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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Straße. Einer, kaum größer als Asharres Stiefel, hatte das seidige Fell und die Schmetterlingsohren des Schoßtieres einer hochgeborenen Dame, aber er knurrte genauso grimmig wie der narbenübersäte Mastiff an seiner Seite.
    Nicht einer der Hunde war unversehrt. Das Fell an ihren Flanken war in gewundenen Kurvenlinien ausrasiert, und entlang dieser Muster zeigte ihre Haut dünne, schwarze Schnittwunden. Um diese Schnitte herum war ihr Fleisch von grässlichen Blasen bedeckt und glänzte wie fester schwarzer Rogen. Ihre Augen waren wie nasse, schwarze Murmeln und ihre Vorderpfoten zu grotesken Fingern gedehnt, alle mit zwei Gelenken, anders als die Zehen eines echten Hundes. Mehrere Hunde hatten klaffende, angenagte Wunden, die ihnen ihre eigenen oder die Zähne anderer zugefügt hatten. Der kleine Schoßhund zeigte die schlimmsten Verletzungen; seine Knochen traten aus einem Riss hervor, der sich vom Schwanz bis zur Schulter erstreckte. Diese Wunde hätte ihn töten müssen, aber der Hund wurde nicht einmal langsamer.
    »Rücken an Rücken«, rief Kelland. Ein Terrier wich einem tiefen Hieb aus und schnappte nach Kellands Beinen. Er zermalmte den Schädel des Tieres mit einem Stiefel und trat den zappelnden Körper zur Seite. »Rücken an Rücken!«
    Malentir schüttelte seine Ärmel zurück und blieb, wo er war. Asharre und Kelland traten aufeinander zu und stellten sich schützend vor Bitharn. Das Mädchen rannte zur offenen Tür hinaus, legte einen Pfeil an und spannte ihren Bogen, sobald sie genügend Platz zum Zielen hatte.
    Die Bestien hatten sie erreicht. Ob tapfer oder dumm, der Dorn war auf sich allein gestellt. Asharre zog Aurandane. Ihr blieb keine Zeit zum Zögern, keine Zeit zum Zweifel. Die Bestien standen vor ihr, und sie griff an. So skeptisch sie Celestia gegenüber war, so sehr hatte die Sigrir doch absoluten Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten.
    Wie als Antwort auf diesen Glauben flammte hellblaues Licht von dem Stahl auf. Es überlagerte mit seinem Glanz das rauchige Licht von Bitharns Laterne. Die Hunde wichen lautlos knurrend zurück. Rauch sickerte zwischen ihren Zähnen hindurch und troff aus ihren lichtlosen Augen. Dann zögerten sie nicht länger und sprangen los.
    Asharre begegnete ihnen mit Aurandane. Ihr Schwert traf den Mastiff unter dem Kinn und bohrte sich glatt durch seinen Schädel; Blut spritzte, und Bröckchen klebriger Schwärze sausten zischend und brennend durch die Luft. Der enthauptete Körper taumelte einige Schritte weiter über modrige Blätter und zerbrochenes Glas. Sie schlug abermals zu, und der Leichnam flog gegen einen Trockenrahmen. Brach in einem Schauer berstenden Holzes zusammen. Asharre wischte sich scharlachrote Spritzer von der Stirn – dickflüssiger und kälter, als sie hätten sein sollen, näher an Weingelee als an Blut – und ging in die Hocke, um sich dem nächsten Tier zu stellen.
    Die Luft wurde unnatürlich kalt. Knisterndes Eis breitete sich auf dem durchweichten Boden so schnell wie ein Waldbrand aus. Die Pfoten der Hunde froren auf dem Boden fest, und obwohl viele sich freikämpften, ließen sie dabei Krallen und ganze Zehen zurück. Aus dem Augenwinkel sah Asharre, wie der Dorn die zusammengelegten Hände höher hob.
    Bleicher Nebel quoll aus seinen Fingern. Er hielt einige der Hunde auf und tötete andere. Ihre Schädel barsten, aufgesprengt von Eis, welches das Fleisch in ihren Knochen anschwellen ließ. Frostblumen aus widerlichem Gelb und totem Grau erblühten auf Augen und Nasen; ihre Kiefer öffneten sich knirschend, während sich gefrorene Galle einen Weg hinaus bahnte.
    Bitharn wählte ihre Ziele unter den Hunden, die nicht starben. Sie schoss glatt zwischen der Sigrir und dem Ritter hindurch, aber deren Leiber beeinträchtigten ihre Zielgenauigkeit; die grauen Gänsefederschäfte flogen zwar noch immer präzise und bohrten sich in eine pelzige Kehle oder Brust, aber sie kamen langsamer und weniger zahlreich, als es Asharre lieb war.
    »Haltet sie auf«, krächzte Kelland. »Ich brauche Zeit.«
    Du meinst, wir sollen sie anlocken , dachte Asharre Sie konnte sie nicht selbst aufhalten, nickte nur ruckartig, stürmte voran und lockte die Meute vom Ritter weg.
    Der kleine Schoßhund nutzte die Gelegenheit und bohrte Asharre die Zähne in den Knöchel. Sein ganzer Körper fuhr peitschend hin und her, während er sich in ihrem Fleisch vergrub. Blut füllte ihren Stiefel. Zwei der Mastiffs sprangen sie an; Asharre schlitzte dem einen mit

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