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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Pfefferminze und Melisse?«
    »Ja, genau.«
    Berenike nahm weitere Bestellungen auf. Während sie mit den
Teeblättern hantierte, ließ sie die kreativen Schwingungen auf sich wirken. Für
einen kurzen Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie eine eigene
künstlerische Betätigung vermisste. Während des Studiums war Berenike mit der
Theatertruppe Olymp recht bekannt gewesen. Selbst von Professoren war sie auf
ihre Interpretation von Elektra oder Medea angesprochen worden. Es gab
Gastspiele in Eisenstadt, im Waldviertel, einmal in Paris. Die Truppe bestand
trotz einiger Schwierigkeiten und Kämpfe untereinander mehrere Jahre. Doch dann
kamen die Prüfungen. Nur die besten Noten zählten. Letztlich hatte sie das
Theater aufgegeben. Sie hatte ihren Studienabschluss gemacht, war in der Eventbranche
gelandet. Zunächst hatte sie Rockkonzerte gecheckt, später
Benefizveranstaltungen. Nach mehreren Jobwechseln fragte ihre Mutter schon in
einem anerkennenderen Tonfall nach, ob sie nun besser verdiene. Dann war
Berenike in Brians Agentur gelandet. Ihre große Lehrzeit, er hatte ihr nicht
nur Berufliches beigebracht. Sex gehörte für ihn dazu. Sie hatte es geschafft,
wie man sagte. Bis zu jenem verhängnisvollen Ereignis, das ihr die Luft zum
Atmen nahm. Rabensteins Tod war wie ein böswilliges Dakapo einer schlecht
gelaunten Schicksalsfee. Es juckte Berenike in den Fingern, wieder kreativ zu
werden. Vielleicht würde sie ihr Buch schreiben, wenn sie aktiv an den
Schreibtreffs teilnehmen könnte. Es musste himmlisch sein, alles, was in ihr
arbeitete, in Worte fließen zu lassen.
    Traumtänzerei. Sie befüllte den Wasserkocher mit frischem
Leitungswasser. Ihr Blick wanderte zu der Gruppe. Jonas stand abseits, schien
sie zu beobachten. Man hatte ihn stehen gelassen. Er schlenderte zur Glastür,
spähte neugierig in den versiegelten Literatursalon. Dann kam er zu ihr an die
Theke. Ein vages Lächeln. Ein Knistern? Sein Blick war nicht einzuordnen. Aber
jetzt war Business angesagt. Sie servierte Seraphine sommerlichen Kräutertee
mit Veilchenaroma. Am Anfang hatten einige nach Tee mit Rum gefragt,
schließlich wandelten sie auf den Spuren des portugiesischen Dichters Fernando
Pesos. Was kümmere einen die kaputte Leber, hatten sie den Mann zitiert (ob
richtig, blieb dahingestellt). Die Leber sei sterblich, die Gedichte würden jedoch
auch ohne sie bestehen. Berenike hatte ihnen erklärt, dass sie keinen Alkohol
ausschenkte. Sie hielt es damit wie Katharina von Braganza. Die Prinzessin aus
Portugal hatte 1662 den britischen König Karl II. geheiratet. Am englischen Hof
führte sie die Teestunde ein, um dem üppigen Alkoholgenuss etwas
entgegenzusetzen. Auch in Berenikes Salon wurde die Abstinenz mittlerweile
akzeptiert.
    Die Tür ging wieder auf, die Gräfin erschien. In Selina
Gamberowskis Adern floss von mütterlicher Seite her tatsächlich blaues Blut.
Sie brachte jedes ihrer dünnen Bändchen irgendwo unter, dazu schrieb sie
High-Society-Textchen für regionale Zeitungen. Was man hier so für High Society
hielt. Alles bei Selina drehte sich ums Regionale. Die Tür sprang wieder auf,
traf die Gräfin in den Rücken, die schnell weghopste.
    Alma Behrens stürmte herein, in der Hand das
Wirtschaftsmagazin, in dem seit Kurzem ihre Astro-Kolumne erschien. Sie warf
die Zeitung schwungvoll auf den Tisch. Wie bestellt waren ›Ahs‹ und ›Ohs‹ zu
hören. Man durfte sie für ihre Beiträge aber auch nicht zu sehr loben. Allen
war bekannt, dass sich Alma mit ihrem ›Sternenzelt-Kabarett‹ zu Höherem geboren
fühlte. Damit bekam sie kurze Auftritte bei Kongressen. Alma feilte häufig
mithilfe der Gruppe an ihren Programmen. Ansonsten vermietete sie Zimmer und
pflegte ihre alte Schwiegermutter. Im Sommer fand sie selten zu ›Pessoas
Erben‹. Wahrscheinlich war der Tod Rabensteins diesmal der Auslöser.
    Berenike verschwand in die Küche, um die Brötchen aus dem
Kühlschrank zu holen. Sie beugte sich hinunter, als sich von hinten ein Arm um
sie legte. »Na?«
    Berenike fuhr zusammen. »Alma! Hast du mich erschreckt.«
    »Echt?«
    »Ich – mag das nicht so.«
    »Bedrückt dich Rabenstein? Was macht das mit dir, sein
schwarzer Tod?«
    »Ich …« Ich war selbst dem Tod nah, dachte sie. Laut
sagte sie: »Ich habe sein Gesicht gesehen, sein totes Gesicht. Er …«
    »Du stehst unter Schock. Aber der Tod gehört nun einmal zum
Leben, das weißt du

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