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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Ohren. Immer wieder spreche sie jemand
aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Art sich zu bewegen, auf eine adelige
Abstammung an, hatte sie Berenike anvertraut. Wer weiß, was dahinterstecke, sie
als uneheliches Kind … Ihre Mutter hatte den Namen des Vaters nie
preisgegeben. Helena spekulierte, dass ihre Zeugung das Resultat einer
Drogengeschichte war. In der Tat verhielt sie sich irgendwie anders, drückte
sich gewählter aus als die Bauern und Bergleute in der Umgebung.
    Berenike folgte Helenas Blick, der über das Bücherbord glitt.
Der Band über die heimischen Giftpflanzen fehlte, tatsächlich. Wer mochte das
gewesen sein, doch nicht Helena? Nein, sie hätte den Wälzer nicht
hinausschmuggeln können. Worin denn, in einer Brotkiste? Helena legte den Block
mit der Bestellliste auf die Theke.
    Berenike nahm die Teeblätter aus der Kanne. »Die Story stammt
von Robert Rabenstein.«
    »Rabenstein? Ist das …?«
    »Der Tote von der Lesung, genau.«
    Eine Weile tranken sie schweigend. Der Ceylon schmeckte
kräftig, indeed.
    »Stürmer geht mir nicht aus dem Kopf, Berenike«, fing Helena
wieder an. »Er tigerte durch die Hotelhalle wie ein Löwe im Käfig.«
    »Ob er …?«
    »Sich eines Kritikers entledigen wollte?«
    »Wann ist Rabenstein gestorben?«
    »Vorgestern.«
    »Gestern habe ich Stürmer beim Frühstücksbuffet gesehen. Er
muss am Tag zuvor angereist sein …«
    »Du meinst …?«
    »Er hat ein Motiv, wenn das mit dem Artikel stimmt.«
    »Genau, so etwas schadet dem Geschäft. Wenn die Leute erst
einmal misstrauisch geworden sind …«
    »Außerdem trieb sich in der Lounge der Seebrise so ein
auffälliger Typ herum.«
    »Ja?« Berenike dachte an die Drohungen letzte Nacht.
    »Ein dunkelhaariger. Er hat Stürmer nicht aus den Augen
gelassen.«
    »Dunkelhaarig? Jonas?«
    »Was für ein Jonas?«
    »Ein neuer Autor, der
gestern beim Schreibtreff war. Wenn er von auswärts ist, muss er irgendwo
wohnen. War nur so eine Eingebung. Es laufen viele dunkelhaarige Leute herum.«
    »Da hast du recht, Berenike, besonders hier in der Gegend!
Wir sind ja auch für die schwarzen Schafe berühmt. Du, ich muss weiter.« Helena
packte die leeren Kisten. »Ach ja, was ist eigentlich aus unserer Séance
geworden?«
    Berenike hatte Helena vom spiritistischen Zirkel ihrer Tante
Salome erzählt. Als Kind hatte sie dabei sein dürfen, wenn die überlebenden
Verwandten ihres Vaters die Geister der Verlorenen beschworen. Helena erhoffte
sich von einer solchen Séance neue Inspiration.
    »Sobald Rabensteins Tod geklärt ist, okay?«
    »Ja, klar!« Helena wandte sich zur Tür. »Das hätte ich fast
vergessen. Ich bin gestern Abend bei dir zu Hause vorbeigefahren. Ein Typ ist um
das Haus herumgeschlichen. In Schwarz gekleidet, eine Kapuze tief ins Gesicht
gezogen. Ich hab ihn nicht erkennen können. Sah mir nicht ganz geheuer aus.
Aber vielleicht ist er harmlos. Du warst nicht daheim?«
    »Nein.« Ein Typ in Schwarz. Die Telefonanrufe, bei denen sich
nie wer meldete. Es erinnerte alles fatal an – »Herr Scheiner, der Mensch,
von dem ich den Laden hier gepachtet habe. Ich glaube, er bedroht mich.«
    »Du hättest dich nicht an diesen Alpenmafioso binden sollen«,
Helena stemmte die Hände in die Hüften, »er hat keinen guten Leumund.«
    »Das sagt sich leicht, es war sonst kein zentrales Lokal zu
haben. Würdest du einen Teesalon in Lupitsch besuchen?«
    »Vielleicht …«
    »Du schon, Helena, aber die Mehrheit nicht.«
    »Hat er dich dazu gedrängt, bei von ihm empfohlenen
Getränkelieferanten zu bestellen?«
    »Nein – ja. Aber bei mir gibt es hauptsächlich Tee und
Bioprodukte.«
    »Da hast du Glück. Andere zwingt er dazu. Jetzt muss ich
wirklich los, Berenike. Meld dich, gell.«
    Gleichzeitig mit Helena verschwand die Sonne. Düstere
Wolken legten sich über den Ort. Im Radio kamen die Nachrichten. Berenike ließ
die Teetasse sinken. ›Immer noch rätselt die Polizei über die Todesursache
unseres Kollegen Robert Rabenstein. Die Mordthese scheint sich zu erhärten,
auch wenn noch nichts über die Hintergründe bekannt ist. Rabenstein starb vor
Kurzem in einem Lokal im Bezirk Bad Aussee. Nach wie vor gibt die Tatsache
Rätsel auf, warum ihm die Finger gebrochen wurden. Der Psychologe Günther
Witzozki zu diesem bisher vor den Medien geheim gehaltenen Thema: »Schon in den
ältesten Gesetzbüchern der Welt wurden Kapitalverbrechen mit dem Abhacken der
Hände bestraft. Wir müssen

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