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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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die Brieftasche im Wohnzimmer. Ausweis, Führerschein, alles.»
    «Was sagt der Arzt?»
    «Sieht nach einem Unfall aus. Ich hab mir trotzdem gedacht, ich geb dir Bescheid, wo du jetzt der Chef bist, denn ich hätte gern Unterstützung. Immerhin ist Castorp ein hohes Tier. Die Obermuftis werden durchdrehen, so wenige Tage vor der Wahl.»
    «Und ob sie das tun werden.» Vincent dachte an die Abhöraffäre, an Ingo Ritters Bemerkung über verschleppte Ermittlungen. Politik, ein Minenfeld: Du wirst schon merken, wie das ist.
    Die Stimme des Kollegen May im Handy: «Soll ich Thilo Becker anrufen oder Klaus Schranz?»
    «Nein, dieses Kreuz trage ich selbst.»
    Vincent ließ sich die Adresse nennen, eine Straße im Hafenviertel.

9

    Er fuhr möglichst nahe vor den Haupteingang des zehnstöckigen Bürohauses und parkte im Halteverbot. Seine Schritte hallten leise über den Platz, den die letzten Sonnenstrahlen bereits nicht mehr erreichten. Vom Fluss drang das Tuckern eines Frachters herüber. Am Himmel das Schnattern von Enten, die paarweise zu ihren Schlafplätzen flogen.
    Das Gebäude war eines der modernen Bauwerke, die in den letzten Jahren an die Hafenbecken gesetzt worden waren und zwischen denen sich die denkmalgeschützten Reste der Getreidemühlen und Lagerhallen wie Zeugen untergegangener Kulturen ausnahmen. Vincent hielt seinen Ausweis gegen die Glastür und klopfte, um den Wachmann auf sich aufmerksam zu machen. Die große Scheibe glitt fast lautlos zur Seite.
    Der Wachmann kam Vincent entgegen. Er trug ein marineblaues Sweatshirt, auf der Brust das Wappen seiner Sicherheitsfirma. «Was ist eigentlich los da oben im Penthouse?», fragte er.
    «Weiß ich selbst noch nicht.»
    «Sie kommen nur mit Schlüssel in die Zehnte. Drücken Sie die Neun und nehmen dann die Treppe. Oder soll ich mitfahren?»
    «Nicht nötig.»
    Die Aufzugtür stand offen. Vincent wandte sich noch einmal um. «Wann hat heute Ihr Dienst hier begonnen?»
    «Neunzehn Uhr.»
    «Und wie lange haben Sie Schicht?»
    «Ganze Nacht. Um acht Uhr morgens löst mich die Rezeptionistin ab. Wie jeden Tag.»
    «Wo treffe ich Sie, wenn ich Ihnen nachher ein paar Fragen stellen muss?»
    «Hier, am Empfang. Ich rühr mich nicht von der Stelle, ich schwör’s!» Der Mann lachte.
    Im Aufzug klebten Aluschilder neben den Tasten. Firmennamen: ein lokaler Radiosender, eine Werbeagentur, weitere GmbHs, die Vincent nichts sagten. Ganz oben nur ein Schlüsselloch, kein Name. Vincent fuhr in die neunte Etage und stieg das letzte Stück zu Fuß hoch.
    Auf dem Treppenabsatz saß Marietta Köhler und las etwas auf ihrem Smartphone, das sie wegsteckte, als sie Vincent bemerkte.
    «Gratuliere zur Beförderung», sagte die Kollegin.
    Wetten, dass Felix May getratscht hatte. «Nur vorläufig», antwortete Vincent.
    Er setzte seine Einsatztasche ab, die er aus dem Präsidium geholt hatte, und kramte einen Tyvek-Overall und Überzieher für die Schuhe heraus, die Handschuhe und den Mundschutz.
    «Mensch, Vinnie», sagte Marietta. «Meinst du nicht, du übertreibst?»
    Er beschloss, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. «Noch immer die hübscheste aller Kolleginnen», sagte er.
    «Früher hast du nie so geredet. Ich wäre schwach geworden.»
    «Du arbeitest nach wie vor in der Kriminalwache? Gerade hab ich noch mit Ingo über alte Zeiten geredet.»
    Marietta verzog das Gesicht. «Ingo Ritter, alte Zeiten, soso.»
    Der Reißverschluss des Overalls klemmte, Vincent versuchte es mit Gewalt. «Gibt es die anderen noch? Onkel Jürgen, den Kanzler?»
    «Mein Gott, die legendäre B-Schicht! Nein, Schröder ist nicht mehr in der Fakultät. Betreibt eine Pferdepension am Niederrhein, wie man hört, und schiebt ’ne ruhige Kugel. Aber Jürgen sitzt mit dem Laptop im Auto und tippt schon mal unseren Bericht.» Marietta verschränkte die Arme. «Mach bloß kein Bohei um den Arsch da drinnen. Es gibt keinerlei Spuren für einen Einbruch oder Kampf. Ein Unfall, Castorp ist ertrunken, das ist alles. Alkohol, wenn du mich fragst.»
    «Ertrunken?»
    «Du wirst schon sehen. War nicht leicht, den Kerl da rauszuwuchten.»
    «Habt ihr zuvor Fotos gemacht, zwecks Dokumentation?»
    Die Kollegin seufzte. «Was denkst du denn?»
    Vincent schaffte es, den Overall zu schließen, und schlüpfte in die Latexhandschuhe. «Wo ist der Kollege May?»
    «Drinnen mit der Rechtsmedizinerin. Ist die neu? Hab sie noch nie gesehen.»
    «Hoffentlich taugt sie was.»
    «Du willst doch nicht das ganze

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