- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Mund sind tiefer geworden, aber in seinen Augen ist etwas, das vorher nicht da war. Sein Blick ist der eines Menschen, der etwas tut, von dem er überzeugt ist. Er hat eine Mission.
»Mein Name ist Meph, und ich kooperiere nicht mehr.« Er macht eine kurze Pause, um den Effekt seiner nächsten Worte zu verstärken.
»Joseph Westphal, hiermit erkläre ich dir den Krieg. In den Nachwehen des 16. Oktober hast du dieses Land in deine Gewalt gebracht. Du hast das Informationskontrollministerium geschaffen, um die Menschen und die Wahrheit zu unterdrücken. Du weißt, wer Ephraim ist, und hältst es geheim. Erst gestern hast du einen Menschen ermorden lassen, weil er die Wahrheit kannte. Darum nehme ich den Kampf gegen dich auf. Ich werde dein Geheimnis lüften. Ich werde ans Licht bringen, was vor drei Jahren wirklich geschehen ist. Ich werde dich fertigmachen!«
Wieder eine Pause. Meph leckt sich über die Lippen, dann spricht er weiter: »Ich fordere alle, die diese Nachricht sehen, auf, mir zu helfen. Ihr wisst so gut wie ich, dass ich alleine keine Chance habe. Aber gemeinsam können wir es schaffen. Wie ihr alle wisst, hat Westphal die Untersuchung des Funkturmanschlags geleitet. Wir sollen glauben, dass sein Abschlussbericht das Geschehen aufgeklärt hat. Aber ich weiß, dass das eine Lüge ist. Vor seinem Tod – seiner Ermordung – hat Cassandro einen Schwarzspeicher versteckt, der die Wahrheit enthält. Um diesen Schwarzspeicher zu finden, werde ich meine eigene Untersuchung beginnen. Dafür bitte ich euch, sämtliche verfügbaren Informationen über Ephraim, den Anschlag und alles zu sammeln, was damit noch in Zusammenhang stehen könnte. Lasst uns News-Artikel, Blogeinträge, Bilder, Videoaufnahmen und noch viel mehr zusammentragen, sortieren und bewerten. Lasst uns die Lügen aufdecken, die man uns seit drei Jahren erzählt. Lasst uns Kruppstahl zur Rechenschaft ziehen. Ich bin Meph, und ich kooperiere nicht mehr!«
Die Nachricht endet. Unter dem Play-Dreieck steht: »Wollen Sie den Clip ein weiteres Mal abspielen?«
/// Dritter Teil:
Zugriffsverletzung
/// Beitrag von: anonyme_quelle
/// Der folgende Text ist ein Auszug aus einem internen Memo von einem Mitglied der Untersuchungskommission über die Ereignisse vom 16. Oktober an Joseph Westphal. Es ist auf den 22.10. datiert. Zur Erinnerung: Einen Tag später veröffentlichte die Kommission ihren Abschlussbericht.
»… ersuche ich Sie dringend, die Arbeit der Kommission nicht mit den dürftigen Erkenntnissen abzuschließen, die uns bislang vorliegen. Insbesondere Ephraims Rolle ist in hohem Grade spekulativ. Angesichts der verfügbaren Informationen ist es sogar fraglich, ob er überhaupt an der Planung und/oder Durchführung des Anschlags beteiligt war oder wir nicht doch das Einzeltäterszenario stärker ins Licht der Untersuchung rücken müssen. (…) Falls Sie über weitergehende Informationen verfügen, dann teilen Sie sie bitte mit uns. Es ist niemandem damit gedient, dass Sie die Wahrheit alleine schultern.«
Das Memo ist echt. Für diese Aussage kann ich keine Beweise liefern.
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Das Geräusch war so leise, dass Stephans dachte, er hätte es sich nur eingebildet. Es wiederholte sich. Er klappte sein Pad zu und krempelte den linken Ärmel herunter, bevor er »Herein!« rief.
Nichts geschah. Er stand auf, und vom Luftzug der Bewegung rauschten die Haftnotizen an den Wänden wie gelbes, grünes und pinkfarbenes Laub.
Im Flur stand Westphal. Er war schmal gebaut und klein genug, dass Stephans ihm auf den grauen Haarkranz hätte spucken können. Zu seinem grauen Anzug mit Krawatte hatte er einen strengen Blick aufgesetzt.
»Herr Westphal. Warum haben Sie nicht angerufen? Ich wäre gerne zu Ihnen ins Büro gekommen.«
»Davon gehe ich aus.«
»Ja, äh, dann treten Sie doch bitte ein.«
Stephans schloss die Tür hinter ihnen, und die beklebten Wände gerieten erneut ins Flüstern.
Sein Büro war fensterlos wie Westphals, aber so klein, dass nicht einmal ein zweiter Stuhl darin Platz hatte. Er rückte dem Minister seinen Drehstuhl zurecht. Dieser ließ sich darin nieder, versenkte die Hände vorsichtig in den Taschen seines Jacketts und sah zu, wie Stephans den Rand seines Schreibtischs freizuräumen versuchte. Ausgedruckte Dokumente und handschriftliche Notizen, leere Schreibblöcke und Kritzeleien hatten die Tischplatte erobert und griffen bereits auf den Fußboden über. In der
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