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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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gestanden«, sagte das Mädchen und zog sich ihren feuchten Umhang um die Schultern. Sie überprüfte den wasserfesten Kasten, der ihre Bogensehnen enthielt, zog eine Haube aus Öltuch über ihren Köcher und verließ als Erste den Schlupfwinkel.
    Der Zorn des Sturms hatte sich während der Stunden, die sie im Haus verbracht hatten, nicht gelegt. Schäumend strömte das Wasser über das Pflaster, an manchen Stellen so schnell, dass es Asharre die Füße wegzureißen drohte. Sie marschierte jedoch standhaft weiter über die Straße, dass es spritzte, und erreichte bald die Tür des Bordells.
    In Coisettes Haus trieben ihnen der Rauch und der Geruch von Fischeintopf mit Zwiebeln die Tränen in die Augen, außerdem schlug ihnen das raue, verzweifelte Gelächter der Verdammten entgegen. Betrunkene Huren hockten schwankend auf dem Schoß noch betrunkenerer Gäste, und obwohl das schummrige Fackellicht einen überzeugenden Mann aus Asharre machte, konnte es doch die Erschöpfung unter diesem aufgemalten Lächeln nicht verbergen. Die Sigrir ließ sich am Rand eines Würfelspiels nieder und verlor halbherzig ein wenig Geld, bis ein beharrliches Klopfen am Fenster dem langsamen Ausbluten ihrer Börse ein Ende bereitete.
    Es war ein Spatz. Ein kleiner brauner Spatz, dessen Augen von Regenwasser und Tod glänzten.
    Sie musste bewusst Luft holen. Der Anblick des Vogels hatte sie in einen Schockzustand versetzte und Gefühle von Reue, Groll und Zorn ausgelöst – alles Dinge, die sich um ihren alten Kummer wanden. Alles Dinge, die zu zeigen sie sich nicht leisten konnte, die zu empfinden sie sich nicht leisten konnte.
    Asharre atmete ein. Atmete aus und rang um Selbstbeherrschung.
    »Dieser Bart bringt wirklich Unglück«, bemerkte Malentir, als er einen Moment später auf einen leeren Stuhl am Würfeltisch glitt. Er trug ein anderes Gesicht, aber Asharre wusste, dass es der Dorn war; seine schwarzen Augen waren zu kalt, um menschlich zu sein, und die anderen Männer am Tisch rückten unter Gemurmel von ihm ab, von dem Neuankömmling verstört, ohne recht zu wissen, warum.
    »Wir hielten es für das Beste, unseren Gastgeber zu überraschen.« Der Würfelbecher hatte sie wieder erreicht. Asharre schüttelte ihn, warf die Würfel und sah mit plötzlich intensivem Interesse, wie sie fielen. Sie bedeuteten ihr nichts, aber es war sicherer, sie anzusehen als den Dorn.
    »Oh, ich stimme Euch zu«, erwiderte Malentir. Er hob eine Hand. Silber und Glas glänzten in seinem Ärmel: Drei winzige Fläschchen, die mit zarten Silberketten an seinem Drahtarmband befestigt waren. »Ich hätte eine Lösung angeboten, aber ich sehe, dass der Ritter seine eigene gefunden hat. Es war doch sein Vorschlag, oder?«
    »Ja.« Und der Zweck dieser Maskerade, begriff Asharre, lag weniger darin, Corban zu täuschen, als darin, dem Dorn eine Botschaft zu senden: Die Celestianer wollten sich nicht von seiner Magie abhängig machen und waren auch nicht mit seinen Methoden einverstanden. Er hatte diese Botschaft offenbar auf den ersten Blick erfasst.
    Die anderen Spieler schlenderten davon, zu beunruhigt von Malentirs Anwesenheit, um sich auf die Würfel zu konzentrieren. Kelland und Bitharn setzten sich auf die freigewordenen Stühle.
    »Habt Ihr mehr in Erfahrung gebracht?«, fragte der Ritter leise. Seine Worte waren in dem Getöse des Bordells kaum zu verstehen. Asharre rückte ihren eigenen Stuhl näher heran und reichte den Würfelbecher an Bitharn weiter.
    »Nichts Lohnendes. Corban hat in seiner Höhle die Leiche mindestens eines Opfers liegen. Der rastlose Schatten hat mich zu ihm geführt. Leider war er darüber hinaus von geringem Nutzen; die arme Seele hat sich weniger von ihrem Verstand bewahrt als die Seelen der in Duradh Mal eingepferchten Maelgloth. Ich weiß, wo Corban sich versteckt, aber wenig sonst.«
    »Dann wird das genügen müssen«, erwiderte Bitharn und zupfte mit einem Seufzer an ihrem Umhang. Sie überprüfte ihre Laterne und überzeugte sich davon, dass ihre Flamme stetig brannte, bevor sie zur Tür ging. »Ein Jammer, dass es nicht näher liegt. Ich bin es ziemlich leid, nass zu werden.«
    Erneut wagten sie sich hinaus in den Sturm. Vorhänge aus schwarzem Regen blähten sich über den schmalen Dächern und verbargen den Mond. Die Straßen waren von Regen gesprenkelte Flüsse, weiß schäumend, wo es steil bergab ging.
    Durch dieses Unwetter trottete Asharre mit tief herabgezogener Kapuze, von der das Wasser an ihrem Kinn

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