Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
Damit dürfte ich die folgende Nacht überstehen. Wir redeten über Gott und die Welt, und es wurde ein recht vergnüglicher Abend. Alessia ließ uns sogar für eine halbe Stunde allein. Um etwas Luft bei einem Spaziergang zu schnappen, wie sie uns sagte. Um Stefanie und mir Gelegenheit zu geben, uns unter vier Augen zu unterhalten, wie sie wohl dachte.
    Gegen Mitternacht verabschiedete sich Stefanie. Paul und Melanie waren gut untergebracht, erst morgen Mittag nach der Schule würde sie unsere Kinder wiedersehen. Alessia räumte noch etwas auf. Ich protestierte nur leicht, um sie von ihrem Vorhaben nicht abzubringen.

22.Jacques macht alles richtig
    Als mich der Wecker gegen 8 Uhr brutal aus den Träumen riss, war Alessia bereits abfahrtsbereit. Nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück half ich ihr, ihre Sachen in dem kleinen Fiat zu verstauen. Nach einer herzlichen Umarmung – zum Glück war das Nachbarhaus verwaist – fuhr meine Tochter zu ihrer Freundin nach Heidelberg. Das Leben hält doch ständig eine Überraschung bereit, dachte ich mir, als ich zurück ins Haus ging.
    Ich hatte noch etwas Zeit und begann, Zeitung zu lesen. Die Mordfälle Dipper und Mayer wurden auf zwei Sonderseiten breitgetreten. Staatsanwalt Borgia erläuterte in einem Interview, dass es mittlerweile gelungen sei, Licht in das Ganze zu bringen. Die Mordserie sei aufgeklärt. Nähere Details würden im Laufe des Tages bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Kein Wort über die Polizeiarbeit, der Bericht las sich so, als ob Borgia die Sache im Alleingang geklärt habe. Ohne mich darüber zu ärgern, pfefferte ich die Zeitung wütend auf den Boden. Soll dieser Borgia ruhig seine Pressekonferenz halten. Bisher konnte ich mich immer auf meinen Instinkt verlassen, Borgia würde schon sehen, was er davon hatte, wenn er kleinlaut seinen eigenen Bericht dementieren musste. Ich schnappte mir meinen Einsatzkoffer und machte mich auf den Weg, um meinen Informanten zu treffen.
    Dummerweise stand immer noch der Smart vor meiner Tür. Stefanie und Alessia hatten sich schon gestern Abend über mein neues Fortbewegungsmittel lustig  gemacht. Meine Schulterschmerzen hatten sich glücklicherweise etwas gebessert. Dafür pochte stattdessen meine Schläfe, gerade dort, wo ein Pflaster meine Platzwunde verdeckte. Wahrscheinlich nur die Anspannung, redete ich mir ein und versuchte es zu ignorieren.
    Ich fuhr auf direktem Weg zur Schifferstadter ›Waldfesthalle‹, ohne einen Zwischenstopp bei der Kriminalinspektion einzulegen. Dort würde ich aufgrund des Poststapels sowieso nur depressiv werden.
    Die ›Waldfesthalle‹ befand sich am südlichen Ortsausgang in Richtung Speyer. Hier standen neben besagter Halle auch das Schützenhaus und diverse Vereinsheime, die in den letzten Jahren errichtet worden waren. Im Sommer wurde an den Wochenenden dieser Bereich zur gemeindlichen Fress- und Saufmeile umgewandelt. Dabei wechselten sich Vereine und Parteien mit der Ausrichtung des Waldfestes ab.
    Neben der ›Waldfesthalle‹ befand sich ein größerer Waldspielplatz, dahinter wurde das Gelände durch den beginnenden Wald und alten, nicht mehr befahrenen Industriebahngleisen begrenzt. Die Halle selbst bestand aus mehreren, mächtigen Betonpfeilern, die das Dach statisch trugen. Die Zwischenräume der Pfeiler wurden durch überbreite Rolltore verschlossen, die man bei Veranstaltungen im Regelfall alle komplett öffnete. So konnten die Gäste vor Regen und Wind weitgehend geschützt und trotzdem einigermaßen in freier Natur sitzen. Am hinteren Ende der Halle schlossen sich gemauerte Räume an. Hier befanden sich die Toiletten, Aufenthaltsräume für die Helfer, Lager sowie die Bedientheken für Essen und Getränke.
    Das Gelände war um diese Uhrzeit wie ausgestorben. Selbst die Vereinsheime schienen Teil einer Geisterstadt zu sein. Ich fuhr durch den verwinkelten und durch zahlreiche Hecken gestalteten Parkplatz, ohne einen weiteren Pkw entdecken zu können. Ich stellte meinen auffälligen, aber nicht mit mir in Verbindung zu bringenden Kleinwagen in die hinterste Ecke. Zunächst blieb ich ein paar Minuten im Wagen sitzen, um die Umgebung ausführlich zu beobachten. Außer ein paar harmlosen Spaziergängern, die vermutlich zum Vogel-park gingen, konnte ich keine menschlichen Aktivitäten ausmachen. Um 5 Minuten vor 10 Uhr verließ ich den Smart. Meinen Einsatzkoffer ließ ich im Wagen. Ich hoffte, dass ich ihn nicht brauchen würde.
    Ich ging quer über

Weitere Kostenlose Bücher