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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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auf dem Weg nach Cardental nichts auch nur annähernd so Dramatisches erleben werden. Einige feige Banditen mit Stöcken statt Schwertern könnten genügen. Vielleicht ein zahnloser alter Hund.«
    »Kein Spaß an Abenteuern?«
    »Abenteuer sind die Geschichten, die man erfindet, nachdem alles bereits passiert ist. Ihr bringt uns bitte, wenn Ihr so freundlich sein wollt, schön langweilig an unser Ziel. Ich werde genug ›Abenteuer‹ erfinden, dass selbst Rwen der Drachentöter errötet … sobald wir alle sicher wieder zu Hause sind.«

4
    Es regnete, als Corban nach Cailan zurückkehrte: ein spätsommerlicher Guss, der über die Straßen fegte und den Windhurst in seinem Flussbett zu grauen Wirbeln aufpeitschte. Die Hafenarbeiter verfluchten den Sturm, weil er ihnen die Arbeit erschwerte, aber Corban war froh darüber. Solange es weiterregnete, würden weniger Leute auf den Straßen sein, und weniger neugierige Augen würden sehen, wohin er seine Schwarzfeuerkisten brachte.
    An den Kaimauern warteten einige Träger, die Köpfe gegen das Wetter zwischen die Schultern gezogen. Corban warf einem großen Burschen, der dumpf unter seiner tropfnassen Kapuze hervorblickte, ein Silberstück zu. Eine großzügige Bezahlung, die an Extravaganz grenzte und sofort die Aufmerksamkeit des Trägers erregte.
    »Grünrauchgasse«, sagte Corban zu ihm. Sie lag in dem von Verbrechen geplagten Straßengewirr, in dem die Alchemisten und Apotheker der Stadt ihrem Gewerbe nachgingen. Eine elende Gegend. Nur wenige, die es sich erlauben konnten, anderswo zu leben, wollten in der Nähe der seltsamen Geräusche und der noch seltsameren Gerüche bleiben, die mit dem Werk der Alchemisten einhergingen, und es waren reichlich düstere Gerüchte über Entführer in Umlauf, die Menschen von der Straße stahlen und sie für die Experimente von Totenbeschwörern verkauften. So lächerlich solche Geschichten waren, sie machten den Leichtgläubigen doch Angst.
    Entweder glaubte der Träger nicht an solche Dinge, oder er war bereit, ihnen für das Silber tapfer entgegenzutreten. Er brummte zustimmend und nahm zwei der Schwarzfeuerkisten, die auf dem Pier standen. Die dritte trug Corban selbst; er hielt sie fest an die Brust gedrückt, während er durch die gewundenen Straßen zu dem sicheren Unterschlupf stapfte, den er sich ausgesucht hatte.
    Zwei Blocks entfernt blieb er vor einem Geschäft stehen. Die Fenster waren mit Läden verschlossen, und ein Schild, das eine bärtige Hydra zeigte, hing darüber. Corban ließ seine Kiste auf die Pflastersteine neben der Tür gleiten. »Das genügt. Sei vorsichtig mit den Kisten. Rauchpulver kann bei unsanfter Behandlung gefährlich werden.«
    Die Augen des Trägers wurden groß, aber er nickte und setzte die Kisten mit übertriebener Vorsicht zu Boden. Sobald er sie losgelassen hatte, wich er zurück, als erwarte er halb, dass sie hinter ihm herjagen würden, und er stellte keine weiteren Fragen, bevor er hastig um die Ecke den Rückzug antrat.
    Corban lachte leise, ebenso erheitert über seine eigene Schläue wie über die Angst des Trägers. Die Rauchpulvergeschichte erklärte, warum er dem Mann einen vollen Silberschild gezahlt hatte – es war das Geringste, das ein Mann erwarten konnte, wenn er eine Kiste umherschleppte, die von ihm, wenn sie ihm aus den Händen rutschte, bloß roten Dunst und Knochensplitter übrig ließ –, und falls die Nase des Trägers scharf genug war, den Schwefel des Schwarzfeuersteins zu riechen, würde die Geschichte auch das erklären.
    Als der Träger außer Sicht war, schnappte sich Corban die erst e Kiste und eilte an dem Laden vorbei in eine verwinkelte Gasse. Das Regenwasser, das über die Pflastersteine rann, war von einem ätzenden orangefarbenen Schaum überzogen – ein Geschenk der Alchemisten in der Nachbarschaft, deren Abwässer durch diese Gasse zum Meer liefen –, während die Steine selbst pockennarbig und seltsam mürbe waren, völlig zerfressen, da sie jahrelang solch zersetzender Flut ausgesetzt gewesen waren.
    Sein Unterschlupf befand sich hier, an einer ärmlichen Straße in einer ärmlichen Gegend, in der die Menschen gewöhnlich seltsame Taten ignorierten. Vor zehn oder zwölf Jahren hatte das Haus einem Apotheker gehört, aber der Mann war gehängt worden, weil er mit Giften gehandelt hatte. Nach seiner Hinrichtung hatte die Königliche Justiz sein Geschäft mit einem Bann belegt und die Anordnung erteilt, es abzureißen.
    Die Anordnung wurde nie

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