- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Wenn Sie jetzt noch davon absehen, Fenninger in privaten Ermittlungen zu Rate zu ziehen, helfen Sie ihm noch mehr. Sie können sich vorstellen, wie viel Ärger ihm droht, wenn seine Vorgesetzten davon erfahren sollten.«
»Äh … Ja, natürlich«, stammelte Stephans. Gab es irgendetwas in diesem Haus, das Westphal entging?
»Liegt Ihnen möglicherweise noch etwas auf dem Herzen, worüber Sie mit mir sprechen wollen, Kommissar Stephans?«
Er wog verschiedene Antworten gegeneinander ab und entschied sich für eine glatte Lüge. »Nein, Herr Minister.«
»Dass Sie Sandro Zimmermann aufgespürt haben, betrachten Sie also als Erfolg für das Ministerium und den Staat?«, hakte Westphal nach.
»Selbstverständlich.«
»Wirklich?« Der Minister hatte jetzt Eis in der Stimme.
»Seine Ergreifung war richtig, sein Tod allerdings tragisch. Ich …« Stephans zögerte. Westphal sah ihn erbarmungslos an, wie ein Kind, das eine Fliege gefangen hat und die Finger nach ihren Flügeln ausstreckt. »Ich bin jedoch der Überzeugung, dass unsere Männer keine andere Wahl hatten, als zu schießen.«
Nach langen Sekunden nickte Westphal und senkte den Blick. Stephans Kehle verlangte nach einem doppelten Whisky. So fühlte es sich also an, seine Ideale zu verraten.
»Ich möchte, dass Sie den flüchtigen Gefährder finden«, sagte Westphal über seinen Schreibtisch hinweg.
Stephans legte die Stirn in Falten. »Haben Sie nicht soeben Herrn Littek damit beauftragt?«
»Littek koordiniert die offene Suche. Parallel dazu sollen Sie Ihre eigenen Methoden anwenden, um Effenberger zu finden.«
»Und wie soll ich das anstellen? Er könnte überall sein. Ich habe keinen Ansatzpunkt.«
»Den gab es bei Cassandro auch nicht, und Sie haben ihn dennoch aufgespürt. Beweisen Sie mir, dass es kein Zufallstreffer war.«
Die Ablehnung lag Stephans schon auf der Zunge, als er eine Idee hatte, wie er seine Seele möglicherweise doch noch retten konnte. »In Ordnung, Herr Minister, ich werde tun, was Sie verlangen. Aber ich stelle eine Bedingung: Ich will eine Sicherheitsfreigabe erhalten, die mir Zugriff auf alle notwendigen Informationen gestattet. Ich bin es leid, derart eingeschränkt arbeiten zu müssen.«
»Ist das so?«, entgegnete Westphal geringschätzig. »Welche Informationen erachten Sie denn als notwendig?«
»Zunächst brauche ich alles über den Angriff auf die Regierungsserver, über den wir gesprochen haben. Außerdem will ich sämtliche Dateien von Cassandros Computern einsehen können.«
Westphal nickte.
»Und zu guter Letzt brauche ich Zugang zu allen Daten über Ephraim und den Anschlag auf den Fernsehturm. Und wenn ich alle Daten sage, dann meine ich alle Daten. Wenn ich erfolgreich arbeiten soll, brauche ich Ihr vollständiges Vertrauen.«
Beim Namen des Terroristen verdunkelte sich Westphals Gesicht. »Sie glauben ernsthaft, dass Sie im vorliegenden Fall mit Recherchen über Ephraim weiterkommen?«
»Ja«, erwiderte Stephans. »Erinnern Sie sich daran, dass Effenberger in seiner Videobotschaft behauptet hat, Cassandro hätte Ephraims Identität gekannt? Wenn es eine Verbindung zwischen Cassandro, Ephraim und dem 16. Oktober gibt, dann wird sie mich möglicherweise auf Effenbergers Spur führen. Und dazu muss ich das Gesamtbild zusammensetzen.«
Westphal schüttelte den Kopf. »Sie wissen nicht, was Sie da verlangen. Die Anzahl der Menschen, die Zugriff auf die Ephraim-Dateien haben, lässt sich an einer Hand abzählen.«
Stephans vermied es, die zerstörten Hände des Ministers anzuschauen. »Das ist meine Bedingung. Ohne diese Dateien sehe ich keine Chance, Effenberger zu finden.«
Westphal brauchte ungewöhnlich lange, um zu einer Entscheidung zu kommen, und als er es tat, glaubte Stephans für eine Sekunde, in seinen Augen Zweifel zu erkennen. »Also gut, Sie sollen die gewünschten Daten haben. Doch auch ich stelle Ihnen eine Bedingung.« Westphals Augen blitzten. »Vielleicht ahnen Sie, mit welcher Vehemenz Littek Ihren Kopf fordert. Bisher habe ich ihm nicht stattgegeben. Doch wenn Sie bei Ihrer Suche nach Effenberger versagen, werfe ich Sie ihm zum Fraß vor.«
Meph hatte den Flur halb durchquert, als er sich abermals den Fuß an der Kommode stieß. Das Geräusch war nicht laut, aber in seinen Ohren hallte es wie ein Schuss. Mit zusammengebissenen Zähnen lauschte Meph in die nächtliche Schwärze hinein. In Rebekkas Schlafzimmer blieb alles ruhig. Langsam tastete er sich weiter voran. Er hatte gerade
Weitere Kostenlose Bücher