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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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und hysterisch auf. »Mein Mann? Um Himmels willen! Dazu hatte er gar nicht den Mut. Nein, mein Mann war ein erzkonservativer Mensch, der von seinem Gewissen fast erschlagen wurde. Nicht mal eigene Kinder wollte er in die ›ach so schlimme Welt‹ setzen. ›Elli‹, sagte er immer zu mir, ›schau dir unsere Patienten an. Es gibt Krankheiten, die sind unvorstellbar schrecklich. Möchtest du etwa das Risiko eingehen, so ein krankes Kind zu haben?‹ Damit würgte er meinen Kinderwunsch schon im Ansatz ab. Aber vielleicht war es auch besser so. So hatte ich wenigstens Zeit, mich um meine Hobbys und mein Privatleben zu kümmern.«
    Privatleben, Hobbys, das hörte sich interessant an. Ich nahm mir vor, dieses bei Gelegenheit näher zu erforschen. Im Moment hielt ich es nicht für angebracht, darauf näher einzugehen.
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer als Täter infrage kommen könnte? Hat er in letzter Zeit Streit mit jemandem gehabt oder wurde er bedroht?«
    »Mein Mann bedroht? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe nichts Verdächtiges bemerkt. Es gab für ihn nur einen Feind und das war unser Nachbar. Mit Herrn Grötzen streitet er schon fast so lange, wie wir hier wohnen. Die beiden führen sich auf wie kleine Kinder. Ich weiß, irgendwie passt das nicht zu meinem  Mann, aber manchmal war er halt ziemlich inkonse quent.«
    »Kam das öfter vor?«, fragte ich zurück.
    Sie atmete tief durch und gab sich einen Ruck. »Sie werden es sowieso herausfinden. Mein Mann hat ein uneheliches Kind. Die Kleine wohnt in Speyer bei ihrer Mutter, der vermeintliche Vater weiß nichts von seinem Kuckucksei.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Nachbar –« Sie unterbrach mich wirsch.
    »Der alte Bock? Da hätte er einen Auftragskiller bestellen müssen und das ginge doch wohl etwas zu weit. Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da läuft zwar gerade was mit dem Jugendamt, weil Karlheinz behauptete, Grötzens würden ihre Pflegekinder schlagen. Ich habe davon aber nie was mitbekommen.«
    »Okay, das werden wir später ausführlich prüfen. Wie sieht es mit den Eltern des Kindes aus, das vor Kurzem an Pseudokrupp gestorben ist?«
    Elli Dipper sah mich mit großen Augen an. Ein kurzes Zucken offenbarte eine kleine Unsicherheit. Dann hatte sie sich wieder im Griff.
    »Was soll mit denen sein? Die sind im Moment mit den Nerven völlig am Ende und mussten sich in psychologische Behandlung geben. Nein, die sind wirklich nicht in der Verfassung, einen Mord zu begehen. Ebenso wenig, wie ich mir unseren nachbarlichen Gartenzwergsammler als Täter vorstellen könnte.«
    Frau Dipper schaute auf die Uhr. »Tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt leider vor die Tür setzen. Ich habe einen dringenden Termin. Und um die Beerdigung muss ich mich auch noch kümmern. Wissen Sie, wann mein Mann zur Beisetzung freigegeben wird?«
    Ich verneinte die Frage und ließ mich von ihr zur Tür führen. Selbstverständlich mied ich dabei den guten Perserteppich.
    Nach einer kurzen Verabschiedung setzte ich mich ins Auto, um mir das Gespräch noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Elli Dipper der Tod ihres Mannes zumindest emotional nicht sehr nahe ging. Sie schien sich eher existenzielle Sorgen zu machen. Auf mich wirkte sie viel zu kalt und gelassen. Das kurze Aufzucken, als ich die Pseudokruppgeschichte erwähnte, gab mir gleichermaßen zu denken. Doch für ein Mordmotiv gehörte etwas mehr dazu.
    In diesem Moment sah ich die Arztfrau mit einem 7er-BMW aus der sich automatisch öffnenden Garage fahren. Ohne mich zu bemerken, fuhr sie mit quietschenden Reifen in Richtung Ortsmitte. Eine Überwachung hielt ich momentan nicht für nötig. Nur in billigen TV-Krimiserien wird durch eine Verfolgungsjagd der Täter gestellt. In der Realität war dies leider nicht so einfach.
    Kurze Zeit später fuhr ich ebenfalls zur Ortsmitte. Dort hatte ich die größte Hoffnung, zu finden, was ich suchte. Ich parkte zentral auf dem Rathausplatz und hatte sogar eine Auswahlmöglichkeit. Ein türkischer Schnellimbiss und eine Pizzeria buhlten um meine Gunst. Entgegen meiner Gewohnheit entschied ich mich für die zeitintensivere Variante. Pizzaerfahren wie ich  war, bestellte ich die ›Vier Jahreszeiten‹; so konnte ich sicher sein, kein Fischzeug oder sonstige exotische Beläge auf meine Pizza zu bekommen. Sie schmeckte vorzüglich. Ich verbrachte über eine Stunde in diesem italienischen Restaurant;

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