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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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geschehen. Es wird noch ein paar Stunden dauern, bis die Einrichtung wieder freigegeben werden kann.«
    Der Eigentümer des Kletterwalds konnte es noch nicht richtig fassen. »Wieso Mord? Hier? Das gibts doch nicht!«
    »Wenn ich es Ihnen doch sage. Wir haben gerade mit unseren Ermittlungen angefangen. Warum ist das Gelände eigentlich nicht eingezäunt? Gibt es hier Kameras?«
    »Nein«, gab er Auskunft. »Wir haben hier keine Videoüberwachung. Und das Gelände ist deshalb nicht eingezäunt, weil es verboten ist. Es handelt sich hier um einen öffentlichen Stadtwald. Wir haben nur das Gelände zur Nutzung gepachtet. Es wird natürlich alles streng überwacht.«
    Mir fiel eine weitere Frage ein: »Sagt Ihnen der Name Dipper aus Haßloch irgendetwas?«
    »Dipper? Nein, tut mir leid, habe ich noch nie gehört. Ich wohne in Speyer, in Haßloch war ich schon ein paar Jahre nicht mehr.«
    »Vielen Dank für Ihre Unterstützung«, bedankte ich mich. »Bitte geben Sie meinem Kollegen Ihre Adresse, und im Anschluss daran möchte ich Sie bitten, das Gelände vorläufig zu verlassen. Sie würden uns darüber hinaus einen großen Gefallen erweisen, wenn es Ihnen gelingt, die Schulklasse bereits vorne an der Landstraße abzufangen.«
    Stumm nickend verließ Claus Leer das Gelände.
    »Was machen Sie da, Herr Becker?«
    Der Student zuckte wie ein kleines Kind zusammen, das man bei irgendetwas Trivialem erwischt hatte. Während ich mich mit dem Pächter unterhielt, hatte er sich ein Stück entfernt und schlich jetzt um ein Gebüsch herum.
    »Nichts, Herr Palzki. Hat die Spurensicherung eigentlich diesen Bereich schon abgesucht?«
    Ich bejahte. »Sehen Sie diese Absperrbänder? Alles, was eingegrenzt ist, muss noch abgesucht werden. Sie stehen im Moment in einem freien Bereich, der folglich schon dran war. Trotzdem sollten Sie momentan nichts anfassen.«
    »Genau so habe ich es mir gedacht. Würden Sie bitte mal einen Augenblick zu mir kommen?«
    In Begleitung von Gerhard ging ich zu ihm. »Haben Sie etwas entdeckt, Herr Becker?«
    »Ich weiß es nicht. Darf ich diesen Zweig hochheben?« Er zeigte an den Rand des Busches.
    »Warten Sie«, mischte sich Gerhard ein. Er zog einen hölzernen Stab aus der Tasche und bog damit den Zweig nach oben. Die Unterseite eines großen Blattes leuchtete blau.
    »Nanu, ein Stück Stoff. Wie haben Sie das entdeckt?«
    Dietmar Becker grinste. »Intuition ist alles.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist natürlich Quatsch. Ich habe an dieser Stelle nur meinen offenen Schuh gebunden, da habe ich es im Augenwinkel leuchten sehen.«
    Gerhard hatte sich bereits Einmalhandschuhe übergezogen und den blauen Stoff vom Blatt genommen.
    »Das ist Seide«, stellte er fest, nachdem er den Fetzen genauer begutachtet hatte. »Die dünnen Fäden haben sich im Gebüsch verfangen. Ich gebe es weiter zur Analyse.«
    Becker sah mir direkt in die Augen. »Sie wissen, was ich denke?«
    Es lag klar auf der Hand. Ich hatte den Stofffetzen ebenfalls sofort erkannt. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um ein Stück von Doktor Mayers königsblauer Krawatte.
    »Langsam, Herr Becker, nicht sofort verdächtigen. Es muss nicht zwangsläufig Mayers Krawatte sein und außerdem kann das Stoffstück schon länger dort hängen.«
    »Von was redet ihr überhaupt?«, mischte sich Gerhard ein. »Werde ich endlich eingeweiht?«
    Ich erzählte meinem Kollegen von unserem Besuch bei ›Neomedi‹ und dem sich aufdrängenden Verdacht.
    »Sie scheinen wirklich überall dabei zu sein«, murrte er mit einem Blick auf Becker. »Wollen Sie Beamter werden?«
    »Höchstens vielleicht Staatsanwalt. Aber dafür studiere ich nicht das richtige Fach.«
    Fast hätte ich ihm mit Blick auf Borgia geantwortet, dass hiesige Staatsanwälte nicht unbedingt ein Studium benötigen, um sich unbeliebt machen zu können.
    Gerhard Steinbeißer wandte sich wieder mir zu. »Du Reiner, es ist zwar noch nicht gesichert, für mich sieht es aber aus, als könnten die tödlichen Schüsse von hier abgegeben worden sein.«
    »Dann hätte der Schütze Frau Dipper in einen Hinterhalt gelockt und gewartet, bis sie an der Hängebrücke angekommen war. Das Gebüsch bot ihm eine ausgezeichnete Deckung.«
    »Aber warum diese Aggressivität?«, wunderte sich Gerhard. »Der Täter muss doch das komplette Magazin leer geschossen haben.«
    »Hass«, vermutete ich. »Unbändiger Hass.«
    »Aber warum? Wir wissen bekanntlich inzwischen, dass ihr Mann Selbstmord beging. Der

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