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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Bänderriss im Auftaktspiel in Klagenfurt bedeutete für den Stürmer die vorzeitige Heimreise. Er spielte noch eine starke Saison, später häuften sich die Verletzungen. Dann verlor er den Stammplatz in der Mannschaft, galt noch als Publikumsliebling, bis nach einer Dopingprobe sein Kokainmissbrauch offenkundig wurde.
    Ein O-Ton des damaligen Trainers: tragischer Fall, knallhartes Geschäft, falsche Freunde – das übliche Blabla.
    Als der Reporter über die Schießerei von gestern spekulierte, erkannte Vincent, dass die Behörde die Verbindung zum Fall Castorp noch nicht publik gemacht hatte.
    Vincent schaltete aus. Am Ende der Rheinbrücke bog er ab, fuhr in den Tunnel, erreichte wieder Tageslicht.
    Felix räusperte sich. «Der Kerl war gestern bis unter die Schädeldecke mit Koks abgefüllt. Darauf wette ich.»
    «Da halte ich nicht dagegen.»
    «Die Freundin lügt nach Strich und Faden.»
    «Sie spinnt sich eine Welt zurecht, in der ihr Mike ein anständiger Kerl ist, und blendet die Wirklichkeit aus. Mediziner haben da vermutlich einen Fachausdruck dafür.»
    «Dabei hatte sie Glück, dass er nicht auf sie geschossen hat.»
    «Wie muss ich mir das vorstellen? Ein Haufen Leute hat Dollingers Flucht beobachtet, stimmt’s? Kollegen, Nachbarn, Passanten …»
    «Die Ballerei hat die ganze Gegend in helle Aufregung versetzt.»
    «Und praktisch alle Zeugen haben den Aktenkoffer beschrieben.»
    «Etliche.»
    « Einen Koffer.»
    Der Kollege schwieg.
    «Stimmt doch, oder?»
    «Ich weiß, worauf du hinauswillst, Vincent.»
    Die Festung kam in Sicht. Vincent spürte, wie sich seine Wut zurückmeldete.

    Auf dem Parkplatz stießen sie auf Anna, Dominik und Bruno. Unterstützt von zwei Uniformierten, luden sie Umzugskartons aus einem blau-silbernen Transporter.
    «Packt mal mit an!», bat Anna.
    «Stammt das alles von der Detektivin?», fragte Vincent. «Ihr wart ganz schön flott!»
    «Aber sie hat ihren Auftraggeber nicht genannt, dessen Namen du unbedingt wissen willst. Jetzt dürfen wir uns durch das komplette Material arbeiten.»
    Vincent zählte sechs große Kartons. Er sah ein, dass es illusorisch war, vor dem Wahlsonntag auf Ergebnisse zu hoffen.
    «Wir brauchen mehr Leute», wiederholte Anna.
    «Wir brauchen andere Chefs.»
    Das Handy.
    « The Clash », erklärte Anna den anderen. «Unser kommissarischer Dienststellenleiter war mal ein Punk.»
    Die Nummer auf dem Display sagte Vincent nichts. Eine Vorwahl aus dem Umland, nach kurzem Zögern nahm er das Gespräch an.
    «Veih, Kripo Düsseldorf, was gibt’s?»
    «Josef Thewissen, Kreispolizeibehörde Mettmann. Wir haben Mike Dollinger.»
    «Kein Scherz?»
    Etwas in seinem Tonfall veranlasste die Kollegen, innezuhalten und ihre Kartons abzusetzen.
    Der Kripomann vom Lande fuhr fort: «Er hat sich in seinem Porsche die Kugel gegeben, schon in der Nacht, meint der Arzt.»
    «Danke, dass Sie mir Bescheid geben.»
    «Hätte ich das nicht tun sollen?»
    «Doch, doch! Sorgen Sie bitte dafür, dass keiner den abgesperrten Bereich betritt. Sie haben doch hoffentlich Flatterband aufgespannt?»
    «Ich wollte die Absperrung gerade aufheben lassen. Der Fall ist … na ja, offensichtlich.»
    Das war es bei Castorp zunächst auch, dachte Vincent.
    «Wie finde ich den Ort?»
    «Wir kommen klar. Für Suizid müsst ihr wirklich nicht rausfahren.»
    «In dem Fall schon.»
    Thewissen nannte eine Adresse im Neandertal, kurz hinter Erkrath.
    «Bin gleich da», erklärte Vincent und steckte das Handy weg.
    Er nahm die Blicke der anderen wahr.
    «Dollinger», sagte er und stieg wieder in sein Auto.

61

    Vincent durchquerte Erkrath und fuhr entlang der Düssel in Richtung Osten. Mit jedem Kilometer wurde es ländlicher.
    Links lagen Felder, ein Traktor zog seine Kreise, rechts verschwand das Flüsschen im Wald. Ab und zu zweigte eine Zufahrt zu einem der kleineren Industriebetriebe ab, die sich zwischen den Bäumen versteckten.
    Vincent erinnerte sich an Spaziergänge im Neandertal – früher war er mit Nina häufig an Wochenenden ins Grüne gefahren. Irgendwann hatten sie damit aufgehört.
    Das Handy. Vincent dachte, es sei noch einmal Thewissen. Oder Fabri, der mit seinen Spurenleuten einen schnelleren Weg gefunden hatte und bereits vor Ort war.
    «Hier Vincent, was gibt’s?»
    Es meldete sich eine Frau: «Dorothee König.»
    Die Kuratorin der Fotoausstellung. Schwarzer Anzug, silbernes Halskettchen, voller Bewunderung für das Werk von Brigitte Veih. Vincent wusste

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