Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
Gläser und eine weitere Flasche gebracht. Und Kekse für die Kinder. Auch das war ein Fehler gewesen. Paul und Melanie stritten sich sofort um die größten Kekse, was eine Riesensauerei auf dem Tisch verursacht hatte. Paul hatte bei dem Verkäufer lautstark nach mehr Saft verlangt. Noch war ich über die Körperbeherrschung des Verkäufers erstaunt gewesen.
    Das Ende vom Lied: Nach fünf oder sechs Weinproben hatte unser Platz und die unmittelbare Umgebung wie ein Schlachtfeld ausgesehen. Der Verkäufer hatte uns dennoch freundlich gefragt, wie viel Flaschen Wein er uns von den einzelnen Sorten liefern dürfe. Selbstverständlich zu dem nur heute gültigen Messepreis. Ste fanie hatte aufgrund der doch recht peinlichen Situation – mehrere Passanten machten bereits Fotos von uns und dem Chaos – nicht in Kaufverhandlungen treten können. Daher tat ich das einzig Vernünftige und ließ mir das Bestellformular aushändigen, um die Bestellung daheim in Ruhe auszufüllen. Dem Verkäufer war natürlich sofort klar gewesen, dass es sich hierbei um eine Notlüge handelte. Wir hatten einen von Selbstzweifel zermürbten Weinverkäufer hinterlassen, der mit Sicherheit am nächsten Tag den Beruf gewechselt hatte.
    Ich war wieder in der Realität angekommen. Gerhard schien immer noch trüben Gedanken nachzuhängen. Ich wollte gerade ansetzen, ihn zu trösten, als Jutta reinkam.
    »Ach, da seid ihr ja«, begrüßte sie uns. »Dann können wir endlich mit unserem Meeting anfangen.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Wie wäre es in einer Minute?«
    »He, Jutta«, rief ich, statt auf ihre Frage einzugehen. »Kennst du die Geschichte mit dem Elefanten und dem Porzellanladen?«
    Jutta war unbeeindruckt. »Du meinst wohl wegen Gerhards Seelenleben? Er hat sich vorhin über eine Stunde bei mir ausgeweint, das müsste reichen. Auf ihr beiden, los gehts, wir haben einen Fall zu lösen.« Und speziell an meinen Freund und Kollegen gewandt sagte sie: »Komm schon, du weißt genau, dass Maria ihren Willen bekommt. Jedes Jahr kommen in Deutschland Hunderttausende Kinder auf die Welt. Wenn sich alle Väter in spe so anstellen würden, wären wir schon längst ausgestorben.«
    Im Türrahmen drehte sie sich nochmals um. »Ich habe frischen Kaffee aufgesetzt.«
    Gerhard stand wie in Trance auf und folgte mir in den Besprechungsraum. Die anderen waren dort bereits anwesend. Jutta spielte ausnahmsweise die Fürsorgliche und schenkte Gerhard wie auch mir einen Kaffee ein. Die Cola hatte ich bereits im Büro in einem Zug leer getrunken.
    »So, dann wollen wir mal anfangen.« Jutta schnappte sich ihre vorbereiteten Notizen. »Jürgen, erzähl du als Erstes. Das ist nämlich am brisantesten.«
    Jürgen stand auf, als wollte er einen Vortrag halten. »Vor einer Viertelstunde kam ein Bericht von der Autowerkstatt, die deinen Wagen abgeschleppt hat, Reiner. Die Sache ist eindeutig: Die Lenkung wurde manipuliert.«
    Ich konnte nicht fassen, was ich da hörte.
    Jutta ergriff das Wort: »Da hast du wohl verdammtes Glück im Unglück gehabt. Es scheint irgendjemandem nicht zu passen, dass es dich gibt. Hast du eine Ahnung, wann an deinem Auto herumgepfuscht worden sein könnte?«
    »Das kann nur bei mir zu Hause passiert sein«, stotterte ich. »Gestern Abend funktionierte die Lenkung noch einwandfrei. Erst seit heute Morgen stimmte da was nicht. Mein Wagen hatte die ganze Nacht vor dem Haus gestanden. Es ist dort zwar sehr dunkel, aber wer geht das Risiko ein, sich in einer Durchgangsstraße nachts an einem Auto zu schaffen zu machen?«
    »Laut Angaben der Werkstatt war dazu für einen Fachmann höchstens eine Minute nötig«, wandte Jürgen ein.
    »Tja, Reiner«, ergänzte Jutta. »Du lebst gefährlich. Vor ein paar Wochen wollte man dich erschießen, heute solltest du besonders perfide ins Jenseits befördert werden. Kannst du dir vorstellen, wer dafür verantwortlich ist?«
    Ich schüttelte den Kopf und machte mich über die Sache lustig, allerdings nur halbherzig. »Meinen Schneider und meine Spielschulden habe ich schon längst bezahlt.«
    »Okay, wir sollten besser alle besonders aufpassen, vielleicht war das kein Einzelfall.«
    »Meinst du, dass ein Verrückter die Schifferstadter Kriminalinspektion ausrotten möchte?«, ereiferte sich Jürgen.
    »Du liest wohl zu viele Kriminalromane. Im Ernst, die Vermutung liegt doch nahe, dass der provozierte Unfall mit den Mordfällen Windeisen und Dipper zu tun hat. Ich bin sowieso immer mehr der Meinung, dass die

Weitere Kostenlose Bücher