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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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vor dem Hintergrund seiner blassen Haut.
    Hör auf mich, Narr. Ich spüre das Schwert, genau wie du. Malentir starrte den Ritter mit schwarzen Augen an. Jetzt bestand kein Zweifel mehr, woher diese zweite Stimme kam. Lenkt die Kreatur ab, und ich werde die Ablenkung benutzen und sie zur Strecke bringen.
    Ja, wirklich?, fragte Kelland sich. Oder werdet Ihr mit dem Schwert durch die Schatten fliehen und es Eurer Herrin in ihrem Turm bringen? Aber was spielte das für eine Rolle? Ihm stand kein Gebet zur Verfügung, mit dem er die Schattenkreatur selbst besiegen konnte, und Bitharn war tot oder dem Tode nahe. Aurandane war ihre einzige Hoffnung. Aurandane und Malentir.
    Der Dornenlord wischte sich Blut vom Mund. Es verwandelte sich zwischen seinen Fingern in Dunst und nahm den Gelbton alter Prellungen an, bevor es zu leuchtendem Elfenbein verblasste. Schwer atmend schloss er die Augen und trat einen Schritt zur Seite. Auf Aurandane zu.
    Kelland dachte an einen winterlichen Wald und an Sonnenlicht auf Schnee. An einen anderen Dorn und einen anderen Kampf.
    Er war damals in den Tod gegangen, und es hatte so viel weniger auf dem Spiel gestanden. Er konnte es wieder tun.
    Den Schild vor sich haltend, stürmte der Ritter über den Teppich aus verstreuten Knochen auf den feueräugigen Schatten zu. Dabei zerrte Kelland an der stockend flackernden Magie Celestias und kämpfte darum, sich mit dem Glauben an diesen Ort zu gürten und zu bewaffnen, der den Schatten wegsprengen würde.
    Das Ding in Gethels Haut hustete einen kehligen Befehl, und die Skelettknochen auf dem Boden explodierten. Kantige Scherben bohrten sich in Kelland, prallten von seinem Schild ab und schnitten ihm ins Fleisch. Kleinere Splitter schlitzten ihm das Gesicht auf. Er wandte den Kopf nach rechts im Versuch, seine Augen zu schützen, und sah Malentir auf das Schwert zustürzen.
    Fast da. Drei Schritte. Zwei. Kelland musste die Aufmerksamkeit der Schattenkreatur festhalten; er konnte nicht aufhören, durfte nicht fallen. Aber er wurde langsamer, aus dem Gleichgewicht gebracht von den rutschigen Knochen. Außerdem verwirrten ihn der Schweiß und das Blut, die ihm in die Augen rannen. Und während er blind voranstolperte, hakte der Schatten seinen Kiefer aus und atmete einen Schwall kreiselnder Düsternis aus.
    Es war kein Feuer. Es brannte wie Feuer, versengte Kellands Haut und überzog seine Arme mit schwarzen Blasen, aber es stank nach Verderbnis, und es klebte wie Schleim an ihm, löste sein Fleisch auf und schmolz sich in dieses hinein, sodass er nicht sagen konnte, wo sein eigener Körper endete und der maolitische Unrat begann. Der Gestank seines eigenen Eiters stieg ihm in die Nase. Er konnte in den Wölbungen der Blasen Dinge schwimmen sehen, halb geformt und schauerlich und jeden Moment größer werdend.
    Er betete. Er würgte und betete und rannte und schlug einen Haken nach links, um die Aufmerksamkeit der Schattenkreatur von Malentir abzulenken. Celestia erhörte seinen Ruf, erfüllte seine Seele mit Strahlen und reinigte den Makel von seinem Fleisch. Die Brandwunden heilten und warfen große Ascheschuppen ab; die Blasen platzten auf und stießen ihre monströsen Föten aus. Sie spritzten auf den Boden und starben, während Kelland weiter vorpreschte.
    Die Kreatur im Schatten wartete. Sie hob eine Faust aus massiver Dunkelheit; Gethels Finger baumelten in einem schwelenden Armband von ihrem Handgelenk, und als der Ritter in Reichweite kam, schlug sie zu.
    Kelland sah den Schlag kommen und hob seinen Schild über den Kopf, um ihn abzuwehren. Er führte einen Gegenschlag auf den Arm der Kreatur, noch während er dem nächsten Hieb auswich.
    Sein Schild traf die Faust des Schattengiganten und hätte sie vielleicht abgewehrt … aber der Stahl ächzte und zerfiel schneller zu Rost, als er glauben konnte. Das Eichenpaneel in der Mitte zerbarst zu schwammigen Splittern; die Lederriemen wurden brüchig und grau und rissen. Bevor Kelland sich von dem Schock erholt hatte, schlug die Kreatur den Arm durch die verwesten Überreste seines Schildes.
    Der Aufprall warf ihn zur Seite. Es war, als sei er von dem Hammer eines Riesen getroffen worden – und der körperliche Schlag war noch das Geringste. Sein Fleisch verweste genauso schnell wie der Schild zuvor. Verderbnis kroch ihm den Arm hinauf und färbte ihn purpurn. An seinen Rändern entzündete er sich und schwoll an wie bei einem Wundbrand. Im Zentrum spürte er überhaupt nichts. Das Fleisch war tot

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