte ihn sich grausam ins eigene Fleisch. »Wer war es? Was habt Ihr ihm geschickt?«
Wimmernd stolperte Gethel vorwärts, als habe man ihn von hinten geschlagen. Trübe Tränen rannen durch die Furchen auf seinen Wangen. »Corban. Sein Name ist Corban. Ich habe ihm Bolzen geschickt. Mit hohlen Spitzen, gefüllt mit Schwarzfeuerstein. Der Staub … wird zu Stein und reagiert … ungewöhnlich … auf Blut, sobald er einen Vorgeschmack bekommen hat, um seinen Hunger zu wecken. Es war … was er wollte. Wofür er bezahlt hat.«
»Wo ist er?«
»Cailan«, flüsterte Gethel. »Ich habe die Bolzen nach Cailan geschickt.«
»Ihr wart wahrlich ein Narr.« Der Dorn löste seinen Zauber mit einem einzigen scharfen Wort. »Von dem da werden wir sonst nichts Nützliches mehr erfahren. Tötet ihn!«
Bitharn hatte bereits einen Pfeil in ihren Bogen gespannt. Bevor Malentir das letzte Wort über die Lippen kam, zog sie die Sehne zurück und ließ ihn fliegen. Der Pfeil fuhr zwischen den beiden Gesegneten hindurch und grub sich in Gethels Kehle.
Der alte Mann brach an der Wand aus Knochen hinter ihm zusammen. Im Hinabgleiten seufzte er, und der Laut fand ein Echo in einem Pfeifen durch das blutleere Loch, das der Pfeil in seine Kehle gerissen hatte. Der verdoppelte Seufzer dauerte fort und fort, endlos und unerträglich. Gethels Leichnam war so gefallen, dass man ihn hinter den Knochen nicht mehr sehen konnte, aber Kelland erblickte eine Fontäne aus schwarzem Staub über ihnen. Sein Licht, das ihm die Gebete gewährte, schrumpfte, als der Staub auf sie zugeweht kam, und das Gefühl des Bösen verstärkte sich in seinem Umkreis.
Verwirrt und erschrocken trat der Ritter vor, um nachzusehen, was geschah.
Gethel fiel in sich zusammen. Seine Haut war eine runzlige Hülle wie bei einer Stoffpuppe, deren Füllmaterial herausgerissen wurde. Schwarzer Rauch quoll aus seinen Ohren, seinen Nasenlöchern und dem Loch, das er sich in den Schädel gekratzt hatte. Er breitete sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus und streckte kohlschwarze Finger nach dem Labyrinth um ihn herum aus. Der Rauch verschwand in den Nischen zwischen den gestapelten Knochen, und von überall hörte Kelland das Ächzen von Mauern, die sich selbst aus ihren Grundfesten rissen, laut wie das Bersten der Welt.
Bitharn schrie entsetzt auf. Kelland sah sich um und entdeckte, dass der Rauch sich über ihnen am Labyrinth vorbei hoch zu den blutigen Wänden der Grube ausgebreitet hatte. Wo immer die Wolke die Wände berührte, glitten Stein- und Knochensplitter darauf zu wie Eisenspäne auf einen Magneten. Fäden aus getrocknetem Blut wanden sich zu ihnen empor und banden die Splitter aus Stahl und Knochen zu wilden Peitschen zusammen, die jeden Rückzug versperrten.
Vor ihm reckten sich fleischlose Hände aus den Wänden. Sie wühlten in den losen Knochen wie fünfbeinige Ameisen, ergriffen einzelne Teile und fügten sie zusammen. Aus dem Schutt erhoben sich Skelette. Einige waren so alt, dass die Knochen ihrer Gliedmaßen braun und rissig waren; ihre Schädel hatten keine Zähne, ihre Füße keine Zehen. Wolken aus Schwarzfeuerstaub hingen zwischen ihren Knochen und bildeten einen geisterhaften Ersatz für fehlende Rippen und Kieferknochen. Andere Skelette waren frischer, unversehrter; Hautfetzen klebten an ihren Schultern, und ihre Gelenke knarrten. Der Gestank von Schwefel und Verwesung hing erstickend in der Luft, als sie sich aus den Trümmern der Wände erhoben.
Einige der Skelette zeigten ein Grinsen voller abgefeilter Zähne, und alle hatten Knochen, die durch die Verderbnis des Schwarzfeuers miteinander verbunden wurden, aber sie waren menschlich. Größtenteils.
Die vier Kreaturen, die aus dem hinteren Teil des Labyrinths gesprungen kamen, waren es nicht. Sie gingen auf zwei Beinen und hatten in etwa die Gestalt eines Menschen, aber ihre Haut zog sich seltsam über die Knochen: An manchen Stellen nach außen gewölbt, zu runzeligen Höhlungen eingesunken an anderen. Glänzendes Narbengewebe füllte ihre Augenhöhlen, glatt wie Wasser. Stahlringe durchstachen ihre Kehlen und zogen die geflochtene Haut herab. Ihre Zungen waren riesig, so dick und lang, dass Kelland sich nicht vorstellen konnte, wie sie in den Mund der
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