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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Kreaturen passten. Durchsetzt waren sie mit einer Reihe von Löchern, und wenn die Kreaturen ihre monströsen Zungen durch die Luft schnippen ließen, pfiff es hindurch.
    Das Lied, das sie sangen, war seltsam hypnotisierend. Dünn und misstönend glitt es unter Kellands Rüstung, vorbei am Schutz seines heiligen Lichtes; der Gesang vibrierte auf seiner Haut und erzeugte ein körperliches Gefühl, das so wirklich und so schwer zu ignorieren war wie Tausendfüßler, die über sein Fleisch krochen. Er konnte den Gesang mit einiger Mühe ausblenden, aber allein das war schon eine Ablenkung, und im Tumult der Schlacht konnte sich so etwas durchaus als tödlich erweisen.
    »Das ist das Ungeheuer, das die Bergarbeiter auf dem Teufelskamm zu dem Jungen geführt hat. Zu dem, den sie gegessen haben«, flüsterte Bitharn. »Es gibt mehr als einen davon?«
    »Was sind sie?«, fragte Kelland.
    »Es sind meine«, antwortete Malentir und schüttelte seine Ärmel zurück. Seine Handgelenke waren nass vom Blut. Die Armbänder zogen es über ihre Dornen und verteilten es zwi schen ihren Spitzen, sodass seine Hände von dunkelrotem Duns t umgeben waren. »Vernichtet diese geringeren Kreaturen.«
    »Seht nicht mich an«, erwiderte Bitharn. Ihre Stimme war fest, aber in jedem Wort schwang Anspannung mit. »Knochen bluten nicht. Meine Pfeile werden nicht helfen.«
    Nur ein Häufchen kleiner Knochen blieb von den Wänden des Labyrinths übrig. Die Skelette drängten sich zu dicht aneinander, als dass er sie hätte zählen können, aber Kelland vermutete, dass es vielleicht zwanzig waren, und er spürte, wie die Berührung des Wahnsinnigen Gottes seine Magie aushöhlte. Sonnenfeuer würde nicht funktionieren. Selbst wenn er sie alle damit hätte vernichten können, war er nicht erpicht darauf, dieses Gebet hier zu entfesseln. Es war in Duradh Mal außer Kontrolle geraten; er hatte keine Ahnung, was es an diesem Ort bewirken mochte. Magie wurde gefährlich unberechenbar, sogar tödlich, wenn die Macht eines Gottes die eines anderen direkt h erausforderte. Falls ihm keine andere Möglichkeit bliebe, würde er es vielleicht riskieren … aber es gab bessere Möglichkeiten.
    »Stahlspiegel.« Es war ein unerprobter Zauber, etwas, das die Sonnenritter nach Thelyandfurt entwickelt, aber nie erprobt hatten. Seit dieser Schlacht hatten sie nie mehr Horden wandelnder Toter gegenübergestanden.
    Aber es war die beste Waffe, die sie hatten. Bitharn nickte und griff hinter sich in ihren Köcher, und ihr Bogen begann seinen grimmigen Gesang. Aus solcher Nähe konnte sie ihr Ziel kaum verfehlen. Jeder Pfeil bohrte sich in einen hohlen Brustkasten, einer nach dem anderen.
    Das misstönende Pfeifen der augenlosen Skelette in den Ohren, rezitierte Kelland die unvertrauten Worte für Stahlspiegel. Das Gebet hatte seinen Ursprung in demjenigen, das alle Gesegneten Celestias erlernten, um sich während der nördlichen Winter warm zu halten. Dieses Gebet setzte Glassplitter ein, welche die Wärme der Sonne verstärken sollten, geradeso wie gewöhnliche Spiegel das Licht verstärkten, und es konnte ein Siechenhaus füllen oder einer Burg von der Göttin gewährte Wärme schenken. Diese Variante jetzt war – falls sie funktionierte, falls er sich an ihre Verse erinnerte – tödlicher.
    Sonnenlicht funkelte auf dem Pfriem in der Brust des Skeletts unmittelbar vor ihm. Es war nur ein winziger Schimmer, kaum sichtbar durch den Rauch, aber er leuchtete heller bei den beiden Skeletten, die das erste flankierten, und noch heller bei den beiden, die wiederum diese beiden flankierten. Das Licht tanzte von Pfeilspitze zu Pfeilspitze und gewann mit jedem Sprung an Leuchtkraft. Auf halbem Wege war es stark genug, dass man einen flammenden Strahl erkennen konnte, der von einem Skelett zum nächsten schoss, und die stählernen Pfrieme brannten in ihnen, als seien ihre Herzen herabgefallene Sterne.
    Das letzte Skelett barst in Rauch und leuchtender Glut, als das Sonnenfeuer es traf. Sofort zog sich das Licht auf demselben Weg zurück, wurde nach wie vor mit jedem Sprung intensiver und hüpfte weiter zu neuen Skeletten, während Bitharn weiterhin ihren Köcher leerte. Die Skelette auf dem Weg des Lichts zerfielen zu Rauch und verbrannten zu schnell, als dass ein einziges Stäubchen hätte entkommen können. Als das letzte von einem Pfeil getroffene Skelett unter weißgoldenem Feuer zusammenbrach, verschwand die heilige Magie. Es war vorüber, bevor Bitharn ihren letzten Pfeil

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