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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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echt. Aber er wollte niemandem wehtun, das müssen Sie mir glauben, so ist er nicht, ehrlich. Keine Ahnung, warum er plötzlich eine Waffe hatte!»
    «Hat er sich bei Ihnen gemeldet?»
    «Seit er abgehauen ist, meinen Sie? Nein.»
    Vincent bemerkte, dass auch Felix den Kopf schüttelte. Offenbar wurden die Telefone des Paars bereits überwacht.
    «Wo könnte er sein?»
    «Keine Ahnung. Aber er ist bald wieder da. Er hat doch nur mich!»
    «War das ein Koffer oder zwei?»
    «Einer.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Aber ja.»
    «Voller Geld, sagten Sie? Wie viel war das etwa?»
    «Keine Ahnung. Wie viele Fünfhunderter passen in einen schmalen Aktenkoffer?»
    «Fünfhunderter?»
    «Und Zweihunderter. Gelb und Violett. Mehr Violett als Gelb.»
    «Und das Geld stammt aus einem Immobilienverkauf?»
    «Ja. Er hat Schulden. Steuern, Hypotheken und so. Deshalb musste er diese Hütte verkaufen.»
    «Das Haus in der Schweiz.»
    «Ja.»
    «Kannten Sie es?»
    «Nein, aber er hat mir davon erzählt.»
    «Wann?»
    «Na, gestern.»
    «Dürfen wir uns einmal umsehen?»
    «Aber Ihr Kollege hat doch schon alles auf den Kopf gestellt!»
    «Wir bringen nichts durcheinander, versprochen.»
    Eilig durchstöberten sie die Wohnung, fünf Räume, allesamt riesig. Vincent hatte den Eindruck, dass Felix dabei jede Chance nutzte, ihm aus dem Weg zu gehen.
    Die billige Einrichtung stand in auffälligem Gegensatz zum Wert der Wohnung. Im Schlafzimmer ein Kleiderschrank von Ikea, das gleiche Modell stand auch in Ninas und seiner Wohnung. Zwischen Stapeln von Poloshirts und Kaschmirpullis stieß Vincent auf die Torjägerkanone, die der Kicker an Mike Dollinger verliehen hatte – für die meisten Bundesligatreffer der Saison 2008/09.
    Vincent stand kurz davor, sentimental zu werden. Was für ein Sportler der Mann heute noch sein könnte!
    Vincent fand den Kamin, den Elli erwähnt hatte, und steckte den Kopf hinein.
    Leer. Nirgends ein zweiter Koffer.
    Er hustete und klopfte sich den Staub vom Leib.
    «Hat sich Mike vor einigen Tagen eine Verletzung zugezogen?», fragte er Dollingers Freundin.
    «Woher wissen Sie das? Ja, ein Radfahrer hat ihn übel am Hintern erwischt. Am Montag war das. Mike konnte kaum noch sitzen. Vielleicht war er deshalb so überempfindlich.»
    «Waren Sie dabei, als der Unfall geschah?»
    «Nein, wieso?»
    Felix druckte das Protokoll aus und ließ es Elli Schwarz unterschreiben. Vincent dankte ihr. Die beiden Todesfallermittler traten auf die Straße.
    Felix rieb mit beiden Händen über seine Jacke, sichtlich verlegen. Er deutete nach hinten. «In der Parallelstraße hatte Dollinger seinen Porsche geparkt. Damit ist er getürmt und von der Spielfläche verschwunden.»
    «Früher fuhr er noch Ferrari.»
    «Das nennt man wohl sozialer Abstieg.»
    Vincent deutete auf das bedruckte T-Shirt, das unter Felix’ Blouson hervorlugte. «Jimi Hendrix konnte die Gitarre anzünden, wenn ihm danach war. Die Leute haben ihn trotzdem geliebt, weil er ein Genie war. Deine Aktion mit Thilo war allerdings kein Geniestreich. Ab jetzt hältst du die Regeln ein, verstanden?»
    Der Kollege nickte, schluckte, stotterte. «Ich …, glaub mir, Vincent …»
    «Sag lieber nichts, Felix. Wenn dich jemand fragt, dann behauptest du, dass Thilo Becker dir versichert hat, er hätte mich auf dem Laufenden gehalten.»
    «Hör mal, so war es tatsächlich!»
    «Und ich tu so, als würde ich dir das glauben. Als hättest du mir nicht das Ergebnis aus dem Geschosslabor und die Funkzellenauswertung vorenthalten. Vielleicht kriegen wir eines Tages wieder ein Vertrauensverhältnis zustande.»
    Felix atmete tief durch.
    Vincent zog ein Kärtchen unter dem Scheibenwischer seines Wagens hervor, die Ankündigung eines Bußgeldbescheids. Der Gewerkschaftsaufkleber hatte nicht geholfen.
    «Ich würde es mir wünschen», fügte er hinzu.
    «Danke.»
    «Danke, Chef .»
    «Chef.»
    «Blöder Idiot.»

60

    Schweigen auf der Rückfahrt über den Rhein. Mit der Linken lenkend, drückte Vincent die Stationstasten des Radios, bis er auf die erste Sendung stieß, in der Dollingers Name fiel.
    Ein Sprecher zählte die sportlichen Erfolge des Exfußballers auf: Profi bereits mit siebzehn, zunächst in der zweiten Liga. Mit Anfang zwanzig der Wechsel zur Borussia, kometenhafter Aufstieg. Ein bis heute legendärer Hattrick in der Champions League gegen Olympique Lyon, Berufung in die Nationalelf. Mike Dollinger, die deutsche Hoffnung für die Europameisterschaft 2008, doch ein

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