Schwarzkittel
sein.« Er überreichte mir zwei Ohrenstöpsel, die ich von handelsüblichen nicht unterscheiden konnte.
»Na los, probiere es mal.«
Skeptisch drückte ich mir die beiden Dinger in die Ohren und lauschte angestrengt.
»Da ist überhaupt kein Unterschied zu bemerken. Diese Stöpsel dämpfen die Lautstärke gar nicht«, stellte ich überrascht fest.
Jacques lachte mich aus. »Genau deshalb solltest du sie auch ausprobieren. Jetzt weißt du, dass es keinen hörbaren Unterschied gibt. Es sind nämlich keine normalen Ohrenstöpsel, sondern eine Eigenentwicklung. Sie dämpfen den für das menschliche Ohr unhörbaren Schalldruck. Schalte den Würfel niemals an, ohne deine Ohren zu schützen. Hast du gehört?«
»Willst du nicht doch lieber mitkommen?« Mir war auf einmal gar nicht mehr so wohl bei der Sache.
»Aha, du siehst endlich ein, dass das kein Spielzeug ist. Komm, wir gehen hoch ins Wohnzimmer, dann kannst du mir erst einmal erklären, was du eigentlich vorhast.«
Ich erzählte ihm alles, was ich bisher wusste. Sein Erstaunen wuchs von Satz zu Satz. Trotzdem unterbrach er mich nicht.
»Das ist der Hammer, was du da vorhast. Da wird selbst der Staatsanwalt auf die Knie fallen, falls du recht hast. Dieser Becker ist wirklich vertrauenswürdig?«, fragte er mich, als ich mit meinem Bericht zu Ende war. »Auf alle Fälle. Immerhin hat er mir das Leben gerettet.«
»Dann ruf ihn am besten gleich mal an. Da drüben steht ein Telefon. Wenn er mitmacht, soll er gleich zu mir kommen.«
Jacques hatte sich in den letzten Minuten zusehends verändert. Eine gewisse Vorfreude, mal wieder seinem monotonen Alltag zu entfliehen, war ihm deutlich anzumerken. Er schien meinem Plan regelrecht entgegenzufiebern.
Beckers Nummer kannte ich inzwischen auswendig. Was mich jedoch ein wenig aus dem Konzept brachte, war das alte Wählscheibentelefon von Jacques. Es schien das letzte seiner Art zu sein, das in Europa bis heute im Einsatz war. Trotz veralteter Technik erreichte ich Dietmar Becker auf Anhieb. Er war ebenso sprachlos wie Jacques, als ich ihm die Vorkommnisse des heutigen Tages in aller Kürze schilderte. Wie nicht anders zu erwarten war, sagte er sofort zu und wollte sich gleich auf den Weg zu Jacques machen.
»Du musst wissen«, erklärte ich meinem Freund, nachdem ich den Hörer wieder aufgelegt hatte, »Dietmar Becker schreibt zurzeit an einem Krimi über die Pseudokruppfälle. Da ist er jetzt natürlich ganz heiß darauf, alles aus nächster Nähe mitzuerleben.«
Ich verabredete noch ein paar Details mit meinem Freund, dem Erfinder, und verabschiedete mich recht zügig. Becker musste nicht unbedingt erfahren, mit welchem Fahrzeug ich unterwegs war.
Ich fuhr so schnell wie möglich nach Hause, es gab nämlich noch etwas Wichtiges zu erledigen, ohne das mein Plan nicht funktionieren würde. Mein Bauchgefühl war inzwischen zur Gewissheit geworden.
21.Abschied
Als ich die Tür aufschloss, strömte der Duft des Gemüseauflaufs bereits durch das ganze Haus. Alessia stand in der Küche und hantierte mit Töpfen und Pfannen. So was hatte dieser verwaiste Raum schon lange nicht mehr erlebt. Ob Alessia die Pfannen vorher hatte abstauben müssen?
Sie stellte die Kochutensilien auf die Arbeitsfläche und fiel mir um den Hals. Dann drückte sie mir einen Kuss auf die Wange.
»Halt, nicht so stürmisch, meine Kleine!« Immerhin hatte sie jetzt normale Jeans und ein kurzes weißes T-Shirt an.
»Aber Daddy, das wird doch unser Abschiedsessen. Hast du endlich Feierabend?«
»Ja, das habe ich. Es war ein ziemlich anstrengender Tag. Ich bin wirklich hundemüde. Doch das Essen lassen wir uns natürlich noch schmecken, keine Frage.« Ich sah auf den Tisch. »Wieso stehen da drei Teller?«
»Überraschung! Wir bekommen nachher Besuch.«
Ich wurde blass. »Jetzt kommt doch nicht etwa deine Mutter?«
Alessia grinste. »Und wenn schon. Würde dich das stören? Keine Angst, es ist nicht meine Mutter. Warte einfach mal ab.«
Ich setzte mich und ließ Alessia weiter vor sich hinwerkeln.
»War dein Tag erfolgreich? Alles in Ordnung, Daddy? Habt ihr endlich euren Mörder gefasst?«
»Das ist nicht so einfach, Alessia. Alles spricht zwar dafür, dass wir ihn haben. Allerdings können wir ihn nicht mehr befragen, weil er inzwischen selbst tot ist. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckt. Morgen früh treffe ich mich deswegen um 10 Uhr mit einem wichtigen Informanten. Der kann mir sicher
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