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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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können.
    Parkett knarrte, Felix ließ sich in der Wohnungstür blicken. Die schwarze Jacke des ehemaligen SEK-Beamten klaffte auf. Ein frisches T-Shirt, bedruckt mit dem Konterfei von Jimi Hendrix.
    Vincent wandte sich wieder Thilo Becker zu. «Noch bin ich der Chef im KK11.»
    Becker hob den Zeigefinger. «Die längste Zeit gewesen, Kollege Veih.»
    «Und wenn du nicht freiwillig das Kommissariat wechselst, sorge ich dafür, dass du im gesamten Präsidium keinen Fuß mehr auf den Boden bekommst.»
    «Du überschätzt dich gewaltig!»
    Vincent ließ den Kollegen stehen und ging an Felix May vorbei in die Wohnung. Eine geräumige Diele, alte Bodenfliesen, hohe Decke. Ein Kronleuchter und jede Menge Stuck.
    Felix schloss die Wohnungstür hinter ihnen. «Hör mal, es tut mir leid.»
    «Wir reden später.» Vincent senkte die Stimme: «Die Frau da drinnen – Dollingers Freundin?»
    Felix nickte.
    «Was muss ich über sie wissen?»
    «Ich wollte wirklich nicht, dass …»
    «Das klären wir ein andermal.»
    «Okay, sie heißt Elli und war schon einmal mit Dollinger zusammen, so etwas wie eine Jugendliebe, als er noch in der zweiten Liga gekickt hat. Seit einem Dreivierteljahr wohnt sie wieder bei ihm. Wenn du sie reden hörst, glaubst du, es gebe noch einen zweiten Dollinger. Einen, der nie in Bordellen rumhing, nie gekokst hat und nie in Schlägereien verwickelt war.»
    «Dann wollen wir mal.»
    Vincent ließ Felix vorausgehen. Sie betraten ein spärlich möbliertes Wohnzimmer. Durch Terrassentüren ging der Blick auf eine Rasenfläche und noch mehr Buchsbaum, weiter rechts standen Garagen und ein gemauerter Kasten für Müllcontainer – Vincent konnte sich in etwa Dollingers Fluchtweg vorstellen.
    «Elli Schwarz.» Felix zeigte auf die Blondine, die mit durchgebogenem Rücken auf einem cremefarbenen Sofa saß. «Das ist mein Chef.»
    «Angenehm», sagte Vincent. Die Frau erhob sich, er gab ihr die Hand und nannte seinen Namen.
    Sie verzog die Augenbrauen, gemalte Bögen auf rasierter Haut. «Dann sind Sie also der Kommissar?»
    Nicht nur ihre Stimme war zu schrill für Vincents Geschmack. Elli trug einen rosafarbenen Hausanzug aus Frotteestoff, ihre Haare waren fast weiß gefärbt. Sie war klein und dürr, ein Mäuschen. Mit den Models und Moderatorinnen, die man sonst als Spielerfrauen kannte, hatte dieses Wesen wenig gemeinsam.
    «Wir sind alle Kommissare», berichtigte Felix. «Aber Herr Veih ist der Hauptkommissar.»

59

    Vincent ließ Elli Schwarz erzählen, eine Gelegenheit, die sie dankbar aufgriff. Mike habe jahrelang auf falsche Freunde gehört. Ein windiger Arzt habe ihn zum Koksen verführt, nachdem sich Mikes Verletzungen gehäuft hatten und er mit Ende zwanzig nicht mehr schmerzfrei kicken konnte. Dann habe ihn ein korrupter Anlageberater um Millionen betrogen. Schlecht kalkulierte Steuersparmodelle, Immobilien auf Gran Canaria, die sich als unvermietbar erwiesen, Anteile an einem undurchsichtigen Schiffsfonds. Zudem hätten ihn zahlreiche Frauen ausgenommen, falsche Schlangen, lästige Kletten. Doch damit sei nun Schluss.
    Vincent musste an Blümchen denken, an Carmen Markowitz.
    Seit sie ihn wieder unter ihre Fittiche genommen habe, so Elli Schwarz, habe Mike auf die rechte Bahn zurückgefunden. Es gebe Kontakte zum Fernsehen, demnächst moderiere Mike eine Sendung im Sportkanal. Die Zukunft stehe ihm offen.
    Jetzt nicht mehr, dachte Vincent und lenkte die Unterhaltung auf den Streit, der zum Polizeieinsatz geführt hatte.
    «Ich war bloß ein bisschen shoppen.» Elli sprang auf, verschwand im Nachbarzimmer und kehrte mit einem Paar hochhackiger Pumps zurück. «Sind die Heels nicht abgefahren? Na gut, nicht gerade billig, die Schuhe, die Stiefel, das Kleid und der Sommermantel von Vivienne Westwood, aber Mike hat eine Menge Geld gemacht – und so geile Designerteile sind ruck, zuck vergriffen, wenn man nicht zuschlägt!»
    «Geld gemacht?»
    «Er hatte da ein Haus in der Schweiz. Also, ich zeig ihm nur die Schuhe, und er ist sofort auf hundertachtzig. So: Woher hast du die Kohle dafür? Ich, so: Na, aus dem Koffer. Da ist er völlig ausgeflippt. Hat wohl gedacht, ich hätt’ nicht mitgekriegt, dass er diesen Aktenkoffer aus Reptilienleder im Kamin versteckt hat. Ich, zu ihm: Hab dich nicht so, ich tausch die Heels wieder um, du kriegst das Geld zurück! Nach einer Weile hat er sich beruhigt, doch plötzlich klingeln Ihre Kollegen, und die Kacke geht richtig los. So hab ich Mike noch nie erlebt,

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