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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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«Wir hatten noch nicht das Vergnügen.»
    «Vincent Veih.»
    «Schwab, Gretel Schwab.»
    Sie war einen Kopf kleiner als Vincent, kaum älter als dreißig, hellblond und ungeschminkt, selbst ihre Wimpern waren blass. Vincent hätte lieber die Leiterin des rechtsmedizinischen Instituts hier gesehen, deren sorgfältige Art er schätzte.
    «Seit wann arbeiten Sie im Team von Frau Professor Michels?»
    «Monatsanfang.»
    «Willkommen in Düsseldorf.»
    «Ich hab hier studiert.»
    Draußen krachte etwas. «Feuerwerk», sagte Felix, der am Fenster stand, doch es blieb bei einer verirrten Rakete, die in Sterne zerplatzte.
    Vincent fragte die Ärztin: «Ist der Mann wirklich ertrunken?»
    «Sieht so aus. Er hat eine ordentliche Platzwunde am Schädel. Wie Ihr Kollege schon sagte, der Mann könnte ausgerutscht und ohne Bewusstsein ins Wasser gefallen sein. Das würde den Blutfleck am Beckenrand erklären.» Sie nickte zur Flasche hin. «Vielleicht war Alkohol im Spiel.»
    Vincent besah sich den Hinterkopf, viel war nicht zu erkennen. Keine Blutanhaftungen – das Poolwasser hatte die Wunde ausgewaschen.
    «Wie war das mit der Hutkrempenregel?»
    «Eine Verletzung unterhalb deutet auf einen Sturz, oberhalb auf einen Schlag.»
    Die Wunde lag etwa auf Höhe der gedachten Hutkrempe. Also unentschieden. Vincent ging am Beckenrand in die Hocke und betrachtete den Fleck, den Gretel Schwab erwähnt hatte. Ein Streifen verschmiertes Blut an der Kante, sonst nichts. Keinerlei Spritzer oder Tropfen. Für einen Aufprall, der eine Platzwunde verursachte, recht wenig Blut, wie Vincent fand.
    «Wann ist es passiert?», fragte er.
    Die Ärztin zog das Thermometer aus Castorps Hinterteil, las es ab und nahm eine Tabelle aus der Tasche. Damit trat sie an die Wand, wo ein schwarzes Designerteil mit Digitalanzeige die Lufttemperatur vermeldete: exakt zwanzig Grad.
    «Vor zwei Stunden», erklärte die Ärztin. «Plus minus eine halbe.»
    Vincent tauchte die Hand ins Wasser – es war deutlich wärmer als die Luft. Er konnte es nicht fassen, dass jemand aus dem Team von Professorin Michels die Todeszeitbestimmung so schlampig anging. Die junge Ärztin hatte nicht bedacht, dass der Tote zunächst im Becken gelegen hatte.
    «Wann wurde Castorp aus dem Wasser gezogen?», fragte er Felix.
    «Das waren die beiden Kollegen der Kriminalwache. Vor einer Stunde etwa.»
    Schwab räusperte sich. «Sorry», sagte sie, maß die Wassertemperatur und rechnete von Neuem. «Also, der Tod ist natürlich etwas früher eingetreten, vor etwa drei bis vier Stunden. Viel länger kann es nicht her sein, sonst wäre die Leichenstarre ausgeprägter.»
    Vincent blickte auf seine Armbanduhr und zählte zurück: Der Ministerpräsident hatte demnach zwischen siebzehn und achtzehn Uhr den Löffel abgegeben.
    Draußen knatterte es wild drauflos. Lichter zerstoben am Himmel und warfen ihren Schein durch die Fensterfront. Riesige Blüten in Blau und Rot.
    «Was wird da gefeiert?» Felix verzog den Mund. «Doch nicht etwa der Tod unseres Landesvaters!»
    Donnerschläge im Dauerstakkato. Palmen, die sich in tanzende Kringel auflösten, Goldregen. Immer dichter explodierte die Pracht. Doch plötzlich war das Feuerwerk schon wieder vorbei.
    Vincent sprach Felix an. «Wer hat die Polizei verständigt?»
    «Die Putzfrau. So gegen sieben ging ihr Notruf ein. Ich habe vorhin die Personalien aufgenommen und die Frau nach Hause geschickt.»
    «Wo hatte sie bereits sauber gemacht, als sie die Leiche entdeckt hat?»
    «Keine Ahnung. Hör mal, so detailliert …»
    «Dann hol sie wieder her.»
    «Meinst du wirklich?»
    «Mensch, Felix, wir haben hier einen Toten, für dessen angeblichen Unfall es keine Zeugen und keine eindeutigen Spuren gibt. Der Mann war Spitzenpolitiker und stand im Zentrum einer Affäre, deren Ausmaß wir noch nicht kennen. Es wird Gerüchte geben, Selbstmord, Mord, und wir beide, mein Lieber, werden persönlich dafür bezahlen, wenn auch nur leiseste Zweifel an unserem Ermittlungsergebnis entstehen.»
    «Okay, Chef.»
    «Lass das mit dem ‹Chef›! Und jetzt verschwinden wir alle drei vom Fundort, denn wir haben ihn schon genug kontaminiert.»
    Vor der Tür stießen sie auf Marietta.
    «Sollen wir tatsächlich die Klinken putzen?», fragte sie Vincent.
    Er nickte. «In allen Büroetagen. Vielleicht wird irgendwo zur Stunde noch gearbeitet. Fragt nach ungewöhnlichen Beobachtungen am heutigen Nachmittag und am frühen Abend. Aber erwähnt nicht, dass hier oben ein toter

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