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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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geregnet hat,
    Die Bäume tröpflet no,
    I haun emol e Schätzle g'hätt,
    I wott i hätt es no.
     
    Jetzt ist es aber g'wandret,
    Dem Unterländle zua,
    Jetzt haun i wieder en andre –
    's ist au e braver Bua.
     
    Den Wasserkübel unter dem Arme kam das Mädchen wieder zum Vorschein, es verschloß das Haus und legte den Schlüssel unter die daneben stehende Reisbeige. Der Rathhausbrunnen war ausgeschöpft und verschlossen, auch der obere Brunnen war verschlossen und wurde nur vom Soges Morgens und Abends geöffnet, um daraus je nach der Kopfzahl der Familien das Wasser zu vertheilen. Dieser Wassermangel ist ein großer Nebelstand, besonders im hohen Sommer.
    Unterwegs rief des Anschels Beßle:
    »Creszenz, wart', ich geh mit.«
    »Komm, mach tapfer. Bis wann kommt denn dein Chusen 1 wieder? entgegnete Creszenz.«
    »Bis auf unsere Pfingsten, heut über vierzehn Tag'.«
    »Bis wann machet ihr denn Chasne?« 2
    »Bis nach Sückes; 3 du mußt bei meinem Leben auch den ganzen Tag beim Tanz sein, da wollen wir uns auch noch einmal recht lustig machen, wir sind doch immer gut Freund gewesen.«
    »Beßle, du hättest sollen hier bleiben, du hättest sollen den Seligmann heirathen, was man daheim hat, weiß man; so weit in's Elsaß hinein – wie weiter wie g'heiter, sagt man als, wer weiß wie es dort ist.«
    »Wie kannst du nur so reden?« erwiderte Beßle, »hab' ich denn mit meinen 400 Gulden das Auslesen? und drüben sind das fast 1000 Frank, das ist schon eher ein Wort. Und du? bleibst denn du im Dorf? Wenn dein Geometer einmal eine Anstellung kriegt, mußt du nicht auch fort? Ei hab' ich dir denn auch schon gesagt, mein Chusen ist vorlängst von Straßburg aus mit dem Florian auf den Schramberger Markt gegangen. Der Florian hat, was weiß ich wie viel? gewiß dreihundert Karlin in seinem Beigürtel gehabt, um Ochsen einzukaufen. Er führt sich wie ein Prinz, und sein Herr vertraut ihm sein ganz Vermögen an; man sagt, er gibt ihm seine Tochter.«
    »Ich wünsch' ihm Glück und Segen dazu.«
    »Nu, nu, stell' dich nur nicht so, du hast doch den kleinen Finger vom Florian lieber gehabt, als den ganzen Geometer.«
    »Und wenn auch, er hat nichts und ich hab' nichts, und zweimal nichts gibt gar nichts, sagt der alt' Schmiedjörgli.«
    Die beiden Mädchen waren zum Brunnen gelangt, viele standen schon hier und harrten der hohen Obrigkeit.
    »Weißt auch schon, Creszenz?« rief des Christians Dorle, »vor einer Stund' ist der Florian wieder kommen; jetzt hast's gut, jetzt kannst zweispännig fahren.«
    »Du hast's nöthig aufzubegehren,« erwiderte Creszenz, »du brenndürrer Bohnenstecken du; du darfst dein Kammerlädle noch so weit aufsperren, es kommt doch Keiner.«
    »So ist's recht,« sagte eine keck aussehende Person, die Leichkäther genannt, weil sie alle Todten in: Dorfe einkleidet; sie fuhr sich vergnügt mit der Hand über den Mund und sagte dann weiter: »wechselt's ihr nur, Creszenz, man weiß wohl, in eurem Haus wird alles gleich baar ausbezahlt.« Sie machte eine leicht verständliche Handbewegung.
    »Gelt, dir pfupfert's, weil man dir nichts borgt?« erwiderte die Bedrängte; »du hast's gut angefangen, Dorle, der da die Zung' zu heben.«
    »Was brauchst denn aber auch gleich mit dem Dorle so zu balgen?« sagte des Melchiors Lenorle, »es hat's ja nicht so bös gemeint, man darf ja auch einen Spaß machen.«
    »Ist denn der Florian im Ernst kommen?« fragte Creszenz leise.
    »G'wiß!« rief die Leichkäther laut; »gib nur Acht, du Hanfkrott, du wirst deinen Kopf nimmer so hoch tragen wie ein Schlittengaul; der Florian wird deinem Geometer schon das Land vermessen.«
    Der Soges erschien, ein zweiter Moses, der den Töchtern Jethro's den Brunnen öffnete; er schien aber um keine zu freien, denn er war nicht besonders freundlich.
    »Gib der Creszenz den Rahm vom Wasser, die muß heut' noch ihrem Geometer seinen steifen Kragen waschen,« schrie die Käther.
    »Laß sie schwätzen,« sagte das Lenorle, »man kann ihr nicht weher thun als wenn man sie allein belfern läßt; sie macht's grad wie die Hund', die bellen Einen an, und wenn man seines Weges fortgeht und nichts mit ihnen macht, kehren sie wieder heim und bellen einen Andern an, der vorbei geht. Narr, die möcht' gern ein jedes so schlecht machen, wie sie ist; aber vor dem Florian mußt dich jetzt in Acht nehmen, sonst gibt's böse Sachen.«
    »Ja,« sagte ein anderes Mädchen, »er hat viel Geld heimbracht und hat seinem Vater gleich eine goldene

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