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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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bereits einen neuen
Interessenten.«
    »Und wer – wer ist der geheimnisvolle andere?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Er ging zur Theke, blieb
vor dem glänzenden Samowar stehen wie vor einem Spiegel.
    »A…« Berenike schluckte an etwas, das sich nicht schlucken
ließ, »a-aber das können Sie nicht mit mir machen! Ich habe einen Vertrag!«
    »Der ist monatlich kündbar. Außerdem zahlen Sie nicht gerade
pünktlich, wenn ich das anmerken darf.«
    »Ich habe Rabenstein doch nicht …«
    »Es ist besser, Sie tun, was ich sage. Eine wie Sie –
pah.« Er drehte eine der ausgestellten Teedosen in seinen Händen, betrachtete
die Geschenkkörbe. »Mit Mord«, jetzt sah er sie durchdringend an, »mit Mord
will ich nichts zu schaffen haben. Ist das klar?«
    Nicken, Berenike!
    »Und zahlen Sie Ihre Miete. Ich werde die Pacht sowieso
erhöhen müssen.« Er sah sich um. »Ich würde hier nichts mehr trinken, nicht
einmal ein Glas Wasser. So wie es aussieht, wird das auch so bald kein anderer
tun. Guten Tag!«
    Die Tür fiel mit einem Schlag ins Schloss. Wie ein Schlag in
die Magengrube. Sie sollte verlieren, woran sie hing? Berenike spürte, wie ihre
Augen sich weiteten bei dem Gedanken, dorthin zurückzumüssen, woher sie
gekommen war. Welche Chancen hatte sie in ihrer bisherigen Welt denn? Nach
allem, was in Wien vorgefallen war! Und wieder verschwamm das Gesicht des Toten
mit einem anderen. Der, soweit sie wusste, quicklebendig war. Er war an allem
schuld. Was sie früher nicht für möglich gehalten hatte. Früher, als sie sich
mächtig und Männern ebenbürtig gefühlt hatte.
    Berenike ließ sich auf ein Sofa fallen. Ihr Blick wanderte
über die liebevoll ausgesuchte Einrichtung. Wohin sollte sie denn gehen? Nach
Hause? Was für ein Zuhause hatte sie schon! Hoffentlich verlor sie nicht auch
die Wohnung in Altaussee.
    Sie erschrak, als jemand sich zu ihr hinunterbeugte. Jonas
war zurückgekommen. »Meine, ähm, Füllfeder«, murmelte er, sein Blick wanderte
suchend über den großen Tisch. Er hielt eine antik aussehende Feder hoch.
    »Ach so.« In sich zusammengesunken kauerte Berenike auf den
Polstern. Jonas trat von einem Bein auf das andere. Den ganzen Abend hatte sie
ihn kaum etwas sagen gehört.
    »Wie lange dauert der Schreibtreff üblicherweise?«
    »Unterschiedlich.« Wo war nur ihre ganze Power hin!
    »Und, verstehen Sie sich gut mit den Leuten aus der
Schreibgruppe?«
    »Ja, doch.« Was sollte sie schon sagen? »Ich muss jetzt
gehen«, sie drehte sich nach der Kuckucksuhr um, »es war ein langer Tag für
mich.«
    »Oh, entschuldigen Sie, bitte.« Ein tiefer Blick aus seinen
dunklen Augen. Sofort tat ihr die abweisende Reaktion leid, sie fand den Mann
sympathisch. Trotzdem. Nichts gab ihm das Recht, sie auszufragen wie ein Kind.
Schon damals hatte sie auf so was bockig reagiert.
    Auf dem Motorrad sitzend, beobachtete sie, wie er zu Fuß
davonging. Wohin wohl? Wer war er? Ein Neuling im Ort? Die Stille war
unerträglich. Bis sie das Bike startete.

8
    Ceylon Delight
    Der Morgen danach war grausam. Umso beruhigender
wirkte die Routine des Aufräumens auf Berenike. Jetzt strahlte der Salon
wenigstens wieder vor Sauberkeit, ebenso wie Berenikes frisch gewaschenes
knallrotes Kleid aus Afrika. Sie konnte sich dem Teegenuss zuwenden, um dabei
ihre weitere Vorgehensweise zu überdenken. Es ging um Wahrheit, nichts als Wahrheit.
Den amtlichen Ordnungshütern traute sie einfach nicht zu, dass sie sich
wirklich darum bemühten.
    Zunächst musste Musik her. Sie wählte eine CD, auf der zwei
Sänger zu hören waren, sie nannten sich ›Engelsbotschafter‹. Vielleicht halfen
diese Sphärenklänge Rabensteins Seele, sich von diesem Leben zu lösen –
und vom Ort seines Todes. Immer noch vermeinte Berenike, seine Gegenwart zu
spüren. Zu gern hätte sie mit dem Toten Kontakt aufgenommen. Sie hoffte, dass
der neue Guru diese Fähigkeit besaß. Almas Worte fielen ihr ein. Dass sie wegen
ihrer schwarzen Haare keine Chance bei ihm haben sollte, wollte ihr nicht in
den Kopf gehen. Sie könnte ihre Haare blondieren. Doch blond, dieses
Weizenblond, niemals wollte sie so sein.
    Trotz allem fühlte sie sich heute etwas zuversichtlicher. Die
halbe Nacht hatte das Bett unter ihren unruhigen Bewegungen geächzt, Scheiners
Worte waren wie ein böses Mantra in ihrem Kopf herumgetanzt. Jetzt kämpfte sich
die Sonne hervor, kämpfte sich wie Berenike in den Tag. Just in diesem

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