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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Täter hatte es daher wohl kaum auf die ganze Familie abgesehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das war anders. Langsam sehe ich klar. Das war Rache. Rache für das Theater mit ihrem Mann und die damit verbundene Aufmerk samkeit auf die ›Croupison‹-Sache. Elli Dipper musste sterben, weil sie den Mörder verraten wollte.«
    »Sie meinen den Mörder von Windeisen?«, fragte Becker.
    »Auch. Obwohl, da bin ich mir noch nicht so sicher. Ich meine den Tod der drei kleinen Kinder und den Selbstmord von Doktor Dipper.«
    »Die drei Kinder wurden ermordet?«
    »Nein, natürlich nicht. Unser Täter muss aber trotzdem die Hauptschuld an ihrem Tod haben, zumindest eine moralische. Dasselbe gilt für Doktor Dipper.«
    »Und jetzt wurde ihm langsam der Boden zu heiß.«
    »Genau, unser Mörder ist eine tickende Zeitbombe. Er vermutet, dass wir kurz vor seiner Entlarvung stehen.«
    Becker nickte zustimmend. »Werden Sie Doktor Mayer jetzt festnehmen?«
    »Später. Es spricht zwar vieles für ihn, ich muss aber vorher ein paar Dinge klären.« Ich schaute auf die Uhr und erschrak. »Ist es wirklich schon so spät? Der blöde Unfall hat viel Zeit gekostet. Gerhard, ich muss dringend nach Dannstadt. Kann ich deinen Wagen haben? Könnten du und Jutta später Herrn Becker zurück nach Schifferstadt bringen?«
    Ich sah, wie der Student mich mit Blicken geradezu anbettelte.
    »Keine Chance, Herr Becker. Ich kann da schlecht jemanden mitbringen.«
    »Aber ich kenne doch Herrn Overath bereits. Sie fahren doch zu ihm, richtig?«
    »Und genau deswegen können Sie nicht mit. Wie soll ich ihm erklären, dass ich immer einen Journalisten  dabei habe? Und außerdem kommt noch ein weiterer Gast. Wer das ist, verrate ich Ihnen aber nicht.« »Genau, diese Frage könntest du mir aber mal beant
    worten«, forderte Gerhard. »Welche Frage?« »Warum du überall mit Herrn Becker auftauchst.« »Zufall, reiner Zufall. Außerdem hat er mir vorhin
    das Leben gerettet.« »Dafür müsste ich ihm eigentlich böse sein.« Becker starrte meinen Kollegen hilflos an. »Warum das denn?«, fragte ich. »Dadurch, dass er dir das Leben gerettet hat, ent
    geht mir eine Beförderungschance«, witzelte Gerhard
    trocken. Ich grinste. »Ich rede nachher mal mit Maria, okay?« Becker verstand überhaupt nichts. Ich ersparte mir,
    ihn aufzuklären und verabschiedete mich, nachdem mir Gerhard seinen Autoschlüssel gegeben hatte.
    Er rief mir noch hinterher, dass ich doch bitte vorsichtig fahren sollte, worauf Becker fast einen Lachkrampf bekam. Ich ließ mich nicht zu einer Reaktion hinreißen und ignorierte die beiden einfach.

17.schlechte Karten
    Es war schon verdammt unangenehm, in den Wagen einzusteigen. Nicht, weil es Gerhards Wagen war, es handelte sich dabei um den gleichen wie meinen, sondern wegen meiner Schmerzen. Sobald mein linkes Schulterblatt mit der Rückenlehne Kontakt aufnahm, durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Es half nichts, ich nahm die Opa-Stellung ein, schob den Sitz bis zum Anschlag Richtung Windschutzscheibe und kurbelte die Rückenlehne vor. Zwischen Lenkrad und Sitzfläche saß ich wie in einem Korsett eingeschnürt im Sitz. Mit der Windschutzscheibe wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, war ich das Gespött für alle entgegenkommenden Fahrzeuge. So fuhr ich die Strecke zum Overath’schen Anwesen nach Dannstadt, glücklicherweise ohne mir einen Wadenkrampf einzufangen. Nachdem ich angekommen war, tat mir die Schulter nicht mehr weh. Dafür meine Oberschenkel und meine angewinkelten Arme. ›Schmerzen mit Schmerzen bekämpfen‹ konnte man hier sagen. Beim Aussteigen stieß ich dann noch am Türrahmen an. Da ich weder sportlich noch ein Draufgängertyp war, wunderte mich mein Engagement selbst. Aber deswegen gleich eine Krankmeldung einzureichen, kam für mich nicht in Frage. Nicht in dieser Situation.
    Doktor Overath erwartete mich bereits, da ich mich etwa zehn Minuten verspätet hatte. Auch der Professor war schon anwesend.
    »Um Himmels willen, wie sehen Sie denn aus?«, begrüßte er mich mit aufgerissenen Augen.
    »Tut mir leid, ich hatte einen kleinen Unfall. Deswegen bin ich leider etwas unpünktlich.« Nähere Informationen wollte ich nicht preisgeben, auch die Sache mit Elli Dipper ging die beiden nichts an.
    »Ich hoffe, Ihnen ist nichts passiert«, fragte Overath neugierig.
    »Nein, nur eine kleine Prellung, der Rest ist Blechschaden.«
    Ich holte die formelle Begrüßung nach, indem ich beiden Herren die

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