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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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ungläubiges Staunen, schließlich das obligatorische ›Das kann doch nicht sein‹, danach meist ein heftiges Heulen. Ich ließ die Sprechstundenhilfen im Wartezimmer zurück und schaute mich ein wenig in der Praxis um. Alles war blitzblank und modern eingerich tet. Die Theke und die Behandlungsräume schienen erst kürzlich renoviert worden zu sein. Da mein Diensthandy wie üblich im Auto lag und sowieso mit leerem Akku ausgestattet war, ging ich zu Petra und Nicole zurück, die sich inzwischen gegenseitig getröstet und sich dadurch ein wenig gefasst hatten.
    »Entschuldigen Sie, hier wird gleich die Spurensicherung kommen. Bitte verlassen Sie das Wartezimmer nicht, bis Ihre Personalien aufgenommen worden sind. Dürfte ich freundlicherweise von einem Ihrer Handys aus telefonieren? Den Apparat an der Theke möchte ich wegen eventueller Fingerabdrücke nicht benutzen.«
    »Spurensicherung?« Petra blickte erstaunt auf. »Was ist mit unserem Chef denn passiert?«
    »Tut mir leid, es gibt Anzeichen, dass Doktor Dipper ermordet wurde. Genaueres kann ich Ihnen derzeit nicht sagen. Ist Ihnen eigentlich in den letzten Tagen etwas Ungewöhnliches an Ihrem Chef aufgefallen?«
    Petra schaute mich mit feuchten Augen an und schüttelte den Kopf. »Nein, er war wie immer. So nett und fröhlich. Und jetzt ist er tot.« Sie fing an zu schluchzen.
    Nicole, die Auszubildende, kämpfte ebenfalls gegen ihre Tränen an. »Ich finde, er war in den letzten Tagen schon etwas nachdenklicher als sonst.«
    »Wissen Sie, woran das gelegen haben könnte?«
    »Ich vermute, dass es wegen des kleinen Jakobs war, der kürzlich gestorben ist.«
    »Hör auf, solch einen Blödsinn zu erzählen«, mischte sich Petra ein. »Da kann doch Doktor Dipper nichts dafür. Ein bedauernswerter Schicksalsschlag, aber unser Chef hat alles Menschenmögliche getan.«
    »Aha«, schaltete ich mich ein. »Würden Sie mir bitte die ganze Geschichte erzählen? Es muss zwar nicht zwangsläufig etwas mit der Tat zu tun haben, aber Polizeibeamte sind von Natur aus neugierig.«
    »Na ja, da gibt es nicht viel zu erzählen«, begann Petra. »Er wurde spätabends, es war längst nach Praxisschluss, von Jakobs Eltern angerufen. Jakob war zwei Tage vorher mit seiner Mutter wegen Verdacht auf Pseudokrupp in der Praxis gewesen. An diesem Abend muss der Kleine jedoch schlimme Atemnot bekommen haben. Auf jeden Fall konnte Doktor Dipper die Anfälle unter Kontrolle bringen. Eine Einweisung ins Krankenhaus hielt er deshalb nicht für nötig. Und am nächsten Morgen war Jakob tot.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt? Sie hatten doch längst Feierabend.«
    »Seine Frau hat uns das am nächsten Tag mitgeteilt. Da kam auch die Polizei in die Praxis und hat den Doktor befragt.«
    »Haben Sie vielen Dank. Oh, ich sehe gerade durch das Fenster, dass die Kollegen von der Spurensicherung vorfahren. Folglich brauche ich auch nicht mehr anzurufen.«
    Wenige Augenblicke später kam neben dem Leiter dieser Einheit auch mein Partner Gerhard zur Tür herein. Ich stellte die beiden Damen vor und informierte meinen Kollegen kurz über das Erlebte. Wir vereinbarten für heute Nachmittag um 14 Uhr unsere erste Teamsitzung im Büro. Danach verabschiedete ich mich von ihm und den beiden Arzthelferinnen.

3.eine tückische Krankhei t
    Ich schaute flüchtig auf die Armbanduhr, bevor ich in mein Auto stieg. Es war erst kurz nach neun. Es kam nicht häufig vor, dass sich um diese Uhrzeit die Ereignisse bereits derart überschlugen. Zuerst der beeindruckende Hausbau meiner Bekannten, anschließend der Tote auf der Rennbahn, nicht zu vergessen Hagen sowie die Szenen, die sich eben in der Praxis abgespielt hatten. Ich brauchte jetzt erst einmal ein wenig Ruhe, um meine Eindrücke und Gedanken zu verarbeiten. Ab dem Ortsausgang Haßloch hatte ich das Vergnügen, einem extrem langsam vor sich hintuckernden Möbellaster folgen zu dürfen. Entweder hatte er rohe Eier geladen, die höchstwahrscheinlich lose in einer Wanne lagen, oder es war ein Verwandter des bekifften Leichenwagenfahrers von vorhin. Eigentlich muss ich es gar nicht extra erwähnen, denn selbstverständlich gab es keine Überholmöglichkeit bis zur Ortseinfahrt Iggelheim. Vor mir der rote Was-weiß-ich-wie-viel-Tonner, hinter mir die gefühlte Hälfte der in der Rheinebene zugelassenen Fahrzeuge. Direkt am Ortseingang gab es den inzwischen obligatorischen Verkehrskreisel, der aufgrund einer lediglich kleinen einmündenden Nebenstraße nicht wirklich

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