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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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weiterhelfen.«
    »Mit einem Informanten? Ist das nicht zu gefährlich?«
    »Nein, nein, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich treffe ihn in Schifferstadt in der ›Waldfesthalle‹. Du musst wissen, bei unserem Informanten handelt es sich um einen verdeckten Ermittler, deshalb kann er nicht einfach zu uns in die Kriminalinspektion kommen. Da aber niemand etwas von diesem Treffen weiß, kann es nicht weiter gefährlich werden.«
    Alessia verzog das Gesicht. »Hoffentlich hast du recht. Ich als kriminalistischer Laie denke aber, dass ihr bereits euren Mörder habt. Wie dem auch sei, ich fahre leider schon morgen früh zu meiner Freundin nach Heidelberg. Ich werde mich aber auf jeden Fall noch mal telefonisch bei dir melden, bevor ich nach Italien zurückfahre, okay? Ich will doch wissen, wie es meinem Daddy so geht.«
    »Das ist lieb von dir, Alessia. Doch jetzt lass uns den Abend genießen und nicht mehr über die kriminelle Vorderpfalz reden.«
    Das Timing war außerordentlich gut, denn zehn Minuten später war das Essen fertig und zeitgleich läutete es an der Haustür.
    »Kannst du bitte aufmachen, Daddy? Nicht, dass mir noch das Essen anbrennt.«
    Ohne auch nur die geringste Ahnung von unserem Besucher zu haben, öffnete ich die Tür.
    »Hallo, Reiner, alles in Ordnung mit dir?«, begrüßte mich Stefanie.
    Oje, jetzt bricht endgültig alles über mir zusammen, dachte ich. Das wird mir meine Stefanie nie verzeihen.
    »Hm, es riecht ja so gut. Das ist vollkommen ungewöhnlich bei dir. Darf ich reinkommen?«
    »Ja, äh, halt, warte mal, äh«, stotterte ich vollkommen unsicher vor mich hin.
    »Was ist denn? Hast du etwa ein Geheimnis vor mir?«
    In diesem Moment kam Alessia aus der Küche. In dieser Sekunde war wohl alles vorbei.
    »Hallo, Alessia, nett dich kennenzulernen«, sagte Stefanie. Ich glaubte, nicht richtig zu hören.
    »Und du bist also Stefanie. Daddys Frau. Meine Stiefmutter, sozusagen.«
    Die beiden Frauen umarmten sich. Ich stand da, unbeweglich wie ein Denkmal.
    »Was ist, Reiner? Kommst du mit in die Küche, oder willst du im Flur übernachten?«
    »Wie, was? Ihr kennt euch?«, war das Einzige, was ich mühsam meinen Stimmbändern entlocken konnte.
    »Aber Reiner«, wies mich Stefanie vorwurfsvoll zurecht. »Ich bin deine Frau, warum sollte ich deine Tochter nicht kennen?«
    Alessia und Stefanie kosteten ihren Triumph ergiebig aus. Ich schaute von der einen zur anderen, ohne nur das Geringste zu verstehen.
    »Ich glaube, ich kläre deinen Mann besser mal auf«, meinte schließlich meine Tochter. »Daddy, mit Stefanie habe ich heute Mittag telefoniert. Es ist alles okay, du kannst dich wieder beruhigen.«
    »Mensch, Reiner, mit dir erlebt man aber auch Sachen«, ergänzte Stefanie kopfschüttelnd. »Da ruf ich hier an, um dich zu sprechen und erfahre dabei, dass du eine erwachsene Tochter hast.«
    »Ist das ein Verbrechen?« Endlich hatte ich mich wieder in der Gewalt. »Traust du mir das nicht zu?«
    »Doch, doch«, nickte sie, »durchaus. Ich habe auch nichts dagegen einzuwenden, jedenfalls, solange es sich um eine Tochter handelt, die älter ist als unsere Beziehung.«
    »Aber ich wusste es selbst nicht«, verteidigte ich mich.
    »Ich weiß doch, das sollte kein Vorwurf sein. Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich früher bereits verheiratet war?«
    Mit offenem Mund starrte ich Stefanie an, bis sie loslachte. »Dummerchen, das war doch nur ein Scherz. Stell dich nicht so an und komm endlich mit in die Küche.« Und an Alessia gewandt sagte sie: »Hm, das riecht wirklich fantastisch. Kochen hast du mit Sicherheit nicht von deinem Vater geerbt.«
    Das Essen schmeckte genial, auch wenn ich mich schämte, zu fragen, um was für ein Gericht es sich überhaupt handelte. Ich musste immer noch an die dumme Geschichte anlässlich des 70. Geburtstags meines Vaters denken. Den Ehrentag hatten wir in einem edlen Restaurant mit einem riesigen Büfett gefeiert. Ich hatte mich  eifrig an den Cevapcici bedient, die mir sehr geschmeckt haben. Ich war nur leicht über den feinen Fischgeschmack verwundert. Stefanie beobachtete mich damals ebenfalls verwundert. Erst als sie mich fragte, warum ich plötzlich Bratheringsröllchen esse, wurde mir mein Irrtum klar. Ich hasste Fisch in fast allen Formen. Ausnahmen machte ich nur bei Fischstäbchen und ab und zu bei einem Filet.
    Stefanie hatte sogar an den passenden Wein gedacht. Zum Glück hatte ich kürzlich eine Packung Sodbrennentabletten gekauft.

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