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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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könnte Windeisen die Listen längst an Schrober weitergegeben haben, dann wäre der Mord an Windeisen sinnlos gewesen. Doch lassen Sie mich weitererzählen. Es ist aber alles andere als schön. Ich vermute, dass eine Charge des Medikamentes nicht in Ordnung war.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Alle drei Kinder, die tödlich erkrankten, wurden mit ›Croupison‹ aus derselben Charge behandelt.«
    Jetzt fiel bei mir der Groschen. Deswegen standen auf Beckers Zettel nur fünf Namen! Und alle drei betroffenen Ärzte befanden sich in derselben Liste.
    »Seit wann wissen Sie das?«, stieß ich aufgewühlt hervor.
    »Erst seit Kurzem. Ich weiß, ich hätte früher darauf kommen können, doch ich hatte bisher wirklich keinen Zusammenhang gesehen. Doktor Mayer fragte mich letzte Woche, ob ich eine Idee hätte, um einen bestimmten Wirkstoff zu importieren und ihn gleichzeitig zu waschen.«
    »Einen Wirkstoff waschen?«
    »Natürlich nur sinnbildlich gesprochen, Herr Palzki. Jeder Wirkstoff muss entweder selbst hergestellt oder von einem kontrollierten Unternehmen bezogen werden. Mayer hatte Lieferschwierigkeiten, die wohl unter anderem rechtlicher Natur waren. Ich konnte ihm in dieser Angelegenheit leider nicht helfen. Offizielle Kanäle kenne ich keine und von inoffiziellen musste ich ihm abraten.«
    »Was passiert, wenn Doktor Mayer keinen Ausweg findet?«
    »Dann ist die Produktion von ›Croupison‹ gefährdet. Wenn das Mittel erst einmal zugelassen ist, werden größere Mengen benötigt. So wie mir Mayer sagte, ist die künstliche Produktion bisher nicht gelungen.«
    »Und wie passt Windeisen in die Geschichte?«, erkundigte ich mehr als verwirrt.
    »Erpressung. Er hat an dem Tag, als Mayer bei mir im Büro war, an der Tür gelauscht.«
    »Woher wissen Sie das? Haben Sie ihn erwischt?«
    »Nein, nicht direkt. Eine Stationsschwester, mit der ich mich manchmal privat unterhalte, hat es mir verraten.«
    »Sie meinen nicht zufällig Frau Hohlmann?«
    Er erschrak. »Genau, woher wissen Sie das?«
    »Oh, das war eine reine Vermutung.«
    »Wie dem auch sei. Das ist alles, was mir in den letzten Tagen aufgefallen ist. Für mich kommt kein anderer Täter infrage. Was meinen Sie, Herr Overath?«
    »Sie sehen mich zutiefst geschockt, werter Kollege. Wenn ich gewusst hätte, was da für Geschichten im Hintergrund laufen, hätte ich mich niemals dazu bereit erklärt, ›Croupison‹ zu verordnen. Ich selbst habe mich faktisch zwar nur einem steuerrechtlichen Vergehen schuldig gemacht, moralisch fühle ich mich trotzdem für den Tod meines Patienten verantwortlich.«
    »Ja natürlich, mir geht es genauso. Die Verwendung von ›Croupison‹ muss sofort abgesetzt werden. Aber das allein reicht nicht. Eigentlich wollte ich mir Ihren Rat holen, ob es nicht besser wäre, die Polizei zu informieren. Was sich jetzt offensichtlich erübrigt hat«, meinte er mit einem Blick zu mir.
    Just in diesem Moment ging die Tür auf.
    »Oh, Verzeihung Hubertus, ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Guten Tag, Herr Palzki.«Heute ganz als Geschäftsfrau gekleidet, reichte Frau Overath mir die Hand und stellte sich anschließend dem Professor vor.
    »Gibt es was Wichtiges?«, brummte ihr Mann.
    »Eben hat Matthias angerufen. – Das ist mein Bruder, Matthias Metzger«, fügte sie an Professor Zynanski gewandt hinzu.
    »Die Frau des Kollegen Dipper aus Haßloch wurde heute Morgen ermordet.«
    »Wie bitte?«, riefen die beiden Herren fast gleichzeitig im Chor.
    Ich bluffte: »Ist sich Ihr Bruder da sicher?«
    »Sie wissen davon noch nichts, Herr Palzki? Es soll irgendwo in Speyer passiert sein, er war mit seinem Notarztwagen als Erster vor Ort. Näheres will er uns nachher erzählen, er wird bald hier vorbeikommen.«
    Ich nutzte die Gelegenheit, mich zu verabschieden. »Herr Professor Zynanski, dürfte ich mich bei Ihnen melden, wenn ich weitere Fragen haben sollte?«
    »Natürlich, selbstverständlich. Bitte beachten Sie, dass meine Äußerungen nur auf Vermutungen basieren. Also bitte keine vorschnellen Handlungen.«
    »Eine Bitte habe ich noch«, unterbrach ihn Overath. »Hier wird ein Arzt nach dem anderen gemeuchelt und ganze Familien werden ausradiert. Herr Palzki, ich verlange Personenschutz für meine Frau und mich!«
    Ich versprach ihm, mich gleich darum zu kümmern, wenn ich zurück im Büro war. Frau Overath begleitete mich zum Ausgang, während die Arztkollegen ihre Diskussion fortsetzten. Noch im Türrahmen der Eingangstür stehend, kamen

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