Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
Vom Netzwerk:
Thierras Gesicht offenbarte nichts.
    »Die Bergstraßen sind wild, und Banditen machen sie unsicher«, fuhr er fort. »Ich rechne nicht mit ernsthaften Schwierigkeiten, aber es wäre mir lieb, wenn meine Gesegneten Cardental sicher erreichen würden. Heradion wird sie begleiten, aber er ist selbst jung. Ich wäre zuversichtlicher, wenn Ihr ebenfalls mit ihnen reisen würdet. Wäret Ihr bereit, sie zu begleiten?«
    Asharre antwortete nicht schnell. Sie war ihrer Geister müde geworden, ja, aber mit Erleuchteten zu reisen, die gerade ihre Gelübde abgelegt hatten, konnte die Geister gut und gern von Neuem erwecken, anstelle sie zu bannen.
    Aber was konnte es schaden? Es würde weder eine besonders lange Reise noch eine besonders harte werden. Sie konnte jederzeit gehen, wenn sie wollte; sie war Thierras oder seiner Göttin gegenüber zu nichts verpflichtet. Und es gab nichts, was sie hier hielt. »Ich werde mitgehen.«
    »Danke«, sagte der Hohe Solaros.
    Heradion erwartete sie an den großen Türen, als sie das Arbeitszimmer verließ. Er folgte ihr wortlos hinaus; ein Blick auf ihr Gesicht hatte ihn offensichtlich gewarnt, dass er besser Schweigen wahren sollte. Draußen vor der Kuppel zögerte Asharre, unsicher, ob sie in die Turnhalle zurückkehren oder nach Cailan gehen wollte. Die Stadt war nicht die ihre, wäre niemals ein Zuhause , aber sie war vertraut, und für den Moment wollte sie weg von den Celestianern.
    »Ich habe sie gekannt«, bemerkte Heradion unerwartet, während Asharre unentschlossen auf der Straße stand. Das sterbende Sonnenlicht verfing sich in seinem Haar, sodass es beinahe in dem gleichen wilden Kupferrot aufleuchtete wie das Haar von Oralia. »Eure Schwester. Nicht sehr gut, aber wir sind uns einige Male begegnet. Sie war Jahre über mir, doch der Verbrannte Ritter war mein Hadriel, und sie waren Freunde. Es war ein Segen, sie gekannt zu haben.«
    Das war mehr, als sie hören wollte. »Ich brauche etwas zu trinken«, murmelte Asharre.
    »Ich kenne genau den richtigen Ort dafür.«
    Der Weiße Hund , das musste sie zugeben, war eine gute Wahl. Gelegen in der Nähe des nach Norden gehenden Sonnentors der Stadt, war es weit genug von der Hauptstraße entfernt, dass man hier vom Staub und Lärm der Reisenden nichts mitbekam, aber nah genug, um sie als Gäste anzulocken. Das Gasthaus war ein zweistöckiges Gebäude aus weiß getünchtem Stein mit einem Dach aus blau glasierten Ziegeln. Seine Blumenkästen waren leer bis auf die gefrorene Erde, aber später im Jahr würden dort wohlriechendes Basilikum und Minze wachsen.
    Asharre war einige Male dort gewesen, aber da den Gesegneten Wein und Bier verboten waren und sie sich nicht gern von ihrer Schwester getrennt hatte, waren ein oder mehr Jahre vergangen, seit sie zum letzten Mal über die Schwelle des Gasthauses getreten war. »Woher kennst du den Weißen Hund ?«, fragte sie, als sie sich dem Gebäude näherten.
    Heradion zuckte die Achseln. Er war nicht so jung, wie sie anfänglich vermutet hatte. Den zwanzig näher als den fünfzehn, wenn nicht sogar ein wenig älter. »Reiche Freunde.«
    Sie war nicht in der Stimmung für eine größere Menschenmenge. »Werden sie hier sein?«
    »Das bezweifle ich. Wir kommen nur her, um Karten zu spielen, und heute ist nicht Gottestag.«
    Asharre schnaubte. »Du spielst am Gottestag Karten?«
    »Die beste Zeit dafür. Alle frommen Leute sind beim Gottesdienst, also ist niemand da, der auf einen herabschaut. Ich bin nicht gesegnet; mir sind meine Sünden gestattet. Und ich muss sagen, gerade jetzt wäre ein Krug Tarrybuck eine großartige Idee.«
    »Einverstanden.«
    Der Gastraum war nur halb voll. So früh im Jahr waren wenige Händler unterwegs, und Bauern waren damit beschäftigt, die Felder vor der Aussaat im Frühjahr zu pflügen. Sie konnten sich einen Tisch aussuchen, also entschied Asharre sich für einen, von dem aus man die Tür im Auge behalten konnte, und stellte ihren Stuhl mit der Rückenlehne an die Wand. So weit vom Feuer entfernt war es ein wenig kühl, aber der Herd war umlagert, und sie hatte einen guten Umhang. Sie warf der nächsten Schankmagd ein Silberstück zu. Selbst bei den Preisen im Weißen Hund würde sie das den ganzen Abend lang mit Bier versorgen.
    »Ihr seid nicht der umgängliche Typ, hm?«, bemerkte Heradion, als er sich auf dem Stuhl ihr gegenüber niederließ. »Mir scheint, Ihr hättet nur dann noch einen Tisch weiter weg von der Menge bekommen können, wenn Ihr ihn nach

Weitere Kostenlose Bücher