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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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durchgearbeitet hatte. Er überprüfte den Inhalt anhand des Registers, nichts fehlte. Zur Schießerei in Oberkassel fand Vincent im ganzen Zimmer nichts Schriftliches. Weder Berichte beteiligter Beamter noch die Protokolle von Schranz.
    Einem spontanen Einfall folgend, rief Vincent beim Landesamt für zentrale Dienste in Duisburg an. Ein Beamter meldete sich, seinen Namen nuschelnd, den Vincent nicht verstand.
    «Veih, KK11 Düsseldorf. Wir haben von euch schon vorgestern eine Funkzellenauswertung erbeten. Die Liste aller Mobiltelefone, die am Montag, dem 13. Mai, um siebzehn Uhr im Bereich Düsseldorf-Hafen ins Netz eingewählt waren.» Vincent nannte noch einmal Straße und Hausnummer der Penthousewohnung, in der Castorps Leiche entdeckt worden war.
    «Wir sind fixer, als du denkst», antwortete der Kollege in Duisburg. «Die Liste müsste euch längst vorliegen. Hab ich gestern noch vor Feierabend rübergefaxt. Redet ihr nicht miteinander?»
    «Kannst du sie mir ein zweites Mal senden? Hier geht es im Moment etwas drunter und drüber.»
    «Verstehe. Einen ermordeten Landesvater hat man nicht alle Tage.»

56

    Als er in Noras Reich kam, surrte das Gerät bereits. Doch es druckte nicht die Liste aus Duisburg, die Vincent erwartet hatte.
    Er entnahm einen Durchsuchungsbeschluss. Darunter lag ein zweites Blatt als Begleitschreiben.
Lieber Herr Veih,
die Sache erschien Ihnen gestern so dringlich. Sie sehen, Ihre Stimmung liegt mir am Herzen. Wir werden uns wahrscheinlich sämtliche Finger verbrennen, aber im Moment komme ich mir unheimlich furchtlos vor. Und auch der Richter hat kaum nachgefragt.
Alles Gute, Kilian, StA.
PS: Gruß an Ihren Boxchampion
    Vincent ging damit zu Anna Winkler, klopfte an ihre Tür, betrat das Büro.
    Sie unterbrach ihr Telefonat, deckte den Hörer ab und blickte Vincent fragend an. «Gibt’s Stress?»
    «Schnapp dir Dominik und unseren Champion.» Er legte ihr das Schreiben auf den Tisch.
    «Was ist das?»
    «Ein Durchsuchungsbeschluss für Wohnung und Büro von Emma Liebig.»
    «Das ist …?»
    «Die Detektivin, die Castorp und Markowitz in die Schweiz gefolgt ist.»
    Anna hob abwehrend die Hände. «Wir brauchen mehr Leute. Das dauert Stunden. Wie stellst du dir das vor?»
    «Wohnung und Büro sind praktisch dasselbe.»
    «Und wer soll das Zeug auswerten, das wir mitnehmen? Jeden Tag eine Durchsuchung. Wir sind noch längst nicht dazu gekommen, das Material von gestern zu sichten.»
    «Trotzdem, es muss sein.»
    «Klar, wie immer.»
    «Die Detektivin verschweigt ihren Auftraggeber. Sie hält Fotos zurück. Die Sache stinkt gewaltig. Dominik kann dir alles darüber erzählen.»
    «Wo sind Thilo und Felix?»
    «Die kannst du momentan vergessen.»
    «Na, super.»
    «Setzt die Detektivin unter Druck. Droht ihr mit dem Finanzamt oder so. Vielleicht rückt sie mit der Wahrheit heraus, ohne dass ihr die Wohnung auseinandernehmen müsst. In dem Fall seid ihr im Nu wieder da.»
    Anna lehnte sich zurück und schüttelte die Haare aus der Stirn. «Sicher, Vincent. Ein bisschen drohen, und die Beschuldigte gesteht. Wie im Fernsehen. Ganz einfach.»
    «Ich sehe, wir verstehen uns.»
    Anna verdrehte theatralisch die Augen.

    Zurück in das Geschäftszimmer, wo das Faxgerät drei eng beschriebene Blätter ausspuckte. Die Liste der Funkzellenauswertung – endlich hielt Vincent die Daten in der Hand.
    Er überflog eine Seite nach der anderen und stieß tatsächlich auf den Namen des Exfußballers: Michael F. Dollinger , samt Adresse in Düsseldorf-Oberkassel.
    Er hatte damit gerechnet und konnte es trotzdem kaum glauben: Zumindest das Handy des ehemaligen Fußballstars war während des Mordes an Walter Castorp in unmittelbarer Nähe des Tatorts gewesen.
    Vincent wandte sich an Nora. «Hast du einen Zweitschlüssel für Thilos Zimmer?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Übrigens, Nora …»
    «Ja?»
    «Wenn eine Bettina Blume aufkreuzen sollte, gib mir sofort Bescheid.»
    «Darf ich erfahren …»
    Vincent eilte zurück zu Beckers Büro. Die Türen auf diesem Gang stammten allesamt noch aus den dreißiger Jahren, als die Festung errichtet worden war. Mit dem Ausweiskärtchen stocherte Vincent in Höhe des Schlosses zwischen Rahmen und Blatt. Nichts tat sich. Er drückte mit der Schulter dagegen, rüttelte an der Klinke und fuhrwerkte noch einmal fester mit der Karte im Spalt.
    Ein Knacken tönte, die Tür sprang auf.
    Chaos auf dem Tisch, auch das Stehpult war mit Papierkram bedeckt. Vincent fand die

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