Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
an ihrer nassen Hand kleben blieb.
»Macht es Euch nicht allzu bequem«, riet Kelland. »Wir bleiben nicht lange. Sobald Asharre verkleidet ist, machen wir uns auf den Weg zum Dorn.«
Bitharn blickte überrascht auf. »Ich dachte, wir würden ihn hier treffen.«
»Gut. Das solltest du auch denken … ebenso wie Malentir. In Wahrheit war es ein wenig Haarspalterei. Wir, womit ich uns drei meine, treffen uns hier. Ihn werden wir in der Nähe des Bordells auf der anderen Straßenseite treffen.«
Bitharn rümpfte die Nase. »Du meinst Coisettes Bordell? Das Haus ist eine Schlangengrube.«
»Was Schlangen gegenüber kaum gerecht sein dürfte. Aber ja, es ist eine Lasterhöhle für entartete Männer und Traumblumensüchtige – und wie der Zufall es will, haben unsere Fenster im oberen Stockwerk einen exzellenten Blick auf seine Eingänge. Ich kann mir einen schöneren Zeitvertreib für einen Dorn vorstellen als den Versuch herauszufinden, welche von Coisettes Stammkunden insgeheim Celestianer sind.
Ob er jedoch Coisettes Gäste ausspioniert oder nicht, er wird nicht wissen, welches der echte Schlupfwinkel ist. Und«, fügte Kelland hinzu, während die alte Frau ihr Strickzeug beiseitelegte und eine Schachtel mit winzigen Fläschchen und Bürsten hervorholte, die in ihrem Strickkorb vergraben lag, »wir werden uns heute Nacht nicht darauf verlassen müssen, dass Malentir uns tarnt. Wir sollten wahrscheinlich die Gesichter der Toten tragen, und obwohl ich die Weisheit darin sehe, uns so lange wie möglich vor Corban zu verstecken, so erkenne ich keinen Grund, warum wir zu diesem Zweck Zuflucht bei Blutmagie suchen sollten. Unsere Tarnungen werden einfacherer Natur sein. Kapuzenumhänge für uns beide. Etwas mehr für Asharre.«
Er sah die Sigrir mit einem entschuldigenden Achselzucken an. »Keine andere Frau in Cailan sieht aus wie Ihr. Ich weiß nicht, ob Corban seine Höhle tatsächlich von jemandem bewachen lässt, aber es besteht kein Grund, eine vorzeitige Entdeckung zu riskieren.«
Die alte Frau stellte ihre Schachtel auf einen Hocker neben Asharre und öffnete sie. Die Sigrir blickte neugierig hinein. Sie hatte von Oralia ein wenig über die Schwestern gehört, die hier lebten. In ihren jüngeren Jahren hatten beide ihr Gewerbe auf der Kamelienallee ausgeübt, wo sie von einer in Amrali ausgebildeten Kurtisane die Künste von Schminke und Puder erlernt hatten. Sie konnten aus einer zahnlosen Hure eine Schönheit machen oder einen gut aussehenden Jungen in ein warzenbedecktes Schreckgespenst verwandeln. Wenn sie mit einem Mann fertig waren, würde, Oralias Geschichten zufolge, sein eigener Hund ihn nicht wiedererkennen.
Nachdem sie Asharre mit kritischem Auge gemustert hatte, schnalzte die Frau mit der Zunge, nickte und griff in die Schachtel. »Ihr werdet einen einfachen Mann abgeben«, sagte sie. »Ein mächtiger Vollbart, um einige dieser Narben auf Eurem Gesicht zu verdecken, ein alter Fall von Pocken, der den Rest wegerklärt … Ja, das wird einfach. Haltet still.« Sie tupfte einen stark riechenden Leim auf Asharres Gesicht und bedeckte jeden Klecks mit einigen rauen rötlichen Haaren.
»Braucht Ihr kein besseres Licht?«, erkundigte Asharre sich.
»Pst. Es wird nicht geredet, es sei denn, Ihr wollt ein schiefes neues Gesicht. So, bitte schön …« Sie kicherte leise bei der Arbeit. »Schwaches Licht genügt diesen alten Augen völlig. Es erlaubt mir, Euch als den Mann zu sehen, zu dem ich Euch machen werde, nicht als die, die Ihr seid … Und Ihr werdet dieses Gesicht nicht auf einer von Lord Gildoraths Galas tragen. Die Augen, die Euch sehen, werden kein besseres Licht haben als dieses. Es sind die Umrisse, die heute Nacht stark sein müssen, nicht die Einzelheiten.«
Asharre hatte in dieser Hinsicht ihre Zweifel, aber sie hielt den Mund. Nachdem die alte Frau mit dem Bart fertig war, mischte sie einen dicken Kitt an und trug ihn auf die Stirn und den oberen Teil der Wangen der Sigrir auf, um einige der vernarbten Runen auszufüllen, während die Ränder anderer betont wurden. Als sie auch damit fertig war, stand Kelland auf und zog sich die Kapuze seines Umhangs über die weißen Muscheln in seinem Haar. Handschuhe bedeckten seine dunklen Hände, und der Griff seines Schwertes, der das Sonnenzeichen trug, war in unauffälliges Leder gewickelt.
Bitharn hatte Asharres Verwandlung neugierig zugeschaut, wies aber jeden Vorschlag zurück, sich ebenfalls so zu tarnen. »Schminke hat mir noch nie
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