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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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vorbeitropfte. Bitharn und Kelland waren verschwommene Gestalten im Regen neben ihr, Malentir eine weitere vor ihr. Niemand sagte etwas. Der Sturm verschlang jedes Wort so gewiss wie das Licht, daher legten sie ihren Weg in einem Schweigen zurück, das nur durch das Platschen des Regens und das entfernte Dröhnen des Donners über dem Meer durchbrochen wurde.
    Der Dorn führte sie fast bis zum Rand des Wassers. Im Hafen, hinter dem letzten zerklüfteten Ring aus Gebäuden, schmiegten sich Schiffe gegen den peitschenden Regen eng aneinander und wippten auf wirbelnden Wogen hoch und nieder. Ratten mit glitschigem Rücken huschten durch die Gassen und stritten sich um Leckerbissen. Corbans Haus lag in einer dieser Gassen, aber keine Ratte lief in diese Richtung.
    Die Tür der Hütte, die jemand aus den Angeln gehoben hatte, lehnte am Eingang. Vogelkot bildete auf den Stufen davor eine Kruste. Statt eine klumpige Erhebung zu formen wie alle anderen Häufchen dieser Art, die Asharre je gesehen hatte, erhob sich dieser Vogelkot zu vage vertrauten Formen mit dürren Stängeln.
    »Pilze«, sagte Bitharn. »Der Kot hat die Form der Pilze, die wir in Cardental gesehen haben. Morduk ossain.«
    Malentirs Kapuze neigte sich, als der Mann nickte. »Das ist nicht Corbans Werk, sondern das seines Gottes. Es verleiht mir Hoffnung … und macht mir Angst. Der Wahnsinnige Gott ist nicht so dumm, Morduk ossain auf der Türschwelle der Sonnenkuppel blühen zu lassen. Aber kein Maolit könnte dieses Zeichen verkennen. Dieses Haus ist ein Ort der Macht Maols, besagt es: Tritt ein und lass dich segnen. Aber bedeutet dieses Signal, dass Corban sich vollends Maol verschrieben hat, oder dass sein Gott nach neuen Gefäßen sucht, als Ersatz für ein zerbrochenes?«
    Kelland ging an ihm vorbei, ohne Antwort zu geben. Mit behandschuhten Händen ergriff er die Tür, zog daran und zerquetschte dadurch die unnatürlichen Skulpturen auf der Treppe. Für einen Moment schien sich in rissigen Hüllen des Vogelkots etwas zu winden – als würden larvenähnliche Dinger ,weder Würmer noch Pilze, sondern etwas Blindes, Bleiches, sich Windendes darin reifen. Dann fiel die Tür auf sie und schlug sie entzwei, und sie lösten sich im Regen auf.
    Kräuterbündel, angeschwollen und erstickt, baumelten an Schnüren von den Dachsparren in Corbans Hütte. Träge tropfte ein brauner Schleim auf den Boden. Sie waren nicht mehr Mutterkraut oder Kamille, Winterminze oder Gänsefingerkraut; obwohl einige verschimmelte Blätter auf der Außenseite der Bündel sich ihre ursprüngliche Form bewahrt hatten, wölbte sich ihr Herz zum verzerrten Knoten der Bettlerhand.
    Dicke Glaskrüge standen unter den Kräuterbündeln und Trockenregalen, in denen tote Dinge schwammen. Kellands Licht huschte über sich auflösende Arme und verschrumpelte Schwänze, zahnlose, mit Salzwasser gefüllte Mäuler und Arme aus verwesendem Fleisch, die lose an weichen, durchnässten Knochen hingen.
    Der Gestank nach fauligem, vergorenem Fisch, der aus den Krügen aufstieg, war unglaublich. Mehrere Deckel saßen schief. Runzelige Finger griffen nach ihren Rändern, während des Herauskletterns zum Stillstand gebracht. Die Leiber der Kreaturen, von Salzwasser verformt und aufgebläht, schwankten sanft in ihren Krügen; ihre Finger, unbarmherzig der Luft preisgegeben, lagen vertrocknet und brüchig auf dem Rand des Glases.
    »Was hat sie aufgehalten?«, überlegte Bitharn laut. Sie ging zu einem hinüber – einem in sich zusammengerollten weißen Ding mit Stummelzähnen und einem einzigen runden Auge über einer emporgerichteten Schnauze –, beugte sich vor und stieß die Pfote mit dem Messer aus ihrem Gürtel an.
    Das Ding bewegte sich nicht, aber etwas anderes tat es. Asharre erblickte ein Ding oder mehrere, die sich raubtierhaft und schnell durch die Schatten der Hütte schlängelten. Etwas Vertrautes, Wildes, Abartiges ging von ihnen aus. Etwas wie …
    »Hunde«, begriff Asharre laut, einen Herzschlag, bevor sie kamen.
    Die Hunde ergossen sich wie Ratten aus den Wänden und griffen knurrend und kläffend an. Es blieb ihr unverständlich, woher sie gekommen waren; die Hütte war viel zu klein, als dass sie sich beim Erscheinen der Celestianer hätten verstecken können. Und doch kamen sie herbeigestürmt, ein Dutzend oder mehr, so wirklich wie sie selbst. Einige waren groß und muskulös, mit keilförmigem Kopf und breiten Schultern. Andere waren ausgezehrt und räudig, wilde Räuber von der

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