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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Panik verursachte eine völlig Leere in ihrem Geist.
    Asharre schnappte sich die Laterne und eilte Kelland zu Hilfe. Er lag keuchend auf dem Boden, und zwei schwarze Bolzen ragten ihm aus der Brust. Hinter ihm zeigte das Licht der Laterne zwei Armbrustschützen, die draußen vor dem niedrigen Eingang zum Schmugglersteg lagen.
    Sie waren bereits tot. Flüsse aus schwarzem Blut quollen ihnen aus Ohren und Nase. Eiskristalle glitzerten auf ihrer Haut. Ihre Oberkörper, in die Spiralen und Runen eingemeißelt waren, hoben und senkten sich nicht zum Atmen; ihre Hände, in die Länge gezogen und mit knollenförmigen Knöcheln wie die Zehen an den Pfoten der deformierten Hunde, lagen schlaff auf i hren Waffen. Die einzigen Wunden an ihren Körpern waren die, die Kennzeichen ihrer Verwandlung von Menschen in Maelgloth darstellten, aber der Dorn hatte keine Klingen gebraucht, um sie zu töten. Asharre war nicht überrascht, als sie zurückschaute und sah, wie er sich von der zerbrochenen Leiter zu Boden gleiten ließ. Er trat zu dem daliegenden Ritter, ging in die Hocke und untersuchte seine Verletzungen.
    Kelland schien den Dorn kaum wahrzunehmen. Seine Zöpfe mit den Muschelschalen schlängelten sich über den Boden; seine dunklen Lippen bewegten sich, als er etwas murmelte, das sie nicht verstehen konnte. Die Bolzen ragten obszön aus seinem Körper hervor.
    Schnell und unbarmherzig zog Malentir sie heraus und warf sie beiseite. Kellands Oberkörper zuckte krampfartig; Asharre, die das Geschehen beobachtete, fuhr zusammen.
    »Helft ihm!«, befahl Malentir.
    »Wie? Ich bin keine Gesegnete.«
    »Ihr habt das Schwert. Ich habe die Bolzen aus ihm herausgezogen, bevor sie explodieren konnten, aber ihr Gift tötet ihn. Brennt die Wunden mit dem Schwert aus, oder der Ritter wird sterben.«
    Asharre fuhr sich unsicher mit der Zunge über die Lippen. Sie nickte und hielt Aurandane vor sich hin wie eine sperrige Wünschelrute, trat näher an den Ritter heran und untersuchte seine Verletzungen.
    Der erste Bolzen hatte ihn tief an der Seite getroffen, die Rippen angekratzt und sich vielleicht in eine Lunge gebohrt; sie konnte es nicht erkennen. Wenn es nicht so war, würde er vielleicht überleben. Viele Männer bekamen nach einer so tiefen Wunde Fieber und starben, aber sie hatte auch erlebt, dass einige sich bei guter Pflege erholten.
    Den anderen Schuss konnte man nicht überleben. Der Gestank sagte ihr, dass es ein Schuss in die Eingeweide war, noch bevor sie den Blick senkte, um ihre Vermutung zu bestätigen. Asharre verzog das Gesicht. Das konnte Zufall sein oder Ergebnis einer sehr gut vorbereiteten Falle. Wenn die Verderbnis ihn ergriff, würde er weiter dahintorkeln, halb lebendig und vollkommen wahnsinnig, wie diese erbärmlichen Hunde. Wenn nicht … Es war ein grausamer Tod für einen Feind.
    Schwarzer Sand befleckte die Wunden. Asharre berührte ihn und krümmte sich innerlich. Das Blut war kalt, der Sand brennend heiß, als habe er die Wärme des Lebens in sich aufgesogen, um seine eigenen inneren Feuer zu nähren. Er löste sich in dem Blut an ihrem Finger auf, genau wie er sich im Körper des Ritters auflöste. Sie sah, dass die Verderbnis des Schwarzfeuers in sein Fleisch eindrang und durch zerrissene Muskeln und geöffnete Adern rann.
    Konnte sie das heilen? Blind vor Angst und Unwissenheit umklammerte Asharre Aurandanes Griff. Sie hatte der Klinge schon zuvor Flammen entlockt, aber jetzt lag das Schwert der Morgendämmerung reglos wie gewöhnlicher Stahl in ihren Händen.
    Sie hielt den Atem an und setzte all ihren Willen daran, diese Macht erneut zu berühren. Sie zu formen. Irgendetwas zog an ihrer Seele, wie die Klänge ferner Musik oder das Donnern des Meeres. Es rief nach ihr, und es schlug in ihrem Herzen einen bebenden Akkord des Entsetzens an. Göttlichkeit.
    Asharre wich davor zurück, während sie sich zugleich danach sehnte, dem numinösen Gesang zu folgen. Sie konnte in ihrer hart erstrittenen Selbstbeherrschung nicht nachlassen, konnte dieser Sirenenmelodie nicht trauen, ohne den Traum-Falcien auf seiner Bahre zu sehen und ihre eigene Hand, die verderbte Siegel auf Evennas Stirn zeichnete.
    War es wahrhaft Celestias Anwesenheit, die sie spürte, oder lauerte in dem Stahl noch die Berührung Maols? Wenn Aurandane tatsächlich rein war, konnte sie darauf vertrauen, dass die Strahlende ihren Gesegneten retten würde, während die Göttin Oralia, Evenna und sie selbst im Stich gelassen hatte? Wie? Sie

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