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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Ministerpräsident liegt. Die Medien werden noch früh genug über uns herfallen.»
    Marietta bearbeitete ihr Handy, um ihrem Teamkollegen eine SMS zu schicken.
    Vincent verständigte die Kriminaltechnik. Danach telefonierte er mit allen, die ebenfalls informiert werden mussten: Staatsanwaltschaft, Landeskriminalamt und, nachdem er seinen direkten Vorgesetzten, Inspektionsleiter Thann, nicht erreichte, auch Kripochef Engel. Alle tippten spontan auf Suizid, als wäre dem skandalbelasteten Politiker nichts anderes übrig geblieben.
    Zuletzt telefonierte Vincent mit dem Pressesprecher der Behörde, einem Ersten Hauptkommissar namens Braun, den er von einigen Begegnungen her als umgänglichen und kompetenten Kollegen in Erinnerung hatte.
    «Musst du das heute Abend noch an die Öffentlichkeit geben?», fragte Vincent.
    «Es spricht nichts dagegen. Außer dass ich seit Stunden Feierabend habe.»
    «Die Medien werden wissen wollen, ob es wirklich ein Unfall war und was Castorp in dieser Wohnung zu suchen hatte. Auf beide Fragen habe ich im Moment noch keine Antwort.»
    «Gut, dann warte ich bis morgen früh. Es ist kein Freitod, sagst du?»
    «Ich will erst einmal nichts ausschließen.»
    «Irgendwie die Krönung der ganzen Castorp-Affäre, meinst du nicht? Welche Auswirkungen wird das auf den Wahlausgang am Sonntag haben?»
    «Spielt für die Ermittlungen zum Glück keine Rolle.»
    «Das denkst du, Kollege Veih! Was meinst du, wie viele Posten in der Führungsetage auf Parteiticket vergeben wurden?»
    Vincent vernahm das Surren des Aufzugs. In dem Penthouse glitt die Tür auf, ein Mann im dunkelbraunen Anzug trat in den Flur und wandte sich in Richtung Schwimmhalle. Vincent holte ihn ein, packte ihn am Arm und bugsierte ihn ins Treppenhaus.
    «Hören Sie, das ist meine Wohnung!», protestierte der Mann.
    «Kriminalpolizei. Sie können da jetzt nicht hinein.»
    «Unverschämtheit!»
    «Ihren Ausweis, bitte.»
    «Mein Name ist Osterkamp. Ich habe dieses Haus gebaut.»
    «Hartmut Osterkamp von der Osterkamp-Entwicklungsgesellschaft? Die draußen am Seestern das Einkaufszentrum errichtet?»
    «Die Putzfrau meint, es sei etwas mit meinem Gast passiert. Sie lassen mich jetzt sofort …»
    Vincent stellte sich in die Tür und stemmte die Hände in die Hüften.
    «Ich kenne Ihren Polizeipräsidenten sehr gut.»
    «Wie schön für Sie.»
    «Mein Ausweis liegt im Auto, und das steht in der Tiefgarage. Ich bin mit Walter Castorp eng befreundet und habe ihm das Penthouse zur Verfügung gestellt. Was ist los, was geht da drinnen vor?»
    «Ich dachte, Castorp und seine Frau bewohnen ein Haus in Bochum.»
    «Wegen … wegen der heißen Phase des Wahlkampfs wollte er lieber in Düsseldorf übernachten.»
    «Kann es sein, dass Castorp in Ihrem Penthouse Damenbesuch hatte?»
    Osterkamp zögerte. «Ja.»
    «Seine Ehefrau?»
    «Eher nicht.»
    «Verstehe.» Vincent dachte an den Witz, den Ingo Ritter erzählt hatte. «Wer außer Ihnen hat hier Zugang?»
    «Walter natürlich. Und die Putzfrau. Kann sein, dass auch meine Frau einen Schlüssel hat.»
    «Wer noch?»
    «Vielleicht Walters … Referentin.»
    «Die Frau, mit der Herr Castorp kürzlich in der Schweiz war?»
    «Carmen Markowitz, richtig.»
    «Die ihn auch hier besucht hat?»
    Osterkamp nickte zögernd.
    Vincent schlug sein Büchlein auf und begann, Notizen zu machen. «Sie haben den Wachmann vergessen», sagte er.
    «Bitte?»
    «Der hat ebenfalls einen Schlüssel.»
    «Mag sein.»
    «Vielleicht noch weitere Personen, an die Sie sich gerade nicht erinnern?»
    «Schlüssel kann man nachmachen.»
    Vincent ließ sich Osterkamps Exemplar zeigen. Es war ein einfacher Sicherheitsschlüssel, tatsächlich leicht zu kopieren.
    «Kann ich ihn vorerst behalten?»
    «Wenn Sie mir endlich sagen, was los ist. Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen!»
    «Ihr Gast lebt nicht mehr.»
    Osterkamp fasste sich mit beiden Händen ans Gesicht. Vincent fielen Tränensäcke auf, helles Grau am Haaransatz, nur Millimeter – der Mann färbte seine Haare.
    «Woran ist er …?»
    «Das finden wir heraus. Bis die Spurensicherung abgeschlossen ist, darf niemand die Wohnung betreten, auch Sie nicht, tut mir leid.»
    «Wie … wie kann man einfach so sterben?»
    «Ein Unfall, vielleicht. Wissen Sie, ob Castorp regelmäßig Alkohol konsumiert hat, Drogen, Medikamente?»
    Osterkamp zuckte mit den Schultern. «Walter hat ein Leben auf der Überholspur geführt. Ein absoluter Leistungsträger. Stress, das war sein

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