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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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doch.«
    »Natürlich.«
    »Du gehst zu Madame Montego, richtig? Bringt sie dich
weiter?«
    »Naja. Sag mal, Alma, hast du von dem neuen Guru gehört, der
am Toplitzsee praktizieren soll?«
    »Was willst du von dem?« Almas Blick war schwer zu deuten,
scannte sie von oben bis unten. »Jemand in der Redaktion hat behauptet, er
bevorzuge nordische Walküren.« Sie strich sich die rotbraunen Locken aus dem
Gesicht, ihre Haut glänzte. »Er praktiziert freie Liebe, das soll der
Erleuchtung dienen. Ich kann mir das gut vorstellen.«
    »So?« Berenikes Schoß pulsierte unerwartet willig.
    »Nur wenn du dich öffnest und finden lässt, wirst du den
richtigen Weg gehen«, erklärte Alma weiter, als wäre Berenike ein krankes Kalb.
»Ein Guru ist keiner, den man selbst sucht.«
    Berenike richtete sich auf, ihre Brüste reckten sich
verlangend. Der Eiskasten sirrte kühl. Sie sah Jonas an der Tür vorbeigehen.
»Alma, ich hab zu tun. Reden wir ein anderes Mal in Ruhe.«
    »Wie du meinst.« Unter Almas Sommerkleid aus grüner Seide
zeichneten sich ihre Beine ab, während sie quälend langsam hinausging. Sie
hatte ihr einmal verraten, dass sie nur Seidendessous trug – schwarze.
    Als Letzter tauchte Sepp Meister auf. Er hatte den
Schreibtreff gemeinsam mit Seraphine ins Leben gerufen und sorgte für den
Programmablauf. Er war über 60 und jahrelang wegen Schizophrenie in der
Psychiatrie gewesen. Er hatte für seine Entlassung gekämpft und wohnte nun im
eigenen Haus. Er hatte mehrere Bücher über seine Erfahrungen als Book-on-Demand
verlegt, sie verkauften sich erfolgreich, wie man so hörte.
    »Du bist also neu?«, wandte er sich an den dunkel gelockten
Mann. Sepps braun gebranntes Gesicht zeugte von seiner Liebe zum Garten. Im
Mundwinkel steckte eine Pfeife, es roch nach Vanilletabak. Ein leichtes Lächeln
flog über das Gesicht des Jüngeren. »Ich bin der Sepp, und du?«
    »Jo – hmchm – Jonas.« Der sportliche Typ rieb seine
großen schmalen Hände aneinander.
    »Hat dich jemand empfohlen?«
    »Äh …« Jonas zog seine dunklen Augenbrauen zusammen.
»Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Die Gruppe ist doch offen, hoffe ich?«
    »Schon gut. Setz dich. Wir werden sehen, wie du zu uns passt
oder wir zu dir.« Sepp klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Ich – äh – ja.«
    Sepp wandte sich ab und begrüßte die anderen mit Handschlag.
Jonas setzte sich an die Schmalseite des Tisches, der Tür gegenüber. So hatte er
alles gut im Blick. Ans Fenster klatschten schwere Regentropfen.
    »Wo hab ich den schon gesehen?«, murmelte Selina. Sie
glaubte ständig, jemanden identifizieren zu müssen, das war bei ihr eine
Berufskrankheit. Sylvie neben ihr schüttelte den Kopf, dass die blonden
Haarsträhnen flogen. »Ich kenn ihn nicht.« Sie griff nach Stefans Hand, ehe sie
eine Mappe aus ihrer Tasche zog. »Meine neuesten …«
    Berenike schlängelte sich
zum Tisch durch, brachte ein Kännchen Earl Grey für Sepp und Bionade für Alma.
Der Gräfin genügte reines Quellwasser. Als sie in die Runde blickte, fiel
Berenike auf, dass sie niemanden aus der Gruppe bei Lahns Lesung gesehen hatte.
Wie eigenartig.
    Im Vorbeigehen schnappte sich Selina Berenikes Arm und hielt
ihn fest. »Hier ist es passiert?«, flüsterte sie, als könnte ihr jemand eine
Idee stehlen.
    »Wie bitte?«
    »Rabenstein ist hier tot aufgefunden worden?«
    »Ja, stimmt.« Berenike sah wieder jenes Gesicht vor sich, sah
es sich verändern, bis es ein völlig anderes war. »Habt ihr ihn gekannt?«
    »Rabenstein?« Selina zog ihren Schal enger. »Er hat einen
Abend mit uns gestaltet, über mögliche Wege der Veröffentlichung. Das war vor
deiner Zeit, Berenike.« Selinas Augen wanderten über Berenikes Gesicht, als ob
sie ihr Alter am Zustand ihrer Haut erraten wollte. »Als sich unsere Gruppe
noch im Café Fischer getroffen hat. Viel war mit seinen Erfahrungen nicht
anzufangen. Wir unterscheiden uns in unserem Schreiben völlig von ihm.
Rabenstein«, Selina trank schnell einen Schluck, »hat uns belächelt, glaube ich.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Wenn die Welt nur mehr auf Leute wie uns
hören würde, dann gäbe es weniger Mord und Totschlag.« Alma nickte so heftig,
dass die Haare ihr halbes Gesicht bedeckten.
    Berenike schob die Tabletts auf dem Tisch zurecht. »Hat sich
Rabenstein bedroht gefühlt?«
    »Der? Der hat sich ständig bedroht gefühlt. Er war bekannt
für seine

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