Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
Vom Netzwerk:
ungleichmäßigen Abständen Reihen von eingelegten Ungeheuern entlang – und, wie Corban argwöhnte, von tot geborenen Säuglingen, ebenso verformt wie alle anderen Tiere –, die sich allmählich zu flockigen Sedimenten auflösten. Ein unangenehmer Geruch, wie Essig und fermentierter Fisch, lag über den Krügen.
    Er betrachtete sie nicht gern. Oh, er wusste genau, dass die Bestien ihm nichts anhaben, dass sie nicht einmal Unglück bringen konnten; er war kein abergläubisches Fischweib, das bei jedem Schatten Sonnenzeichen schlug oder Salz über seine Türschwelle warf, wenn ein schwarzer Hahn in die Nähe kam. Aber die Tiere, die in diesen schummrigen Krügen trieben, waren … beunruhigend.
    Jedoch auch nützlich. Sie verschreckten die Einheimischen. Corban klammerte sich an diesen Gedanken, während er die beiden anderen Schwarzfeuerkisten hereinholte, und vermied es, die grotesken Trophäen des gehängten Mannes anzusehen.
    Im hinteren Teil der Hütte lag ein faltiger Teppich. Darunter befand sich eine Falltür mit einem schweren Eisenring. Corban zündete eine Kerze an, dann ergriff er mit beiden Händen den Ring und zog. Die Bretter waren vom Alter und von der Feuchtigkeit aufgequollen, aber bei seinem zweiten Versuch öffnete sich die Tür mit einem Schmatzen. Eine verrostete Leiter, mit Bolzen an der rauen Ziegelsteinmauer befestigt, führte in die Schwärze hinab.
    In den düsteren Tiefen plätscherten Wellen. Der Salzatem des Meeres wehte Corban feucht ins Gesicht.
    Er hievte eine der Kisten in ein ledernes Geschirr, klebte die Kerze mit einem Tropfen Wachs auf den Deckel und band sich die sperrige Last auf den Rücken. Mit einem stillen Gebet an jeden Gott, dem gerade nach Zuhören zumute war, stieg Corban in den geheimen Keller des Apothekers hinab.
    Er war nicht groß. Eine tropfende Ziegelsteinhöhle, ein niedriger, hölzerner Steg, zwei Poller, um kleine Boote festzumachen. Wenn der Apotheker ein eigenes Schmugglerboot besessen hatte, so war es verloren gegangen, noch bevor Corban in sein Haus eingebrochen war. Übrig geblieben war bloß ein ausgefranstes, um einen der Poller geschlungenes Seil, dessen Ende im Wasser baumelte.
    Der Keller war jedoch groß genug für seine Schwarzfeuerbolzen, und das war alles, was Corban brauchte. Er ging nicht davon aus, dass er ihn lange nutzen würde. Sobald er einen Käufer fand, würde er die Kisten schnell von hier wegbringen; er musste sie nur verstecken, bis der Handel abgeschlossen war.
    Am Ende des Stegs nahm Corban sich einen Moment Zeit und wischte sich den Schweiß vom Nacken, dann öffnete er das Geschirr und nahm die Schwarzfeuerkiste unbeholfen vom Rücken. Bald lagen auch die anderen beiden bei der ersten. Er wandte sich zum Gehen, löste den Kerzenstummel, der ihm den Weg erhellen sollte, von der letzten Kiste, zögerte dann jedoch noch einmal, bevor er von dem muschelbedeckten Holz des Stegs herunterstieg.
    Waren die Bolzen in gutem Zustand? Sie konnten auf der langen Flussfahrt zurück nach Cailan herumgestoßen worden oder vielleicht sogar zerbrochen sein. Der Regen war möglicherweise in die Kisten eingedrungen. Corban glaubte nicht, dass Schwarzfeuerstein schmolz wie Zuckerstücke, wenn er nass wurde, aber er wusste es auch nicht mit Bestimmtheit, nicht wirklich. Gethel hatte ihm nicht gesagt, wie die Bolzen auf Feuchtigkeit reagieren würden.
    Corban konnte kaum zerbrochene Bolzen verkaufen, auch keine verbogenen, nutzlosen, deren Schwarzfeuersteine geschmolzen waren. Er musste nachsehen. Also stellte er den Kerzenstummel auf einen der Poller und stemmte die erste Kiste auf.
    Eine Masse aus stachligem, pechbeschmiertem Stroh begrüßte ihn. Corban schob die Hände hinein und tastete nach einem Bolzen. Das Stroh klebte an seinen Fingern und kratzte ihm über die Handrücken, aber er hatte es zu eilig, um sich darum zu scheren. Obwohl er wusste, dass die Bolzen beim Transport lediglich durch das Gerüttel auf den Boden der Kiste gerutscht waren, verspürte er einen unvernünftigen Stich der Sorge. Was, wenn doch etwas passiert war? Würde er den ganzen Weg zurück nach Cardental reisen müssen, um weitere zu holen?
    Nein. Die Filigranarbeit der Bolzen war unversehrt; ebenso die kleinen Murmeln aus Schwarzfeuerstein. Corban öffnete alle drei Kisten, zog sämtliche Bolzen heraus und legte sie sauber nebeneinander auf den unterirdischen Steg. Er zählte sie – kein einziger fehlte –, und dann zählte er sie noch zwei weitere Male, um sicher

Weitere Kostenlose Bücher